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Tina[a]

Teledoktor 5.10.05

Blut-Hirn-Schranke


Das menschliche Gehirn wiegt etwa anderthalb Kilo, es enthält schätzungsweise 100 Milliarden Nervenzellen, die von einem 600 Kilometer langen System aus feinsten Blutgefäßen mit Blut und Sauerstoff versorgt werden. Diese feinsten Blutkapillaren gibt es überall im Körper, aber die im Gehirn haben eine Besonderheit. Sie sind besser abgedichtet. Man nennt das: "Blut-Hirn-Schranke". Und so ist man darauf gekommen: Labortiere bekamen einen blauen Farbstoff in die Blutbahn gespritzt. Danach waren alle inneren Organe blau gefärbt, aber das Gehirn nicht.

Die Blut-Hirn-Schranke schützt das Gehirn nämlich vor schädlichen Stoffen. Alle Blutgefäße sind an der Innenseite mit einer so genannten Endothelschicht ausgekleidet. Diese verhindert, dass das Blut austritt, aber sie lässt trotzdem den Austausch von Stoffen in beide Richtungen zu. Nährstoffe und auch Medikamente gelangen durch die Wand der Blutgefäße nach außen, Abfallprodukte wandern durch die Endothelschicht nach innen und werden mit dem Blutstrom abtransportiert. Im Gehirn ist das aber etwas anders: Abfallprodukte können in der Regel zwar auch aus dem Gehirn mit dem Blut weg geschafft werden.

Aber der umgekehrte Weg, aus dem Blut ins Gehirn, ist nur für wenige Stoffe möglich. Traubenzucker und Sauerstoff werden zur Versorgung der Hirnzellen durchgelassen, Stoffe wie Alkohol, Nikotin und Heroin leider auch. Und Viren wie das AIDS-Virus eventuell auch. Einigen Medikamenten gelingt es aber nicht. An sich ein sinnvoller Mechanismus, aber für die Therapie von Gehirnerkrankungen ist das ein Problem.

Das gilt z.B. für die Therapie von Parkinson- und die Alzheimer-Krankheit, Epilepsie und Schizophrenie. Gehirntumore sind mit Chemotherapie kaum zu behandeln. Und auch bei der Behandlung von AIDS gibt es Probleme. Auch Antibiotika gelangen kaum ins Gehirn. Man müsste sie schon sehr hoch dosieren, damit wenigstens ein Teil davon ankommt. Aber das gibt dann wieder starke Nebenwirkungen in anderen Organen.

In der Pharmaforschung versucht man, die Barriere zu überlisten. Man kann sie für eine kurze Zeit lahm legen. Oder man kann den Wirkstoff, der ins Gehirn kommen soll, einem anderen Stoff huckepack mitgeben, den die Blut-Hirn-Schranke durchlässt. Das sind winzigste Partikel, maximal ein hunderttausendstel Millimeter groß. Mit solchen Nano-Partikeln sind im Tierversuch bereits erste Erfolge gegen einen besonders bösartigen Typ von Hirntumor gelungen. Auch wird experimentiert mit Ultraschall. Ein Wirkstoff wird in kleine Fettbläschen gefüllt, und die bringt man, wenn sie im Gehirn angekommen sind, mit einem gezielten Ultraschallimpuls zum Platzen. In der Blut-Hirn-Schranke entsteht dadurch ein winziges Loch, der Weg ins Gehirn ist für das Medikament frei. Die Blut-Hirn-Schranke ist übrigens nicht von Geburt an vorhanden, sie baut sich erst auf. Im Alter wird sie dann wieder durchlässiger. Manchmal hört man, dass die Blut-Hirn- Schranke durch die elektromagnetische Strahlung von Mobilfunkanlagen durchlässiger werden würde. Das ist aber schon mehrfach untersucht worden. Und dieser Effekt konnte bislang nicht nachgewiesen werden.

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