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Thema: Presse: Der Arzt des Jahres - Prof. Madjid Samii (67)

Presse: Der Arzt des Jahres - Prof. Madjid Samii (67)
Jörg[a]
24.07.2004 21:00:04
Heute wird Doktor Madjid Samii "Arzt des Jahres"
Er machte schon 20 000 Menschen gesund

Professor Superhirn!

Von A. LINK

Eben noch hat Professor Madjid Samii (67) einer Patientin aus dem Oman erfolgreich einen faustdicken Hirntumor entfernt. Jetzt gießt er Tee in gläserne Tassen. "Zucker?"

Die Frage von Leben und Tod - für den Deutsch-Perser gehört sie zum Arbeitsalltag wie sein heiß geliebter Thermoskannen-Tee (2 l/Tag). Unfassbar: Nach zwölf Stunden Stress wirkt der Professor konzentriert und fit wie nach einer Thalasso-Kur, sein Arztkittel ist weiß wie ein Sommeranzug von Thomas Gottschalk.

Ob in Sydney, Lima oder Peking: Die (Medizin-)Welt liegt dem Neurochirurgen zu Füßen. Hannover sowieso: Samiis Büro liegt im obersten Stock des "INI" (Internationales Neurowissenschaften-Institut), ein futuristischer Glasbau in Gehirnform.

Was wurde der "INI-tiator" und Ärztliche Direktor anfangs wegen Kosten (70 Mio. Euro) und Unterbelegung kritisiert. "Jetzt sind wir voll bis unters Dach. Und die Chinesen bauen das INI nach - in dreifacher Größe."

Samiis Spezialgebiet: Die "Neurobionik" (Wortspiel aus Neurologie, Biologie, Technik). Die Kunst, zerstörte Nervenzellen durch Elektroden zu ersetzen. Sie verändere die Medizin "kolossal": "Unsere Vision ist: Querschnittgelähmte können wieder gehen, Blinde sehen." 22 tauben Patienten hat Samiis Operationskunst bereits geholfen: "Sie können durch Umwandlung von Tönen in elektrische Reize hören."

Fast 40 Jahre lang hat Samii sich mit dem Gehirn beschäftigt, diesem "Wunderwerk der Evolution": "Ich kenne keine faszinierendere Aufgabe, bin dem lieben Gott dankbar, dass er mich in diese Richtung geführt hat."

Vom Milliardär (Flick) bis zum Mittellosen (Samii: "Zu mir kann jeder kommen"): Über 20 000 Menschen aus 60 Ländern hat er operiert, auch an Stellen, an die sich kein Mediziner vor ihm wagte. Nur den Eingriff, bei dem am meisten Ruhm gewinkt hätte, hat er abgelehnt: Die Trennung der siamesischen Zwillinge Ladan und Laleh (? 29), die 2003 bei ihrer missglückten Operation in Singapur starben: "Mir war nach der Untersuchung klar, dass das Risiko zu hoch war."

Das Geschenk einer Patientin: ein verschlungenes Gebilde aus Hand, Herz und Gehirn - es steht für Tatkraft, Gefühl und Verstand des Professors

Mit seinen 67 Jahren sitzt der "fliegende Doktor" mehr im Flugzeug als am Schreibtisch, hat einen Terminkalender wie Kofi Annan. Wie schafft er dieses Pensum? Der Professor nachdenklich: "Je älter ich werde, desto sicherer spüre ich, dass es eine überirdische Kraft gibt, die einem den Weg zeigt und die nötige Energie gibt."

Heute wird er vom "Royal College of Physicians and Surgeons" in Montreal zum "Arzt des Jahres" gekürt. Als erster Deutscher und erster Neurochirurg weltweit. "Soll ich mich da an den Strand legen und nur noch mit den Vögeln reden?", fragt er augenzwinkernd.

Über 60-Jährigen keine beruflichen Höchstleistungen mehr zuzutrauen sei "Wahnsinn": "Dadurch verliert unsere Gesellschaft Wissen und Erfahrung. Wir sollten um diesen Schatz kämpfen." War nicht sein Freund Herbert von Karajan (? 81) erst Ende 70 auf dem Höhepunkt seiner Dirigenten-Kunst?

Freunde (u. a. Prinz Ernst August von Hannover, Scorpions-Sänger Klaus Meine) ermutigen ihn, weiterzupraktizieren und zu forschen. Ebenso die Familie, die oft zu kurz kommt. "Die Kehrseite meines Lebens", seufzt Samii, der in seiner knappen Freizeit Golf spielt: "Da ist es wie im Beruf: Erfolg hat nur, wer seine Fehler erkennt, akzeptiert und korrigiert. Wer mit dem Kopf durch die Wand will, scheitert."

Hat er ein Lebensmotto?

"Gib nur ein Wort, das du halten kannst. Wahrheit und Aufrichtigkeit sind das größte Kapital des Menschen."

In seinem Fall auch Voraussetzung für das Vertrauen der Patienten. Kaum genesen, bedanken sie sich oft auf rührende Art. Eine Patientin fertigte eine Plastik, ein verschlungenes Gebilde aus Hand, Herz und Gehirn.

Die in Stein gemeißelte Symbolik ist leicht zu entschlüsseln: "Doktor, Sie vereinen Tatkraft, Gefühl und Verstand." Es ist das größte Kompliment, das man einem Arzt machen kann.
Jörg[a]
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