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Thema: Presse: Der Kopfschmerz hat viele Gesichter

Presse: Der Kopfschmerz hat viele Gesichter
Anne[a]
30.03.2004 17:35:13
Der Kopfschmerz hat viele Gesichter

500 000 Deutsche jährlich in Kliniken - 3,75 Milliarden Tabletten werden geschluckt

Es hämmert, bohrt und pocht dumpf hinter der Stirn, an der Schläfe, im Hinterkopf, es sticht wie mit glühenden Nadeln auf einer Seite oder presst den ganzen Kopf wie mit einem Eisenband zusammen. Kopfschmerzen sind eine Volkskrankheit, mit der sich die meisten Bundesbürger irgendwann plagen müssen. Experten schätzen nach den Daten verschiedener Bevölkerungsstudien, dass Kopfschmerzen 54 Millionen Deutsche mindestens einmal im Jahr oder öfter quälen.



Gegen Kopfschmerzen gibt es viele Medikamte, aber was hilft wirklich?

"Kopfschmerzen werden in ihrer Bedeutung oft unterschätzt", erklärt der Münchner Neurologe Dr. Volker Pfaffenrath, Mitbegründer und früherer Präsident der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG). "Das Gewitter im Kopf beeinträchtigt aber das Leben der Patienten erheblich, und es belastet auch die Volkswirtschaft."

Eine halbe Million Bundesbürger werden pro Jahr wegen akuter Kopfschmerzen stationär in einer Klinik behandelt - meist leiden sie an Spannungskopfschmerzen, Migräne oder einer Kombination von beidem. Kosten fürs Gesundheitssystem: etwa 1,5 Milliarden Euro jährlich.

Fünf Millionen Deutsche haben Migräne

"Migräne sind Kopfschmerzen, wenn man gar keine hat", lässt Erich Kästner in seinem Buch "Pünktchen und Anton" launig den Leser wissen; und so mancher andere Literat mokierte sich ebenfalls über Migräneleiden, denen sich vor allem Frauen aus einer Laune heraus "hingeben".

Frauen haben tatsächlich häufiger als Männer Migräne. Sie bricht bei vielen Mädchen in der Pubertät aus. Aber Migräne ist ein Leiden, mit dem nicht zu spaßen ist. Übelkeit und Erbrechen, Lärm- und Lichtempfindlichkeit bis hin zu Sehstörungen (Flimmern vor den Augen) begleiten die Schmerz-attacken, die den Migräniker in Stille und Dunkelheit treibt. Ein Grund für Missverständnisse könnte darin liegen, dass nicht alle Migränekranken während einer Attacke unter Kopfschmerzen leiden - "fast jeder aber reagiert empfindlich auf Licht und verliert den Appetit", sagt Pfaffenrath.

Wie man sich helfen kann weiter..

Die Hälfte der betroffenen Frauen und mehr als ein Drittel der männlichen Migräniker können an sechs Tagen im Jahr nicht arbeiten, das zeigen Daten einer a merikanischen Studie.

In Deutschland leiden rund 3,7 Millionen Frauen und 1,7 Millionen Männer unter den meist einseitig pochenden, pulsierenden Schmerzen im Kopf.

Migräne kann man in den Griff kriegen, aber nicht für immer ausheilen. Sie trifft Menschen jeden Alters, auch Kleinkinder haben manchmal schon Migräne. Die Hälfte der Erwachsenen muss pro Monat eine Attacke ertragen, jeder zehnte sogar vier und mehr Anfälle.

Volkswirtschaftlich eine noch größere Belastung sind Millionen Bundesbürger mit Spannungskopfschmerzen. Die dumpf-drückenden Schmerzen, die sich beidseitig, meist zwischen Nacken und Stirn ausbreiten, den Kopf scheinbar in einen Schraubstock pressen, manchmal auch in die Augen ausstrahlen, setzen oft unter Stress ein, in schlechter Luft oder einseitiger Belastung.

Spannungskopfschmerzen an mehr als 180 Tagen

20 bis 30 Prozent der Bevölkerung haben einmal pro Monat Spannungskopfschmerzen, etwa drei Prozent sind chronische Fälle. Diese Menschen quälen sich mit den Schmerzen an mehr als 180 Tagen im Jahr.

Sehr viele Bundesbürger behandeln sich selbst mit Schmerzmitteln und verschlimmern dadurch oft ihr Leiden. Der Dauergebrauch von Schmerzmitteln kann auch Analgetika-Kopfschmerzen auslösen, die dann durch eine Medikamentenentziehungskur behandelt werden müssen.

Etwa die Hälfte der Migräne- Kranken und 80 Prozent der Spannungskopfschmerz- Geplagten gehen nicht zum Arzt, ergab eine bundesweite Studie. Kritiklos werden pro Jahr 3,75 Milliarden Kopfschmerztabletten konsumiert (Tendenz steigend).

Wer sich auf eine gezielte Therapie einlässt, hat gute Chancen, auch eine schwere Schmerzform zumindest so unter Kontrolle zu bekommen, dass die Lebensqualität nicht mehr darunter leidet.

Das Wichtigste für jede Behandlung, sei es beim Allgemeinmediziner, beim Neurologen oder einem Arzt, der Naturheilverfahren anwendet, ist eine gründliche Untersuchung und Kenntnis der Krankheitsgeschichte - auch der Familie.

Gefahndet wird auch nach den Auslösern der Attacken, und die werden dann in ein schmerztherapeutisches Behandlungskonzept einfließen. Deswegen werden Kopfschmerzpatienten ermuntert, ein Schmerztagebuch zu führen.

Vorab geklärt werden muss auch, ob die Kopfschmerzen nicht etwa Begleitsymptome anderer Erkrankungen sind: Fieberhafter Infektionen, Schilddrüsen- oder Nierenerkrankungen, Blutarmut oder Herz- Kreislauf-Krankheiten könnten schuld sein.

Die Schmerzen können auch Symptom einer anderen Erkrankung im Kopf sein, an den Augen kann es liegen oder an Entzündungsprozessen in Zahn oder Kiefer, auch ein Hirntumor kann Schmerzauslöser sein.

In bestimmten Fällen wird der Arzt daher auch eine Hirnstrommessung durchführen (EEG) oder die Blutzufuhr zum Gehirn mit Hilfe eines Ultraschall-Dopplergerätes kontrollieren.

Um Migräne, Spannungskopfschmerzen oder den seltenen, aber extrem heftigen Cluster-Kopfschmerz behandeln zu können, müssen die Auslöser bekannt sein. Viele Migränekranke kennen so genannte Triggerfaktoren, die Attacken bei ihnen auslösen. Sie können neuen Anfällen vorbeugen, indem sie etwa auf bestimmte Lebensmittel und Alkohol verzichten und Stress abbauen.

Alkohol- und Nikotinmissbrauch und belastende Wetterlagen bei wetterfühligen Menschen sind als Kopfschmerzauslöser bekannt. Doch die Liste ist viel länger: Stress und Erholungsphasen nach Stress (Urlaubsbeginn), Umwelt (Schadstoffe, Dämpfe, Lärm), falscher Schlaf-Wach-Rhythmus, Hormonschwankungen, körperliche Anstrengung, Schulter- und Nackenverspannung, niedriger Blutdruck.

Behandlung mit Akupunktur und Fasten

Zur modernen Schmerztherapie gehören neben Medikamenten unbedingt Entspannungstechniken und Stressbewältigung. Auch Allergie- und Ernährungsfaktoren sind wichtig. Histamine in Schimmelkäse, geräuchertem Fisch, Thunfischkonserven oder Wein lösen bei überempfindlichen Menschen Schmerzattacken aus.

Große tierische Proteinmengen, zu fette Ernährung oder Koffeinentzug (bei Kaffee-Dauerkonsumenten) können Migräne-Trigger sein. Ebenso Tyramin (wirkt zusammenziehend auf die Muskulatur) in Schalentieren, Fisch, Avocados, Bananen und Hefe.

Dass man auch mit ungewöhnlichen Naturheilverfahren - etwa einer (speziellen) Fastenkur oder mit dem chinesischen Qi Gong ("Schattenboxen") - dem Kopfschmerz erfolgreich begegnen kann, das weiß Privatdozent Dr. Dieter Melchart, Leiter des Zentrums für naturheilkundliche Forschung der TU München. "Es ist jedoch nie eine Methode, sondern mehrere, mit denen der ganze Mensch behandelt wird", betont Melchart. Auch die Grenzen eines Verfahrens müsse man kennen. So ist Akupunktur eine wirksame Therapiehilfe, weil sie regulierend bei vegetativem Stress und hormonellen Schwankungen wirkt. Akupunktur allein beseitigt den chronischen Kopfschmerz aber nicht.

Mit einem ganzen Bündel individuell auf die Person und die Schmerzauslöser abgestimmter Naturheilverfahren konnte nach einer Studie die Frequenz der Schmerzattacken bei Migränepatienten um 82 Prozent vermindert werden. Dazu gehörte eine Ernährungstherapie mit Dinkelkur zum Beginn, samt reinigender Behandlung des Magen-Darm- Traktes, bis hin zu Kneipp- Anwendungen und einer Bewegungstherapie.


IRMI SCHWARTZ
Anne[a]
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