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Tanja[a]

Bischofswiesen: Computer für den Weg zurück ins Leben 03.07.2002

Bischofswiesen. Rehabilitation heute ist Medizin auf höchstem Niveau. Ein Beweis dafür ist der Einsatz von Computern für die Diagnostik und Therapie nach Schlaganfall, Hirntumor oder anderen Schädigungen des Zentralnervensystems. Mit Hilfe des "Kuratoriums ZNS" hat die Fachklinik Loipl in Bischofwiesen, ein Unternehmen der bayrischen MP-Gruppe, acht neue Computertherapieplätze eingerichtet und damit das Leistungsspektrum der Rehabilitationsklinik an der deutsch-österreichischen Grenze deutlich erweitert.


Dazu Chefarzt Dr. Anton Weichenmeier: "Wer künftig im immer härteren Wettbewerb um die Patienten gute Chancen haben will, muss konsequent auf modernste Diagnose- und Therapieangebote setzen". Daher hat sich der erfahrene Facharzt für Neurologie, Psychiatrie und Rehabilitationsmedizin erfolgreich um eine Förderung durch das "Kuratorium ZNS" bemüht. "Die neuen Computerplätze sind ein weiterer Mosaikstein im Konzept der Modernisierung unseres Hauses. Unser Ziel ist es, als Medical Park Einrichtung die Rehabilitation von Schäden am Zentralnervensystem bestmöglich abzudecken", so Weichenmeier. Betreut werden in Loipl vorrangig Patienten aus dem süddeutschen Raum. Zehn bis 20 Prozent der Kranken kommen aus den Regionen Salzburg, Tirol und Vorarlberg in Österreich.Für den Einsatz der Computer in der Fachklinik Loipl zeichnet der Dr. Alexander Fink verantwortlich. Der 30-jährige Neuropsychologe beschreibt den Patientenkreis der Klinik: "Wir therapieren hier in der Klinik auf neuropsychologischem Wege Patienten im Anschluss an die Versorgung im Primärkrankenhaus." Die Krankheitsbilder sind ganz verschieden: Vom Autounfall mit Schädelbasisbruch über die Entfernung eines Gehirntumors bis hin zum Schlaganfall. Gerade beim Schlaganfall sieht Fink eine besorgniserregende Tendenz: "Die Patienten werden immer jünger, heute trifft diese Krankheit schon viele 40-jährige. Diese Menschen werden mitten aus dem aktiven Arbeitsleben gerissen. Umso wichtiger sei es daher, diesen Patienten mit den bestmöglichen Therapien einen Weg zurück ins Leben zu ermöglichen."Um für jeden einzelnen Patienten die optimale Therapie festzulegen, müssen zunächst die individuellen Defizite festgestellt werden. "Hier helfen uns ausgeklügelte Diagnoseprogramme dabei, einzelne Leistungsparameter wie Reaktionszeiten, visuelle Wahrnehmung, Gedächtnis, Merkfähigkeit, geteilte Aufmerksamkeit, Orientierung oder Sprachfähigkeit auszutesten", erklärt Fink. Zu nennen sind dabei zum Beispiel das Wiener Testsystem von der Firma Schuhfried, das Hogrefe Testsystem ("HTS") und das Visuelle Restitutionstraining "VRT" von Novavision. Die zwei speziell für die Diagnose eingerichteten Computer geben nach Absolvierung der Testprogramme eine detaillierte Auswertung als Grundlage für die individuellen Trainingspläne aus. Die Software beschleunigt den Diagnoseprozess deutlich und ermöglicht es, die Patienten während ihres vierwöchigen Klinikaufenthalts schneller und zielgenauer zu therapieren."Interessant dabei ist, dass speziell ältere Patienten dem Computer gegenüber zunächst skeptisch sind, sich dann schnell mit der modernen Technik anfreunden", beobachtet der Neuropsychologe. Spezialtastaturen und Panels mit extra großen Tasten und Schaltfeldern machen es den Probanten leichter, die Geräte zu bedienen.In der Therapie kommt es besonders auf das regelmäßige Training an. "Unsere Patienten sitzen meist jeden Tag eine Stunde an den Geräten", erklärt Fink. Nicht alle Betroffenen hätten ein Einsehen in ihre persönlichen Defizite. Durch das Feedback der Computer beim Trainieren wird diesen Patienten objektiv vorgeführt, wo ihre Schwierigkeiten liegen. Dabei orientieren sich die teuren Softwareprogramme an notwendigen Alltagsfähigkeiten. Nach einem Schlaganfall haben Menschen Probleme, sich in derGedächtnistrainingStadt zur orientieren und finden plötzlich den Weg nach Hause nicht mehr. Am Computer kann das visuelle Gedächtnis genauso wie das Zeit- und Raumgefühl trainiert werden. Auf diese Weise ist es auch möglich zu testen, ob ein Patient wieder fahrtauglich ist.Das alles passiert am Computer in spielerischer Form, was positiv zur Motivation der Patienten beiträgt. Besonders interessant dabei ist ein "Biofeedback"-Gerät: Damit werden beim Patienten Hautleitwert, Muskelspannung, Atmung und Herzfrequenz abgeleitet. Die Frage für den Therapeuten: Wie reagiert der Patient auf die Aufgaben und den damit verbundenen Stress und wie kann er zum Beispiel durch richtige Atmung autonome Körperfunktionen beeinflussen und so seinen Allgemeinzustand verbessern?Das Training der kognitiven Fähigkeiten von ZNS-Patienten wurde in der Vergangenheit oft vernachlässigt. Spezielle Computerprogramme wie "Cogpack", "Rehacom" und "Lernreha" trainieren Reaktion, Konzentration, Auffassung oder Rechenfähigkeit. Solche sehr teuren Programme bieten viele Auswahlmöglichkeiten und verschiedene Leistungslevels, die der Patient Schritt für Schritt abarbeiten und so seine individuellen Fortschritte direkt erfahren kann."Nach der stets individuellen Diagnostik am Computer trainieren unsere Patienten unter Supervision eines Therapeuten in kleinen Gruppen an sechs Therapieplätzen", erläutert Dr. Fink. In naher Zukunft soll es auch möglich sein, die Patienten nach ihrem Klinikaufenthalt mit speziellen Computern für das weitere Training zu Hause auszurüsten. "Wenn er dann die Ergebnisse elektronisch an den Therapeuten übermittelt, kann der Trainingsfortschritt überwacht und das Trainingsprogramm auf die speziellen Bedürfnisse jedes einzelnen Patienten abgestimmt werden", so Fink.Der enorme Aufwand lohnt sich. "Wer nach einem im psychologischen Sinne traumatischen Geschehen im Kopf schnell und zielgerichtet mit einer Therapie beginnt, kann die Folgeschäden zu einem großen Prozentsatz positiv beeinflussen. Am Ende dieses langen und für den Patienten oft auch mühevollen Weges steht ein spürbares Plus an Lebensqualität", ist Neuropsychologe Dr. Alexander Fink überzeugt. Mit den neuen Computertherapieplätzen in der Fachklinik Loipl wird die Qualität der Rehabilitationsmedizin für jährlich viele hundert Patienten deutlich verbessert.

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