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Thema: Pflege - Betreuung?

Pflege - Betreuung?
Vero
04.10.2005 21:24:11
Bei meiner Mom wurde vor 3 Monaten ein Glioblastom IV festgestellt (auf dem Sprachzentrum). Nach OP nun Bestrahlung und teilw. Chemo. Inzwischen sind wahrscheinlich epil. Anfälle mit zwei schweren Stürzen hinzugekommen, daher ist sie wieder in der Klinik. Nun kommt das Thema Betreuung, Pflege, Pflegeheim auf uns zu. Sie meint, noch alles zu können (ging ja bis lezte Woche auch wirklich) und möchte auf jeden Fall in ihre Wohnung (lebt alleine). Ich bin mir da nicht so sicher, zumal sie zur Zeit nicht wirklich kommunizieren kann. Hat jemand Erfahrung mit Betreuung? Kann mann da aufstocken? Was für Möglichkeiten gibt es? Danke für eure Infos, ich komme mir irgenwie ziemlich verloren vor ...
Vero
Andrea[a]
05.10.2005 20:20:57
Hallo Vero,

zum Thema Pflege(versicherung) gibt es gute Ratgeber von der Verbraucher-Zentrale.

Bei der stationären Pflege gibt es die Kurzzeitpflgege, deren Dauer begrenzt ist (ich weiss nicht mehr, auf wieviel Wochen), und dann die (auf Dauer angelegte) Vollzeitpflege mit Kündigungsfrist.

Adressen von Einrichtungen (stationär) bekam ich von meiner Krankenkasse/Pflegeversicherung. Adressen ambulanter Pflegedienste hatte ich aus dem Branchenverzeichnis.

Aber: die Pflegeversicherung zahlt nur, wenn eine Pflegestufe festgestellt wurde, und (das erfährt man immer nur nebenbei) die Pflegebedürftigkeit mindestens ein halbes Jahr besteht. Festgestellt wird sie vom Medizinischen Dienst der Krankenkassen. Die Pflegeversicherung zahlt nicht rückwirkend, sondern erst ab dem Tag, an dem der Antrag auf Kurzzeit- oder Vollzeit- oder ambulante Pflege bei ihr eingegangen ist. Diese Antragsformulare solltest du dir am besten sofort von der Pflegeversicherung schicken lassen.

Die Krankenkasse (nicht die Pflegeversicherung) gewährt unter bestimmten Bedingungen eine Haushaltshilfe.

Diese Erfahrung machte ich allerdings nicht im Zusammenhang mit einem Hirntumor, ich weiss also nicht, ob das da eventuell anders läuft.

Gehört habe ich dann noch von der inzwischen legalen Möglichkeit, sich eine (meist osteuropäische) Hilfe ins Haus zunehmen; vermittelt werden sie über "Agenturen" (=Arbeitsagentur???).

Vielleicht kannst du dich auf dieser Basis weiter informieren.

Alles Gute!
Andrea[a]
Jürgen[a]
06.10.2005 19:45:22
Hallo,
meine Frau hat einen Hirntumor,und pflege meine Frau selbst.Antrag auf
Pflegestufe hatte ich im Februar 2005 erstmals gestellt. der MD erschien
im Mai 2005 und stellte Pflegestufe 1 fest.Pflegestufe wurde im September
auf 2 erhöht. Antrag bei der Krankenkasse anfordern und gleich beantragen.
Bei Unterbringung im Heim ist immer eine Zuzahlung erforderlich.Höhe je
nach Pflegestufe.Vom Antrag bis zur Feststellung der Pflegestufe mußt Du mit 2 Monaten rechnen.
Alles Gute für Deine Mom.
Jürgen[a]
Vero
07.10.2005 08:49:28
Vielen Dank für die Infos. War es schwierig von Stufe I auf Stufe II zu kommen. Wieviel vorlauf hattet ihr dabei?
Alles Gute für Deine Frau.
Vero
Andrea[a]
10.10.2005 12:36:33
bei meiner Mutter war es fast dasselbe. Sie war bei der Diagnosestellung im April 94 56 Jahre alt (ebenfalls Glio IV). Für sie war der Gedanke Hilfe anzunehmen oder gar in ein Pflegeheim zu müssen ein Greuel. Manchmal denke ich, dass sie dies mehr getroffen hat als die Krankheit selbst. Sie ist im letzten Juli im Hospiz gestorben.
Da sie im gleichen Ort wie ich ihre Wohnung hatte, habe ich sie selbst betreut,d.h. die pflegerischen und hauswirtschaftlichen Verrichtungen gemacht.. Das Pflegegeld habe ich zu meiner Entlastung für sog. Nachbarschaftshilfe eingesetzt, d.h. es kam immer eine Dame von der Diakonie, die mit meiner Mutter spazieren ging oder sich sonst mit ihr beschäftigt hat(3x WO). Eine Pflegekraft hätten wir uns von dem Pflegegeld in dem erforderlichen Umfang nicht leisten können. Nun konnte ich dies tun, weil ich z.Z Hausfrau bin. Wäre ich berufstätig gewesen, hätten wir versucht ergänzendes Pflegegeld beim Sozialamt zu beantragen. Ganz wichtig ist es , sich so früh wie möglich nach einem stationären Pflegeplatz umzusehen, wenn dir die Pflege selbst nicht möglich ist. Möglichst in deiner Nähe. Auch wenn sie dieser Hilfe noch nicht bedarf, es werden andere Zeiten kommen, vielleicht sehr schnell. Es gibt Wartelisten bei den guten Einrichtungen. Nach meiner Erfahrung wird man auf diese gesetzt, auch wenn man noch keine Einstufung hat. Einen Antrag auf die Einstufung bei der Pflegekasse solltest du auch gleich stellen. Ich bin froh, dass ich mit meiner Mutter alle Möglichkeiten noch durchsprechen konnte. Sie wurde mit der Zeit dement und so war es für mich einfacher die entsprechenden Entscheidungen zu treffen. Aber ich gebe zu, es war ein furchtbar schwerer Akt, weil er von meiner Mutter und mir verlangte, der Realität knallhart entgegenzusehen, bis zum bitteren Ende.
Andrea[a]
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