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Thema: Presse: Forscher testen ein neues Krebsmedikament

Presse: Forscher testen ein neues Krebsmedikament
Tina[a]
28.11.2005 20:57:12
Forscher testen ein neues Krebsmedikament

Valproinsäure wird schon seit 30 Jahren bei der Behandlung von Epilepsie-Patienten eingesetzt. Wissenschaftler entdeckten, dass das Medikament auch das Wachstum von Krebs bekämpfen kann.

Die meisten Gene sind nicht permanent aktiv, sondern nur zu bestimmten Zeiten angeschaltet. Es gibt in jeder Zelle des Körpers ein Programm, das genau vorgibt, welches Gen wann genau an- und abgeschaltet wird. Leider ist dieses Programm auch störanfällig: Umwelteinflüsse oder Fehler in der Erbsubstanz können bewirken, dass Gene abgeschaltet werden, die eigentlich wichtig für uns sind, z. B. weil sie die Zelle vor unkontrollierter Vermehrung schützen oder weil sie Schäden an der Erbsubstanz reparieren. Wenn solche Gene "stumm" geschaltet sind, dann kann aus einer normalen Körperzelle eine Krebszelle entstehen.

Wenn es aber eine Möglichkeit gäbe, diese Gene wieder anzuschalten, dann würde sich die Krebszelle hoffentlich wieder in eine normale Körperzelle verwandeln.

Und hier kommt die "Valproinsäure" ins Spiel.

Denn: Valproinsäure sorgt dafür, dass einige "stumme" Gene wieder gelesen werden können, insbesondere solche, die für die Entwicklung und Reifung einer Zelle wichtig sind.

Wissenschaftler des Georg-Speyer-Hauses in Frankfurt/Main und des Forschungszentrums Karlsruhe haben jetzt nachgewiesen, dass die Valproinsäure Gene aktiviert, die das Wachstum von Krebszellen hemmen. Nun wollen die Forscher herausfinden, welche Dosierung für die Behandlung von Krebspatienten geeignet ist und wie das Mittel in Kombination mit anderen Krebsmedikamenten wirkt.

Um sicherzustellen, dass die wissenschaftlichen Entdeckungen zur Produktion eines Medikamentes führen und den Patienten zugute kommen, wurde die Firma G2M Cancer Drugs AG gegründet. "Dank der engen Zusammenarbeit akademischer und kommerzieller Partner könnte Valproinsäure schon 2007 als neues Medikament gegen Krebs in Deutschland zugelassen sein", schätzt Dr. Heinzel, der das Frankfurter Team leitet.

Wie wirkt Valproinsäure? Wie kann es Gene "anschalten"?

Der Erbinformationsfaden DNA ist sehr platzsparend aufgewickelt - wie um Lockenwickler. Als "DNA-Wickler" dienen bestimmte Eiweiße - sogenannte "Histone" - die sehr dicht beieinander liegen.


Wenn aber bestimmte Informationen vom Speichermedium DNA abgelesen werden sollen, muss sich der Erbgut-Faden zumindest teilweise von den Histonen abwickeln. Denn der entsprechende Bereich muss gut zugänglich sein, damit die kleinen Werkzeuge, die für das Ablesen der DNA zuständig sind, an diese Region andocken können.

Und genau da liegt häufig das Problem: Oft verändern sich Körper-Zellen deshalb zu bösartigen Krebs-Zellen, weil sich bei ihnen ein Programmfehler eingeschlichen hat - und zwar eine Störung, die bewirkt, dass die "DNA-Wickler" eng nebeneinander bleiben. Die Gene können dann nicht mehr abgelesen werden, denn das Lesewerkzeug kann sie kaum noch erreichen.

Valproinsäure sorgt durch die Hemmung des Enzyms Histondeacetylase dafür, dass sich die Eiweiß-Strukturen etwas voneinander entfernen. Die DNA ist dann nicht mehr so eng aufgewickelt. Jetzt kann das Lesegerät auch wieder diejenigen Gene lesen, die für die Reifung und Entwicklung der Zelle wichtig sind.

So werden aus Krebs-Zellen in vielen Fällen wieder normale Zellen. Im Experiment funktioniert das schon gut. Sowohl in Versuchen mit gezüchteten Krebs-Zellen als auch mit Blutkrebs-Zellen, die Patienten entnommen.

"Valproinsäure wirkt unterschiedlich gut auf verschiedene Krebsarten", erläutert Dr. Heinzel. "Besonders vielversprechend erscheint die Behandlung von Leukämien, Dickdarmkrebs und dem bösartigen Hautkrebs."
Tina[a]
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