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Europäisches Forscherteam ermöglicht bessere Diagnose von Hirntumoren
Ein europäisches Forscherteam hat ein computergestütztes Programm entwickelt, mit dem Ärzte bei der Behandlung von Patienten mit Hirntumoren eine schnellere, genauere und vollständig objektive Diagnose stellen können, ohne dazu eine Hirnbiopsie durchführen zu müssen. In einem Vorversuch wurde das System bei 16 Patienten eingesetzt und ergab eine Diagnosezuverlässigkeit von 92 Prozent.
Carles Arús, Professor am Fachbereich Biochemie und Molekularbiologie der Universitat Autònoma de Barcelona, leitete das Team bei der Durchführung des von der EU finanzierten Projekts INTERPRET (International Network for Pattern Recognition of Tumours using Magnetic Resonance) an. Er erklärte: Ziel dieses Projekts wat die Entwicklung eines computerbasierten Entscheidungshilfe-Tools zur Installation in Krankenhaus-MRT-Zentren, das Radiologen und anderen Klinikern ohne spezielle Fachkenntnisse die Möglichkeit gibt, Hirntumoren routinemäßig unter Einsatz der Magnetresonanzspektroskopie (MRS) zu diagnostizieren und klassifizieren."
Es gibt 50 verschiedene Typen und Grade der Bösartigkeit bei malignen Tumoren. Dieses neue benutzerfreundliche Tool arbeitet mit einer Datenbank, die Informationen zu 300 Hirntumoren enthält, und klassifiziert visuell die verschiedenen Tumortypen entsprechend ihrer Magnetresonanzspektren. Jeder Hirntumor entspricht einem Punkt in einem Diagramm. Tumoren mit ähnlicher Herkunft werden in diesem Diagramm nahe beieinander dargestellt. So können Radiologen Informationen zur Wahrscheinlichkeit erhalten, mit der ein unbekannter Tumor zum einen oder anderen Typ gehört entsprechend dem Diagrammbereich, in dem er dargestellt ist.
Bislang "war die Magnetresonanzspektroskopie nicht sehr weit verbreitet, obgleich mit diesem Verfahren eine signifikant verbesserte Hirntumorklassifizierung möglich ist. Dies lag zum Teil daran, dass die Radiologen Schwierigkeiten mit der Interpretation der Daten aus der Magnetresonanzspektroskopie hatten", gab Professor Arús an. Nun können Radiologen Hirntumoren auf einfache und effiziente Weise diagnostizieren und klassifizieren und sind vor allem nicht länger auf eine Hirnbiopsie angewiesen, die ein invasives und gefährliches Verfahren darstellt und nicht immer die richtige Antwort verspricht.
Dieses wissensbasierte System soll die Anwendbarkeit des MRS-Verfahrens verbessern und seine Verbreitung in Europa beschleunigen.
[Datum: 2004-02-11]