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Thema: Partner ist austherapiert und nun?

Partner ist austherapiert und nun?
Jensy
24.02.2014 10:36:10
Hallo,
die jetzige Situation ist die, dass mein Ehemann (33) seitdem 23.01.14 austherapiert ist. Der Gesundheitszustand wird immer schlechter. Mein Mann kann sich immer schlechter mitteilen und laufen d.h seine rechte Körper Hälfte ist gelähmt. Der Tumor sitzt direkt am Hypothalamus. Ich, Krankenschwester im Seniorenheim, im Nachtdienst, bin derzeit krank geschrieben, da ich es körperlich und psychisch momentan nicht schaffe zu arbeiten. Unser Sohn ist 3 Jahre. Mir ist es sehr wichtig, dass ich jetzt in dieser Zeit für meine beiden da sein kann.

Das Problem ist das mein Mann jetzt schon seid 4 Jahren krank ist und uch in den 2 Jahren auch sehr oft krank geschrieben wurde, weil ich immer wieder " zusammengeklappt bin und ich mit der Situation teils gar nicht mehr umgehen konnte.
Mein Arbeitgeber weiss um unsere Situation hat aber leider nicht soviel Verständnis dafür. Ich bin jetzt due fünfte Woche krank geschrieben und es ist auch noch nicht absehbar wann ich wieder gehen kann. Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht? Oder kann mir sagen was ich da machen kann? Mein Arbeitgeber macht mir momentan zusätzlich " Druck" . Finanziell können wir uns aber auch nicht erlauben, wenn ich wenuger Stunden arbeite. Mir ist es auch wichtig das wenn alles überstanden ist und es auch mir wieder besser geht ich meine Tätigkeit wieder aufnehmen kann....im Voraus schonmal ein Dankeschön für die Rückmeldungen.
Jensy
fasulia
24.02.2014 15:55:41
Hallo, ich bin auch noch nicht lang hier... trotzdem, habe ich "neben" meiner Hirntumorerkrankung schon einiges "bewältigt" bzw. erlebt, so dass ich dir antworten möchte:

hat dein Mann eine Pflegestufe?
da du vom Fach bist, könnte der Pflegedienst vllt. Haushaltssachen übernehmen? doch auch, wenn man die Pflege selber kann, ist es gut, wenn tägl. oder 2-3mal i.d. Woche jemand kommt, mit dem man sich austauschen kann, "wie siehst du das?" o.ä.

wer unterstützt euch? auf wen könntest du zurückgreifen?
hast du psychologische Unterstützung?

es hört sich für mich so an als hast du bisher"alles" alleine gestemmt, das ist nicht zu schaffen

Die meisten Hospiz/Palliativdienste haben auch ehrenamtl. Menschen, die auch mal nur einen Nachmittag mit dem Kleinen spielen, damit du etwas anderes tun kannst, vllt. schlafen?

die finanzielle Situation? du könntest dich auch kündigen lassen, ALG I beziehen, Wohngeld beantragen ... ich glaube, dass dein jetziger Arbeitgeber dich wieder "nehmen" würde, wenn deine Situation besser ist... und als KS ist auch sicher an anderer Stelle noch etwas zu finden...
auch die deutsche Krebshilfe hat einen Fond, der in finanz. Notfällen hilft.
Verständnis vom Arbeitgeber zu erwarten ist schwierig, weil er keinen Ersatz für dich einstellen kann, solange du krank geschrieben bist ... und Geld kostet ihn dein Ausfall auch...

doch ist die finanzielle Existenzangst vllt. nicht doch die Angst, wie soll das Leben ohne deinen Mann "gehen"?... es "geht", wenn du nicht ganz alleine bist

ich merke, dass je mehr ich schreibe, ich dich auch gerne trösten will... du klingst nach stark sein MÜSSEN und es verständlicherweise nicht immer zu können... doch virtuell ist das schwierig...
trotzdem alles liebe für dich und Mut um Hilfe zu bitten, bei wem auch immer...
oft wenn man nicht auf "Familie" zurückgreifen" kann, sind es "wildfremde"... doch es gibt sie
lg
fasulia
dirlis
24.02.2014 19:14:36
Liebe Jensy,
als ich Deinen Beitrag gelesen habe, bin ich - wie auch fasulia - bei der Frage gelandet, welche Hilfe Du wohl aus Deinem Umfeld erhalten kannst.
Wenn ich es Recht verstanden habe, managt Du alles, bist der Verdiener und hast in dieser schwierigen Zeit ein Kind bekommen. (was andere alleine schon vollständig auslasten würde)
Hochachtung!
Aber - wie auch fasulia schreibt - hol Dir Hilfe.
Welche Möglichkeiten es gibt, weißt du vielleicht aufgrund Deiner beruflichen Erfahrung am Besten? Was ist mit den kirchlichen Hilfsdiensten (Malteser/ Caritas...9
Was Deinen Job betrifft... was sagt dir Dein Herz?
Würdest Du Dir vorwerfen, nicht genug Zeit für Deine Lieben gehabt zu haben?
Sei herzlich gegrüßt von Dirlis
dirlis
gramyo
25.02.2014 20:34:53
Liebe Jensy,

ich habe schon mehrfach deinen neuen Bericht gelesen und jetzt wollte ich dich einfach gedanklich trösten, soweit das virtuell überhaupt möglich ist.Schreibe hier doch einfach öfter. Dieses Forum ist wirklich nicht nur eine Hilfe in medizinischen Dingen, sondern gibt einem immer wieder das Gefühl, das wir mit unseren Ängsten und Nöten nicht alleine sind.

Leider sehe ich die Problematik bei einer Kündigung deinerseits als sehr schwierig an, da du ja dem Arbeitsmarkt dann zu Verfügung stehen musst.Diese Möglichkeit siehst du ja eigentlich nicht, was ich auch gut verstehen kann. Du möchtest bei deinem Mann und deinem Kind, was in dieser schwierigen Zeit geboren ist und dem du Sicherheit und Halt geben willst, sein .

An deiner Stelle würde ich mir wirkliche Hilfe bei einem Psychoonkologen suchen und auch einen stabilen Freundeskreis versuchen aufzubauen. Gehe doch einfach mal in eine Selbsthilfegruppe. Es muss nicht unbedingt nur eine Hirntumorgruppe sein. Das Thema Krebs verbindet einfach.

Ich würde im Moment dazu stehen, dass du innerlich deine zwei Lieben nicht alleine lassen kannst und auch nicht willst. Als Krankenschwester wirst du durchaus immer eine Arbeit finden. Jetzt , glaube ich, brauchst du einfach seelischen Beistand und manchmal auch Hilfe in der Pflege, wie schon fasulia geschrieben hat.Eine Pflegestufe müsste es ja absolut für deinen Mann geben.

Wir hier im forum werden dich immer wieder gedanklich unterstützen.
Herzlichste Grüße
von Gramyo/Claudia mit Burkard im Herzen und Leben
gramyo
Jensy
25.02.2014 21:21:07
Danke für Eure Rückmeldungen. Also Derzeit ist es so, das die Eltern und die Schwester meines Mannes für uns da sind und uns unterstützen. Unser Sohn geht bis Mittags in die Kita. Momentan habe ich psychologisch keine Hilfe. Mein Mann hat seid 2 Monaten die Pflegestufe 1 bekommen aber den Antrag auf 2 werde ich mir jetzt zukommen lassen und dann versuchen die 2 zu beantragen.
Denn jetzt sitzt mein Mann ja auch schon quasi im Rollstuhl ( diesen bekommen wir auch in ein paar Tagen) ich habe zur Zeit nicht das Gefühl das mir eine Psychotherapie helfen wird
Ich habe mir gedacht das ich das " hinterher" in Anspruch nehme auch zusammen mit meinem Sohn? Ich kann zur Zeit gar nicht richtig denken und weiss oft nicht wie das alles weitergehen soll? Zusätzlich der Druck von der Arbeit obwohl ich mir innerlich sage- das ist jetzt nicht wichtig! Und auch für mich nicht möglich... es sind so viele Gedanken, Ängste und Gefühle jeglicher Art die auf mich einprallen das ich das gar nicht alles " ordnen" kann
Liebe Grüsse!
Jensy
gramyo
25.02.2014 22:00:07
Liebe Jensy,

das die Familie deines Mannes dich so unterstützt, finde ich ausgesprochen schön und gut.

Verstehe es bitte nicht falsch, wenn ich dich noch einmal ermutigen möchte, jetzt doch schon mal dir psychologische Hilfe zu holen. Die gibt es auch jetzt schon für dich und deinen Sohn. Probiere es doch einfach mal aus. Abbrechen kann man immer, aber .... vielleicht ist es doch eine Bewältigungshilfe.

Wenn dein Mann nicht mehr auf dieser Erde ist, bekommst du ja durchaus auch noch Hilfe um diese Lebenssituation zu bewältigen.Wenn du aber schon ein Vertrauensverhältniss zu einem Therapeuten aufgebaut hast, ist die Trauer zwar groß, aber die Möglichkeit, in eine tiefe Depression zu verfallen, durchaus geringer.

Zu dem Antrag auf die Pflegestufe 2 würde ich den momentanen Pflegedienst bitten, dir zu helfen. Da war unser Pflegedienst mir sehr behilflich. Allerdings hatte ich auch schon Erfahrung durch die Pflege meiner Mutter und meines Vaters.
Wenn er einen Rollstuhl braucht, ist die Pflegestufe 2 eigentlich sehr angesagt. Man kann gegen jede Einstufung ja auch Widerspruch einlegen.

Gerade weil du versuchst , all deine wohlgemerkt begreiflichen Ängste , Gedanken und Gefühle "einzuordnen", bitte ich dich sehr, den Versuch einfach zu starten, dir psychische Unterstützung ausserhalb der Familie und hier zu holen.
Schreibe dennoch hier immer weiter.
Herzliche, mitfühlende Grüße
Gramyo/Claudia mit Burkard im Herzen und Leben
gramyo
Schmetterlin
26.02.2014 10:47:11
Ich bin immer wieder empört, wenn ich solche Sachen lese.

Die Krankheit und die seelische Belastung aller, ist doch schon schlimm genug, aber, dass man auch noch in finanziellen Schwierigkeiten kommt, macht mich immer wieder sprachlos.

Unser Land hat für jeden Geld nur nicht für die, die es wirklich benötigen.

Ja, sicher sagen jetzt wieder welche man kann zum Sozialamt usw. gehen....dort muss man sich bis auf die "Hose ausziehen" und für was bitte???

Wenn man einen Menschen pflegt, gehört einem OHNE viel Gedöse ansprechendes Geld dafür.

Denn zu den vielen anderen Belastungen, sollte man nicht auch noch die finanzielle haben.

Sorry, aber das musste ich mal los werden
Schmetterlin
Jensy
26.02.2014 14:37:56
Ja das ist wahr und macht mich wirklich sehr traurig und zugleich sauer...da muss man sich noch dafür rechtfertigen warum man nicht mehr kann und auch nicht mehr weiter weiss...nächste Woche muss ich zum SMD und mich wieder dafür rechtfertigen warum ich krank bin...aber es bringt nichts sich darüber aufzuregen, sondern immer noch versuchen das bestmögliche daraus zu machen.
Ich werde am Donnerstag mal die Onkologin darauf ansprechen was ich tun kann um Hilfe zu bekommen insb. Psychoonkologisch. Das schwierige da-man muss ewig auf einen Termin warten. Hat man denn in dem Palliativnetz eher die Möglichkeit Unterstützung zu bekommen?
Jensy
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