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daleissoill

Hat jemand Erfahrung mit Glioblastoma Patienten die eine Abneigung gegenüber einen Familienangehörigen/Partner entwickelt haben? Mein Mann (60) wurde im Juni 2016 mit Glioblastoma Multiforme IV diagnostiziert und seit dem behandelt er mich sehr schlecht, bzw. ist sehr misstraurich (Geld, Handy, allgemein) und wütend mir gegenüber und dagegen aber, sehr lieb und nah zu seiner Familie/kinder geworden. Hat vielleicht jemand eine ähnliche Erfahrung gemacht? Vielen Dank im voraus und liebe Grüße

Forever

Hallo daleissoill,

willkommen im Forum, auch wenn der Anlass kein schöner ist.

Persönlichkeitsveränderungen kommen leider sehr häufig vor, wirst du auch im Forum mehrmals finden. Schau dir mal folgenden Thread an, der behandelt eine ähnliche Situation: https://forum.hirntumorhilfe.de/neuroonkologie/psyche-11697.html

Bei meiner Frau ist die Veränderung eher umgekehrt und daher positiv. Sie sieht mich noch vor den Kindern als Fixpunkt und vertraut mir deshalb (fast) bedingungslos.

Tröste dich für den Moment damit, dass sich die Situation auch wieder positiv verändern kann. Ggfls. tausche dich auch mit anderen Personen aus, damit du merkst, dass du nicht alleine bist. Evtl. solltest du auch hinterfragen, warum es so ist. Weil du von "seiner" Familie schreibst, liegt das Problem vielleicht auch dort.

LG und alles Gute

Aziraphale

Physisch gesehen kommt das darauf an, wo der Tumor liegt. Frontal kann Persönlichkeitsveränderung verursachen. Auch können Antiepileptika aggressiv machen.

Ich würde aber sagen, das müsste dann eigentlich alle Menschen um den Patienten herum betreffen, zumindest alle, zu denen er eine emotionale Bindung bisher hatte.

13.07.2013

Guten Tag miteinander
ich kenne dieses Problem auch zu Gut. Mein Mann hat seit 13.7.13 auch ein Glio IV und seit dann oft sehr aggressiv und verbal ausfällig, vorallem mir und zeitweise auch den Kindern gegenüber. Wir waren bei einem Familiencoach um eigentlich unser Probleme in den Griff zu bekommen, da habe ich erfahren dass er bereits bei einem Anwalt war um sich zu informieren, was er für mich und die Kinder bezahlen muss, wenn wir uns trennen..... ich bin seit seiner Diagnose daran ihn zu motivieren seine Probleme anzugehen und nach lösungsansätzen zu suchen, er jedoch findet keine Motivation etwas anzugehen, aber genug motivation einen Anwalt zu suchen und hinzugehen und sich über eine mögliche Trennung zu informieren..... ich bin am Boden zuerstört, masslos enttäuscht und auch wütend.... ist dies der Dank für alles was ich jeden Tag erledige und kämpfe??
Sorry musst ich einfach gerade los werden....

Forever

So schwer es fällt, dies zu akzeptieren - es ist nicht dein Mann der so handelt! Es ist ausschließlich der Tumor.
Das hilft zwar nicht in der konkreten und belastenden Situation, aber durch den Tumor ist er dabei genauso "willenlos" wie du als Außenstehende.

sonne212

Ich kenne dieses Problem sehr gut liebe daleissoill. Bei meinem Mann (59) wurde am 22.12.16 ein Glio IV festgestellt. Die OP hat er gut überstanden, war danach immer noch der liebevolle, verständnisvolle, Ehemann. Nach einer Woche wurde er entlassen. Alles schien gut zu laufen. Bis ich ihn nach 4 Tagen mit Desorientierung und Verwirrtheit wieder ins Krankenhaus in Berlin einliefern musste. Da ging es los.....er war nicht mehr liebevoll und verständnisvoll. Er wurde mir gegenüber zunehmend aggressiver, misstrauischer, ungerechter, verbal ausfällig, blafft mich nur noch an, hat kein nettes Wort mehr für mich. Er hat eine große Familie die alle hinter ihm stehen .......die behandelt er übrigens freundlich lustig verständnisvoll........die Familie hat sich von mir distanziert, weil sie meinen wir müssen unsere Eheprobleme allein regeln. Haha ....Eheprobleme hätte ich gerne......die können gelöst werden. Diese Persönlichkeitsveränderung nicht. Das schlimme ist, mein Mann hat seinen ersten Wohnsitz in Berlin bei mir in meiner Wohnung, den zweiten Wohnsitz hat er im Emsland. Dort hat er ein kleines Häuschen..... es ist sein Geburtsort ......im Emsland leben seine Kinder und seine Geschwister......nun hat er sich dorthin verlegen lassen und hat alle seine persönlichen Sachen aus unserer Wonung in Berlin mitgenommen. Ich bin verzweifelt .....l.g. sonne212

Sabrini

Liebe Sonne212,
Oh man, das ist ja furchtbar!
Bei meinem Papa haben wir auch mit extremen Persönlichkeitsveränderungen zu kämpfen, aber ich wollte auch auf gar keinen Fall mit dir tauschen. Ich finde, dass dieses Nicht-Beachte und völlig außen vor lassen fast an psychische Folter grenzt, da du als Ehefrau mindestens genauso viele Ängste, Bedenken und Fragen hast. In solch einer Situation sollte man auf keinen Fall alleine sein.
Hast du Familie/ Freunde, mit denen du darüber sprechen kannst oder eventuell einen "Verbündeten" aus der Familie deines Mannes, der dich unabhängig von den "Eheproblemen" auf dem Laufenden halten kann?

Wenn man aus der Situation etwas Annehmbares herausziehen kann, ist das, dass du wenigstens nicht ständig über deine Grenzen hinausgehst und du trotzdem alles falsch machst, jedes Essen zum "kotzen" schmeckt und alles, was du sagst als Angriff gewertet wird.
Ich musste mir diese Woche sagen lassen, dass ich als Tochter nie gewollt war und ohne mich alles viel besser gelaufen wäre..

Fühl dich gedrückt, meine Familie und ich können dich gut verstehen!

Jenny R.

Hallo ihr Lieben, auch wir haben dieses Problem mit meiner Schwiegermama!
Sie wird schnell wütend, ausfallend und hat einen völligen Wahrnehmungsverlust. Keiner will sie haben alle sind gegen sie und die Ärzte lügen und können nichts.
Heute kam es zum traurigen Höhepunkt, sie hat ihre Sachen gepackt und wollte nur noch weg. Gekommen ist sie bis zu den Nachbarn.
Dann wollte sie zu Ihrer Schwester mit der Bahn fahren (zum Glück hat der Nachbar sie nicht alleine gelassen). Ihr Sohn ist ihr gefolgt, daraufhin beschimpfte sie ihn er habe ihr Handy geklaut.
Nach dem ganzen wurde der Krankenwagen gerufen. Nach kurzem Aufenthalt im Krankenhaus kam die Polizei und nahm sie mit?! (Zwangseinweisung?!) Wir wissen es noch nicht.
Die Polizei hat nun wieder den Krankenwagen gerufen, weil sie diese beschimpft. Es ist so schlimm wie sich ein so toller Mensch innerhalb von kürzester Zeit zur unerkenntlichkeit verändern kann.

Liegt es an der Psyche, den Medikamenten oder einer Mischung aus allem?

Es tut so unglaublich weh. Ich verstehe alle Betroffenen nur zu gut!

Ich wünsche allen viel Kraft für das bevorstehende.

Liebe Grüße

Schatz Bea

Guten Abend, ihr Lieben
auch ich kenne einiges von dem was Ihr geschrieben habt. Ich finde nur,dass es wesentlich größere Auswirkungen hat. Da ich immer das Gefühl habe, wenn ich von seiner veränderten Persönlichkeit spreche, z. Bsp. bei den Therapeuten, man wird nicht ernst genommen. Die Fassade ist so gut. Mein Mann, derzeit in Reha, ruft mich an und eröffnet mir, er braucht keine Logo, die Logopädin findet keine Defizite und die Ergo auch nicht. Wie soll man 200 km weit weg den Therapeuten begreiflich machen was für Probleme er hat. Er versteht Texte nicht, ich schickt Ihm heute über das Handy eine witzige schöne Nachricht, vom Inhalt her: ,, schön dass es dich gibt ,, und er antwortete darauf: ,, verstehe ich nicht .. und das ist nur ein kleiner Auszug. Ihr könnt euch mehr oder weniger vorstellen was das für einen Streß macht, vorallem wenn die Fachleute die Defizite nicht sehen... Ich bin hochfrustriert und verzweifelt Liebe Grüße

Marienkäfer2

Huhu , das Problem habe ich auch . Bzw mein Mann. Er ist ein andere Mensch . Leider sehen die Ärzte das nicht als so großes übel an und man steht da sehr aleine da. Er vertraut mir null . Der Bezug zu seinen Kindern geht langsam verloren . Agresives und Feindseliges Verhalten ,wechseln sich mit Selbstmitleid und gleichgültig ab.

Was man dagegen tun kann . Ich ignoriere es inzwischen aber die Lösung ist das ja auch nicht !

daleissoill

Vielen herzlichen dank für alle Antworten! Leider hat sich die Lage noch mehr verschlechtet und seine Gefühlswelt gerät immer mehr durcheinander. Meine Erfahrung ist sehr ähnlich wie die Beschreibung von Marienkäfer2, eine Mischung aus feindseliges Verhalten, Selbstmitleid und Gleichgültigkeit. Auch die Fassade von der Schatz Bea spricht kenne ich sehr gut. Es ist unendlich traurig zuzusehen, wie der Mann den ich kannte immer mehr verschwindet.

Faizi

Hello daleissoill,
As Aziraphale has explained, it all depends on where exactly tumor is situated.Sometimes edema or the swelling around the tumor can reach up to frontal lobe and cause personality changes indirectly, Which exactly happened with my brother. He used to get very angry for no reason and turn us all out of room so he may not hurt anyone with his words. It was really heart breaking to see a joyful person suddenly turn aggressive due to illness. But in the end it is us family and friends who have to be really patient and understanding towards them.Complaining to them in their face regarding their behavior makes the matter worse as per my experience.

laluna

Hallo an Alle,

Glio 4 seit 06/17 nicht operabel. Radio/Chemo, derzeit mit CCMU, vorher Temodal und Avastin, welches er nicht vertrug. Begleitend mit Methadon.

Die Persönlichkeitsveränderung mal naiv herzallerliebst ja fast wie ein Kind und im nächsten Augenblick volle Breitseite, Ungeduld launenhaft und sehr schnell reizbar. Es gibt nur schwarz oder weiß. Das ist für die Familie ein enormer Stress, kognitive Einschränkungen werden immer größer, Anteilnahme an Tagespresse nicht mehr vorhanden, Selbstüberschätzung und somit Gefährdung z.B. mit Flex arbeiten, oder auf Leitern steigen in Haus und Garten. Dann ist großes Fingerspitzengefühl gefordert, zum einen einen Sturz/Unfall zu verhindern d.h. in ein Streitgespräch zu schlittern was nicht ohne ist, oder mit Respekt den Zustand aushalten und die Eigenständigkeit versuchen zu begleiten, auch mit der Konsequenz das es einen Unglück gibt.

Es ist für uns als Familie wie eine Prüfung für jeden von uns, uns in unserer Haltung dem Kranken gegenüber.
Es ist nicht leicht und fordert die Selbstreflexion ununterbrochen, ich helfe mir dann damit und sage mir, wie würde ich mich als Betroffener fühlen..............

alma

Der Tumor und die Diagnose können ein Grund sein. Doch einer, bei dem man als Angehöriger nur wenig machen kann.
Ich würde die schlichte Tatsache des Krankseins in die Überlegungen mit-einbeziehen. Wenn man sich vorher als Familienvorstand betrachtet hat, sieht man sich jetzt vielleicht als schwächstes Glied in der Kette, weil demnächst pflegebedürftig. Oder als Last. Das genügt ja eigentlich schon, in Zorn zu geraten. Schuldlos heruntergestuft, entwertet, um die männliche Rolle und damit die Männlichkeit gebracht. In einen Zustand geraten, auf den man nicht vorbereitet ist.
Ich sehe das nicht so, aber vielen Männern geht das sicherlich anders.
Wenn man bedenkt, was es mit etlichen Ehen macht, wenn der Mann plötzlich berentet ist und zu Hause sitzt, wundere ich mich nicht über den Umschlag in eine Lebenskrise durch Krankheit, Und dazu noch durch eine, die mit der Angst verbunden ist, auch noch die Kontrolle über das Ich zu verlieren, also auch da nicht mehr Herr im Hause zu sein.

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