Tanja[a]
Entwarnung für Baltmannsweiler
Baltmannsweiler, Kreis Esslingen - Nach umfangreichen Untersuchungen steht für die Behörden fest: Das Risiko, in dem Schurwaldort an einem gefährlichen Gehirntumor zu erkranken, ist nicht größer als in anderen deutschen Kommunen.
VON GERHARD SCHERTLER
Während der Diskussion über eine neue Mobilfunkanlage in Baltmannsweiler tauchte im vergangenen Jahr ein schlimmer Verdacht auf. Auf den Höhen des Schurwalds liege das Risiko für Hirntumorerkrankungen um das Zehn- bis 15fache über dem Bundesdurchschnitt. Die 13 Krankheitsfälle, die es in elf Jahren gab, führten die Bürgerinitiative Gesunder Schurwald und die Frauenselbsthilfegruppe nach Krebs nicht auf einen Zufall zurück, sondern auf eine außergewöhnliche, aber unbekannte Belastung, die speziell im 3100 Einwohner zählenden Baltmannsweiler auftrete. In einer ersten Bewertung der alarmierenden Zahlen stufte das Landesgesundheitsamt das Hirntumorrisiko für Baltmannsweiler auf das Vier- bis Fünffache über dem Bundesdurchschnitt herunter. Die Häufung, so die Behörde, könne Zufall sein, könne aber auch auf andere, noch unbekannte Faktoren zurückgeführt werden.
Um die nötige Sicherheit für eine endgültige Bewertung des Problems zu bekommen, gaben Bürgermeister Martin König und der Gemeinderat umfangreiche Untersuchungen der Krankheitsfälle, des Bodens, der Luft und den elektromagnetischen Feldern in Auftrag.
Von den 13 bekannten Krankheitsfällen gaben allerdings nur fünf Betroffene oder deren Familien die Einwilligung für eine genauere Untersuchung. Zwei Erkrankte wohnen nicht mehr in Baltmannsweiler und konnten deshalb bei einer Bewertung nicht berücksichtigt werden. Iris Zöllner vom Landesgesundheitsamt spricht deshalb von vier gesicherten Krankheitsfällen. Im schlechtesten Fall steige diese Zahl auf zehn Gehirntumorkranke. Selbst diese Häufung führt Zöllner auf den Zufall zurück und nicht auf unbekannte Risikofaktoren. Solche Zufallsprodukte gibt es nach Angaben der Ärztin noch in mindestens 80 weiteren Orten der Bundesrepublik. "Wie und wo sich der Zufall im Zusammenhang mit Krebserkrankungen realisiert, ist in unserem Denken nicht verankert, deshalb sucht man nach greifbaren Gründen für die Erkrankungen´´, meint Zöllner. Sie gibt weiter zu bedenken, dass nur vier bis sechs Prozent der Gehirntumorerkrankungen auf Umwelteinflüsse zurückzuführen seien.
Aber auch in Sachen Umwelt stehen die Zeichen auf Entwarnung. Weder im Boden noch in der Luft wurden bei den Untersuchungen Auffälligkeiten entdeckt. Die Belastungen durch elektromagnetische Felder liegen in einem Bereich, der selbst nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen als unbedenklich anzusehen ist.
Leonberger Kreiszeitung 02.07.02