Moin Zusammen,
meine Frau und ich hatten die schlimmsten 24 Stunden unseres Lebens hinter uns. Das hier passt nur zum Teil in den MRT-Thread, daher starte ich lieber einen neuen.
Gestern Vormittag sind wir zum ersten MRT-Termin nach der Strahlen-Chemo-Therapie gefahren und meine Frau hatte die vermeintlich gute Idee uns direkt eine CD mit den Aufnahmen brennen zu lassen. Das hatten wir bisher auch so gemacht, um ggf. beim Einholen von Zweitmeinungen gleich etwas in der Hand zu haben, ohne lange darauf warten zu müssen. Bislang war das auch immer sehr praktisch, doch führte es gestern dazu, dass wir uns beim Nachhausekommen (trotz des Protestes und der Bedenken meiner Frau) gleich an den Computer gesetzt haben, um erstmal Radiologen zu spielen und den Inhalt zu deuten.
Was wir gesehen haben, sah für uns mehr als erschreckend aus. An der Stelle der Tumorresektionshöhle befand sich jetzt ein großer, scharf umgrenzter Fleck, der je nach Aufnahmeart und Kontrastmittelgabe mal hell mal dunkel war. Erste Verdachtsdiagnose: Da hat sich etwas riesiges Neues gebildet, deutlich größer als zuvor. Zusammen mit meinem bisweilen etwas "matschigen" Gefühl im Kopf dachten wir dass es sich um ein Rezidiv oder was auch handeln könnte. Die Google Bildersuche bestätigte unseren Verdacht zu einem gewissen Grad. In unseren Köpfen spulte sich dann sogleich ein schlimmer Film ab, auch wenn wir uns bewussta waren, dass wir ja eigentlich nur einen für uns Laien nicht zu deutenden Fleck gesehen haben. Der Termin zur Besprechung des Befundes ist erst am kommenden Dienstag. Meiner Hausärztin hatte ich die Aufnahmen gemailt, sie schrieb jedoch dass die Qulität der Bilder katastrophal sei und sie daraufhin keine Aussagen treffen könne, was ich nicht verstand, da die Auflösung auf meinem Rechner sehr gut ist und bei der gewählten Atr der Datenübertragung ein Qualitätsverlust unmöglich ist. Das hat uns dann natürlich noch mehr beunruhigt, weil wir dachten, dass sie uns vielleicht keine niederschmetternde Nachricht auf diesem Wege übermitteln wollte. Ein langes, quälendes Wochenende sollte also vor uns liegen.
Heute Morgen überkam mich dann eine mächtige Panik mit Todesängsten und Heulkrämpfen. Ich schrieb meinem Professor eine E-Mail, erklärte die Situation und bat um eine erste grobe Einschätzung. Prompt kam eine Abwesenheitsmeldung mit dem Hinweis, dass er erst am Dienstag wieder im Haus ist. Warten. Sogleich bemühte meine Frau eine befreundete Ärztin, jemanden zu erreichen, der eine fumdierte Aussage zu den Bildern machen kann. Noch während dieses Anrufs kam die erlösende Mail meines Professors: "Bin im Ausland. Habe die Bilder gestern gesehen. Kein Grund zur Panik!
Details besprechen wir Dienstag. Bilder sehen gut aus!
Mit freundlichen Grüßen". Tränen der Erleichterung sind etwas schönes und der heutige Tag war mit Dankbarkeit und auch etwas Demut erfüllt. Auch wenn die Panik eher kurz war, war sie um so heftiger, und die Steine , die uns vom Herzen fielen dürften meilenweit zu hören gewesen sein.
Fazit:
- Eigendiagnosen bis zum Grad einer mittleren Erkältung sind okay
- Dr. Google ist ein ganz beschissener Arzt
- Neugier überwinden und nicht selbst gucken
Die CD stecken wir beim nächsten Mal noch auf dem Klinikgelände in den Briefkasten und schicken sie zur Aufbewahrung an eine Vertrauensperson, die sie uns auch unter Gewaltandrohung nicht aushändigt. Nie wieder so eine selbstgemachte und dumme Panik. Bin gespannt, wie sich diese komischen Flecken erklären lassen. Als ich sie eben einem Freund am Telefon erklärte, meint er bevor ich die Panik schilderte: "Hört sich doch gut an, dann scheint ja durch Chemo und Bestrahlung noch jede Menge weggegangen zu sein." ja, wohl auch etwas vom Vernunftsgewebe.