Lupo[a]
Braun AG bietet Creutzfeld-Jakob-Patienten Vergleich an
B. Braun-Produkt Lyodura soll Krankheit verursacht haben
28 Patienten klagten wegen Infektion
Melsungen (AP) Der Pharmakonzern B. Braun Melsungen AG hat nach einer Klage mehreren, in Japan an Creutzfeld-Jacob erkrankten Patienten, einen Vergleich angeboten. Die Kläger hatten angegeben, sich bei einer Hirnoperation mit dem B. Braun-Produkt «Lyodura» mit der Creutzfeld-Jacob-Krankheit (CJK) angesteckt zu haben, bestätigte der Konzern am Mittwoch. Bei dem Pharmaprodukt handelt es sich um menschliche, von Leichen gewonnene Hirnhaut. Das Produkt wird seit einigen Jahren nicht mehr von B. Braun hergestellt.
28 Patienten hatten 1996 und 1997 B. Braun auf 2,9 Milliarden Yen (rund 24,56 Millionen Euro/48,04 Millionen Mark) Schadensersatz verklagt. Zu den genauen Zahlen und Bedingungen des angebotenen Vergleichs wollte sich der Konzern noch nicht äußern. Es sei aber für alle betroffenen Patienten und ihren Familien ein «faires Angebot». Ein Vorstandsmitglied befinde sich derzeit in Japan, um mit den Klägern zu verhandeln. B. Braun betonte, dass der Vergleich kein Schuldeingeständnis darstelle. Es sei nicht nachgewiesen, dass Lyodura für die CJK-Infektion bei den Klägern verantwortlich ist. Die Erkrankungen seien zudem nicht vorhersehbar gewesen.
Die Implantation von menschlicher Hirnhaut werde vor allem bei bestimmten Verletzungen durchgeführt. «Die harte Hirnhaut muss beispielsweise bei der Operation eines Hirntumors gegebenenfalls ersetzt werden», sagte Professor Hans Kretzschmar, Direktor des Instituts für Neuropathologie an der Universität München und medizinischer Gutachter im Klageverfahren gegen die B. Braun Melsungen AG. Mittlerweile kann statt menschlicher Hirnhaut auch Plastik als Ersatz verwendet.
In Japan die meisten Infektionen
Grundsätzlich sei nach einer Implantation von menschlicher Hirnhaut eine Infektion mit der Creutzfeld-Jakob-Krankheit möglich. Der erste Fall sei 1987 bekannt geworden. Genaue Zahlen über die Häufigkeit gebe es aber nicht. Vor allem in Japan seien vermehrt Fälle einer Infektion aufgetreten. Berichte sprechen von bis zu 40 Erkrankungen. «Warum das gerade dort so ist, weiß man nicht», sagte Kretzschmar. Man wisse auch nicht genau, wie die Infektion abläuft.
Einige Wissenschaftler vermuten, dass die infektiösen Prionen, winzige Eiweißpartikel, sich in der Hirnhaut selbst befinden. Es könne aber auch sein, dass die Hirnhaut erst beim Herausnehmen kontaminiert werde. Bis zum Ausbruch der Krankheit dauere es nach den Erfahrungen in Japan nach der Implantation durchschnittlich fünf bis sechs Jahre. Im konkreten Fall sei es sehr schwierig nachzuweisen, ob eine Hirnhautimplantation tatsächlich bei dem Patienten CJK verursacht hat.