Hallo Ihr Lieben,
es wird Zeit, dass ich mich wieder bei Euch melde. Meinem Mann (42 J., Glioblastom IV seit Dez. 2012, 2.OP im Mai) geht es zur Zeit gut. Nachdem ihn die 2.OP zunächst ziemlich mitgenommen hat, ist das Leben aktuell annähernd normal. Der Urlaub hat ihm sehr, sehr gut getan und nachdem wir das ursprüngliche Urlaubsziel wegen der zunächst schlechten Situation absagen mussten ( und uns zur Zeit mit einer großen Versichrung um die Stornokosten zanken), sind wir mit Verschiebung, Umplanung uns anderer Organisation doch noch mit spontaner Buchung recht gut gefahren und mit unserer grossen Familie "untergekommen". Wir konnten sogar ein wenig wandern!
Die Einnahme von Temodal im Metronomischen Protokoll scheint besser verträglich zu sein. Weniger Nebenwirkungen. seltenes Kribbeln im "falschen" Arm (damit meine ich, das Tumor und Kribbeln auf der selben Seite sitzen) könnte auch von Keppra kommen... Blutwerte sind alle fein.
Vor dieses Situation haben wir uns auch damit ausgesöhnt, dass wir Leuven abgesagt haben. (Düsseldorf hatte auch abgeraten und in einem Forumsbeitrag, den ich gerade nicht finde, gab es einen Hinweis, dass Rezidivpatienten für Leuven quasi die Placebogrupoe seien)
Weihrauchkapseln scheinen besser verträglich zu sein, wenn Milchprodukte reduziert werden?! Es wäre spannend, ob die Weihrauch-Experten im Forum ähnliches beobachtet haben?
Es ist ein tägliches Fest ihn gutgelaunt und fröhlich zu sehen, wenn er mit den Kindern scherzt (wobei derHumor sich offenbar geändert hat) . Am Wochenende hat er Freunde erheblich überrascht, als er zur Geburtstagseinladung in 23 km Entfernung mit seinem geliebten Fahrrad erschienen ist. (ich war schon etwas unruhig, das die erste Strecke nach der OP so lang war, aber mit einer App auf dem Handy konnten wir die Fahrt per GPS nachverfolgen und wären im Notfall innerhalb von 5 Minuten bei Ihm gewesen. Ich liebe diese Technik.)
Mir selber geht es im Moment nicht so gut. Vielleicht liegt es daran, dass Ruhe (soweit man mit drei Kindern und 2 Einschulungen diese Woche von Ruhe reden kann...) einkehrt und ich mehr Zeit für meine Zipperlein habe. Nachts kommen wieder viele ungute Gedanken. Die Angst bleibt halt doch.
Ich versuche die Zeit genauso zu genießen, wie Mann und Kinder, aber der Gedanke, dass kurz vor dem letzten Kontrolle-MRT auch gerade alles gut lief, schwappt immer wieder hoch.
Gramyo wird jetzt sicher denken, dass auch bei mir die Einstellung und das Hoffen wichtig ist. Aber ich grübel ja auch nur manchmal und ausschliesslich Nachts.
Ich weiß, dass es uns zur Zeit - gerade im Vergleich zu anderen hier - hervorragend geht und empfinde (abgesehen davon, dass ein Glioblastom grundsätzlich eine Zumutung ist) große Dankbarkeit.
Da ich bisher die Erfahrung gemacht habe, dass das Forum ein Ort ist, an dem geteiltes Leid gemildert werden kann, möchte ich Euch heute versuchen etwas von unserem Glück zu senden und ein gutes Gefühl weiterzugeben.
Das Leben ist erst vorbei, wenn es vorbei ist. Bis dahin gehört es so gut genutzt und gelebt, wie es nur irgendwie geht. Und trotz dieser fürchterlichen Diagnose hat das Leben immer mal wieder kleinere oder größere Überraschungen für uns parat.
Seid herzlich gegrüßt von Dirlis
(mit fürchterlichem Gewitter über dem Dach und voller Freude, dass selbiges dicht ist)