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Thema: Persönlichkeitsveränderung/Verhaltensveränderung

Persönlichkeitsveränderung/Verhaltensveränderung
lisa10
15.03.2014 11:19:54
Hallo.
Ich bin neu hier und völlig am Ende. Mein Mann hat mich vor 3 Wochen angeblich wegen einer neuen Frau verlassen, eröffnete mir aber vor 4 Tagen das er einen Gehirntumor hat. Ich bin völlig am Ende. Ich kann nicht sagen, was für einer, welche Diagnose, nichts. Ich weiß noch nicht mal wo er sich aufhält. Er hat sich noch nicht mal mehr von mir umarmen lasse, obwohl ich gar nicht bezügl. Mitleid das wollte. Jetzt ist er irgendwo, ich denke mal, Freundin ist nicht und ich habe seit gestern abend kein Lebenszeichen mehr. Er lässt seine Familie völlig hängen und im ungewissen. Ich vermute, es sieht nicht so gut aus und er möchte sich wohl auch nicht operieren lassen. Helfen lässt er sich von mir auch nicht, möchte nicht zurück kommen. Ich mache mir ständig Sorgen und Vorwürfe. Er muss das schon lange mit sich ausmachen. Alleine. Ich weiss nicht, ob er jetzt im KH ist oder ob was passiert ist. Wir haben Kinder. Die sind noch gar nicht informiert. War jemand vielleicht schon ähnlicher Situation und kann mir was sagen?
Danke schon mal!
Lisa10
lisa10
amaryllis62
15.03.2014 13:27:39
Hallo lisa10,
schön dass Du den Mut hast und den Weg ins Forum gefunden hast. Dies ist ein Raum, wo Du deine Ängste, Sorgen und auch Gutes loswerden kannst.

Deine Situation ist furchtbar beängstigend - diese Unkenntnis, die Angst um deinen Mann und natürlich sind da auch noch eure Kinder. Die Handlungsunfähigkeit sowie der Kontrollverlust sind für dich kaum auszuhalten. Du Arme…fühle dich mal in den Arm genommen.

Über den Krankheitsverlauf bzw. die Persönlichkeitsveränderung kann ich nicht viel sagen. Nur - falls es ein Hirntumor ist, bedeutet das für den Betroffenen und den Angehörigen eine erstmal furchteinflössende und existenzielle Bedrohung. Nichts ist mehr wie vorher und das verursacht auch Handlungen der Betroffenen, die wir als Angehörige nicht nachvollziehen können. Es zieht einem förmlich den Boden unter den Füssen weg. Das ist die Psyche und dann gibt es natürlich auch die Möglich der Beeinträchtigung durch den Tumor. Alles Spekulationen… Wie können wir dir helfen? Was tut dir gut und stabilisiert dich in der jetzigen Situation?
Vielleicht kannst du die Krankenhäuser oder seinen Arzt kontaktieren und bekommst vielleicht nähere Auskünfte. Oder sein soziales Umfeld wie Arbeitsstelle etc.

Ich wünsche dir gaaaanz viel Kraft auf dem Weg in ausfindig zu machen und dann kommt der nächste Schritt.

Liebe Grüße
amaryllis mit Clara im Herzen
amaryllis62
lisa10
15.03.2014 13:32:40
Hallo.
Vielen lieben Dank für die lieben Worte. Es ist verdammt schwer, vor allen die Ungewissheit. Ich hoffe, das er sich nach und nach öffnet. Ich werde nächste Woche seinen Arzt aufsuchen. vielleicht habe ich Glück. Die haben ja alle Schweigepflicht.
Nochmal Danke!!!
Liebe Grüße
Lisa10
lisa10
tinchen
15.03.2014 21:36:38
Liebe Lisa,

deine derzeitige Situation kann ich gar nicht in vollem Maase erfassen - es kommt soviel Ungewissheit zusammen. Deine Angst ist völlig verständlich.

Bitte suche doch am Montag den Hausarzt deines Mannes auf und frage ihn, ob er eine Überweisung (Neurologie, Klinik) geschrieben hat.
Falls nicht: Krankenhäuser eures Wohnortes, Notaufnahmen der Kliniken anfragen.

Wenn deinen Mann die Diagnose "Hirntumor" erhalten hat, muß er in einer Klinik (mit CT, MRT) gewesen sein. Der Hausarzt kann diese Diagnose nicht gestellt haben.
Dein Mann müsste in diesem Fall auch behandelt werden, sicher stationär.
Die Arbeitsstelle deines Mannes ist auch eine Stelle, wo du nachfragen kannst. Die Krankenkasse, falls er eine Krankschreibung erhalten hat.

Was "Schweigepflicht" betrifft: Als Ehefrau müsstest du wichtige Informationen erhalten - denke ich zumindest.

Liebe Lisa, ich wünsche dir sehr, dass dein Mann sich inzwischen gemeldet hat und du nicht mehr solche Angst haben musst.

Sei für heute Abend ganz lieb gegrüßt von tinchen
tinchen
alma
15.03.2014 23:44:03
Hallo Lisa,

gibt es nicht irgendeine Person (Freund, Angehöriger), der er vertraut und die du als Vermittler zwischen euch einschalten kannst?

LG, Alma.
alma
lisa10
16.03.2014 18:20:19
Hallo.
Erstmal Danke für die lieben Antworten und Anregungen. Ich werde morgen versuchen, etwas herauszufinden.
Das schlimmste ist echt die Ungewissheit und das mein Mann uns komplett raushält. Sagt nicht wo, nicht was. Will er uns schützen?
Ich bin selber jetzt noch 2 Wochen krank gemeldet und werde versuchen etwas heraus zu finden.
Nochmal Danke!!!

LG Lisa10
lisa10
amaryllis62
18.03.2014 06:57:36
Liebe lisa10,

deine Geschichte geht mir nicht aus dem Kopf. Wie geht es dir und den Kindern? Konntest Du etwas in Erfahrung bringen? Diese Ungewissheit ist ja für Dich kaum auszuhalten. Es wäre beruhigend von Dir etwas zu hören, ob Du etwas erfahren hast.

Ich denke an Dich und schicke Dir die nötige Kraft, um diese Situation auszuhalten.
Liebe Grüße
amaryllis mit Clara im Herzen
amaryllis62
lisa10
18.03.2014 13:09:07
Liebe amaryllis,

lieb das Du an mich denkst. Hier ist alles weiterhin sehr komisch. Der Arzt, den er mir genannt, dort war er gar nicht. Wir haben gestern gesprochen, es wächst wohl ein Meningeom im Frontallappen, er möchte sich aber nicht behandeln lassen. Hier wird alles verkauft und er möchte komplett mit seinem alten Leben abschließen und nur noch für sich alleine leben.
Ganz komisch alles. Der ist durch die Diagnose meiner Meinung nach so durch den Wind, und ich habe den Eindruck, es wird immer schlimmer.Aber er will sich nicht helfen lassen. Wir werden wohl ausziehen müssen.....
Liebe Grüße
Lisa10
lisa10
Felsquell
18.03.2014 15:18:01
liebe lisa10

was du beschreibst ist nicht mit ein paar Sätzen zu kommentieren
amarylis hat so einfühlsame Worte gefunden
dass ich denke
besser könnte ich es nicht ausdrücken
so bleibe ich still
sende dir voller Mitgefühl eine stille Umarmung
mit Hoffnung
auf bessere Zeiten

so herzlich
Felsquell
Felsquell
dirlis
18.03.2014 22:29:27
Liebe Lisa10,
auch von mir liebe Grüße voller Fassungslosigkeit und Sorge.

Ich weiß nicht, wie alt Deine Kids sind, aber aus der Erfahrung mit unseren eigenen (12, 10 und 6, Vater mit Glioblastom seit 12'12) wünsche ich Dir den Mut, offen mit den Kindern über Deine Sorge und Ratlosigkeit sprechen zu können. Es kann Euch nur helfen, wenn ihr diese unfassbaren Veränderungen in Eurem Leben gemeinsam und nicht sprachlos durchsteht.

Vielleicht kannst Du für Dich und die Kids eine Unterstützung bekommen, gerade auch in Psychologischer Hinsicht?

Sei herzlich gegrüßt von Dirlis
dirlis
alma
18.03.2014 23:42:14
Liebe Lisa,

es hört sich schon die ganze Zeit merkwürdig an. V.a. so, als wäre dein Mann gar nicht richtig über seine Krankheit informiert.
Es gibt bei einem Meningeom Bedingungen, unter denen man noch nichts unternehmen muss: der Tumor ist klein und er ist gutartig. Sitz im Frontallappen sagt auch noch nicht viel aus: rechts muss es nicht unbedingt zu Symptomen kommen. Und was weiß er über die Behandlungsmethoden? Über Kopf-OPs?
Um dir ein klares Bild zu machen, brauchst du die genaue Krankengeschichte samt der Befunde und Therapievorschläge. U.a. musst du wissen, wie lange er die Diagnose schon hat. Dann kannst du besser beurteilen, ob seine Art der Reaktion mehr mit Panik als mit einer echten Entscheidung zu tun hat und ihm vielleicht deutlich machen, dass er nicht gleich die Flinte ins Korn oder alles über den Haufen werfen muss.
Ich hoffe, dass du noch Einfluss auf ihn nehmen kannst.

Liebe Grüße, Alma.
alma
Angel
20.03.2014 10:28:48
Hallo Lisa10,

ich schreibe dir aus der Sicht einer Betroffenen. Als ich vor 6 Jahren erfahren habe, das ich ein Astrozyton III habe, habe ich mich von allem getrennt was für ich Ballast war.
Ich habe mich von einigen Freunden getrennt. Oft hat man sehr eingefahrene Verhaltensmuster in Beziehungen, die in einer solchen Situation aber nicht mehr zählen.
Damals merkte ich, das die Krankheit ein Zeichen für mich war. Die Chance einen anderen Weg einzuschlagen.
Ich weiss nicht ob das bei deinem Mann auch so ist. Am Anfang durchläuft man eine Achterbahn der Gefühle, ich wollte das auch für mich selber sortieren.

Im Moment ist er ein Mensch, der sehr direkt mit seiner Endlichkeit konfrontiert wird. Frag dich, wie du in seiner Situation reagieren würdest.

Wir sind alle nur Menschen. Betroffene scheinen oft ihre Persönlichkeit zu verändern. Ich sehe das eher so, das man in einer solchen Situation zu seiner Persönlichkeit zurück findet.
Persönlichkeit wird im Laufe des Lebens von vielen äusseren Einflüssen verbogen.

Gruss

Angel
Angel
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