Liebe Arwin,
Ich hatte nach meinen ersten beiden WHO-II/III-Meningeom-OPs "Persönlichkeitsveränderungen, woraufhin ich Antidepressiva verschrieben bekam. Erst eins, dann ein anderes, dann wieder eins ...
Gegen die Depressionen wirkten sie eigentlich kaum, aber durch das "Herunterfahren der Sensibilität im Gehirn" erzeugten sie, dass ich damals auch nicht mehr wusste, wann das "Sättigungsgefühl" erreicht ist. Das gab es gar nicht mehr.
Pregabalin ist gegen Krampfanfälle entwickelt worden, hat aber eine deutlich höhere Wirkung gegen Schmerzen, wie im Verlauf der Langzeitbeobachtung festgestellt wurde.
Fast alle Medikamente, die ihre Wirkung im Gehirn entfalten, wirken nicht nur auf das Ziel, für das sie entwickelt wurden.
Möglicherweise wirken die meisten Antidepressiva so, dass man zunehmen soll, weil der Mensch weniger depressiv ist, also aktiver wird. Durch die regelmäßige Einnahme der Tabletten (auch als Kapseln, die ihre Inhaltsstoffe lansam abgeben und damit ständig wirken) soll die Person davor geschützt werden, in dieser ständigen Aktivität irgendwann keine Kraft mehr zu haben, aber auch kein Essen zu finden. Deshalb wird gleichzeitig für das dauerhafte "Auffüllen der Fettspeicher" gesorgt.
Bei mir entstand dadurch die zweite Depression, das war kontraproduktiv. Deswegen wurden immer wieder andere Mittel ausprobiert, z.T. zwei bis drei gleichzeitig, jedes wirkte mit anderen Nebenwirkungen und letztendlich habe ich vor 10 Jahren auf sie völlig verzichtet und gehe mit diesen Aggressionen und Depressionen usw. geeignet um.
Pregabalin habe ich vor einem Jahr wegen heftigster Schmerzen für etwa 2-3 Monate genommen, dann nicht mehr. Es hatte eine gute und dauerhafte Wirkung.
Aber so, wie es Dich die Schmerzen nicht mehr oder weniger spüren lässt, scheint es bei einer Dauereinnahme Dich das Sättigungsgefühl nicht mehr spüren zu lassen oder/und (als ungewollte Nebenwirkung) die "Fettspeicher dauerhaft aufzufüllen".
Da passt der Vergleich mit den ungewollten Nebenwirkungen der Antidepressiva.
Du wirst ja jetzt von einer Schmerzärztin betreut. Als ich kurzzeitig bei einer war, bekam ich mit, dass sie viel ausprobierte, um das bestmögliche Ergebnis zu erreichen, weil ihr bewusst ist, dass jeder Mensch individuell ist und speziell auf die vorhandenen Mittel reagiert. Dazu gibt es ja diesen Facharzt. Meine Schmerzärztin war auch im palliativen Bereich tätig, wo es um eine Vielfalt von hilfreichen Medikamenten geht.
Es scheint also für Dich sinnvoll zu sein, in einem engen und kurzzeitigen Kontakt mir Deiner Schmerzärztin zu bleiben und ihr alle guten und schlechten Wirkungen mitzuteilen. Sie hat imner noch eins und noch eins und ... und ... ein weiteres Mittel zur Verfügung. Durch andere Mittel können andere unerwünschte Nebenwirkungen entstehen, die Du vielleicht besser akzeptieren kannst. Je länger Du ungewollte Wirkungen erträgst, um so länger brauchst Du, um sie (die 6 kg) wieder loszuwerden.
Für mich gab es damals ein Antidepressivum, das nicht "dick" machte und später von einem Arzt in der Rehaklinik als "der Turbo unter den Antidepressiva" bezeichnet wurde. Für mich klang diese Bewertung gut und es hatte ja auch nicht die "Dickmacher"-Nebenwirkung. Aber das Wort "Turbo" bezeichnete wohl auch eine derart hohe Aktivität, dass ich extrem viel schaffte, was das normale Maß überstieg. Ich fand das zunächst sehr lange sehr gut. Aber es war auch eine ständige Überforderung! Ich arbeitete bis nachts um 1 oder 2 Uhr, stand um 6 Uhr auf, ging zu den Schülern und nahm sogar anderen Lehrern Arbeit ab - und das nach drei WHO-III- Meningeom-OPs und einer 30x2Gy-Bestrahlung. Das konnte auf Dauer nicht gut gehen, ging es auch nicht. Dann gab es weitere "Zaubermittel" ....
Ich wurde von meiner Schmerzärztin 1x/Woche bestellt, bis die passende Medikamentenkombination gefunden war, dann erst wurden die Zeiträume etwas länger.
Du musst Dich nicht mit dieser Nebenwirkung (+ 1 kg / Woche) abfinden. Sprich das an.
Ich weiß, dass Du mehrere Medikamente nehmen musst, aber nach und nach sollte auch für Dich die geeignete Kombination gefunden werden, die gut wirkt und tolerierbare Nebenwirkungen hat.
Du bist wertvoll und Du bist an Dir und an anderen interessiert, also wirst Du nichts zulassen, was Dir schadet, auch wenn es mit mehreren Arztbesuchen verbunden ist.
KaSy