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Möglichst vollständige Resektion bei Glioblastomen ist unabhängig vom Mutationsstatus erstrebenswert

JAMA Oncology
von Michael Simm Studien – 11.02.2020

Unabhängig davon, ob Patienten mit einem Glioblastom Mutationen in den Genen Isocitrat-Dehydrogenase (IDH) 1 und 2 - und damit eine bessere Prognose – haben, profitierten in einer retrospektiven Studie alle Subgruppen von einer maximalen Resektion des kontrastverstärkten wie auch nicht-kontrastverstärkten Tumorgewebes.

Hintergrund
Eine Subklassifikation von Glioblastomen gemäß molekularbiologischer Kriterien durch die Weltgesundheitsorganisation erwähnt die Gegenwart bzw. Abwesenheit von Mutationen in den Genen Isocitrat-Dehydrogenase (IDH) 1 und 2 als prognostisch relevantes Kriterium. Etwa 9 % der Patienten tragen solche Mutationen in ihren Tumoren und haben ein medianes Gesamtüberleben von 3,6 Jahren, wogegen die 91 % der Patienten ohne IDH-Mutationen lediglich ein medianes Gesamtüberleben von 1,2 Jahren haben. Hier wurde der Frage nachgegangen, inwiefern die maximale Resektion des kontrastverstärkten Tumors (CE) sich bei den IDH-Subtypen auswirkt, und welche Bedeutung die ResektionnNicht-kontrastverstärkten Tumorgewebes (NCE) in diesem Kontext hat.

Design
Retrospektive, multizentrische Studie mit einer Entwicklungskohorte von 761 Patienten an der University of California, San Francisco, sowie Validierungskohorten der Mayo Clinic und der Cleveland Clinic mit zusammen 206 Patienten, bei denen jeweils nach dem Gesamtüberleben in Abhängigkeit von IDH-Status und der Art der Tumorresektion gefragt wurde.

Ergebnisse
In der Entwicklungskohorte mit einem Anteil von 61,5 % Männern und einem medianen Alter von 60 Jahren wurden 434 Patienten mit bekanntem IDH-Status nach 2005 diagnostiziert. Aus diesem Kollektiv bildeten die Forscher eine Gruppe mit dem höchsten Gesamtüberleben und besonderer Aussagekraft für die Studie: Sie enthielt sowohl 34 jüngere (< 65 Jahre) Patienten mit unveränderten IDH-Genen und sehr guter Tumorresektion (100 % CE, 90 % NCE), als auch 28 Patienten mit IDH-Mutationen. Das mediane Gesamtüberleben betrug dann 37,3 Monate und das Chancenverhältnis HR 0,36 (P < 0,001). Erst nach 3 Jahren begann die Überlebenswahrscheinlichkeit für Patienten ohne IDH-Mutationen schneller zu sinken, als bei Patienten mit IDH-Mutationen. Wesentlich schlechter erging es jüngeren Patienten ohne IDH-Mutationen mit residualen NCE-Tumoren > 5,4 mL. Das mediane Überleben lag hier bei 16,5 Monaten. Patienten über 65 Jahren ohne IDH-Mutationen überlebten median 12,4 Monate. In einer 4. Subgruppe wurden schließlich Patienten zusammengefasst, die im Gegensatz zu allen anderen kein Temozolomid erhalten hatte. Sie hatte mit median 3,6 Monaten die kürzeste Überlebenszeit. Die externe Validierung ergab für die einzelnen Untergruppen fast identische Überlebenszeiten und signifikante Chancenverhältnisse.

Klinische Bedeutung
Angesichts eines Mangels an randomisierten Studien gibt es eine langanhaltende Kontroverse über das optimale Ausmaß der Tumorresektion bei Patienten mit Glioblastomen, erinnern William T. Curry (Massachusetts General Hospital, Boston) und seine Kollegen in einem begleitenden Kommentar. Vor diesem Hintergrund schlagen die Studienautoren als allgemeine Regel vor, auch in der Ära der Molekularbiologie unabhängig vom Mutationsstaus eine maximale Resektion anzustreben. De facto wuchs der Überlebensvorteil auch für Patienten unter 65 Jahren mit der Entfernung des Infiltrats des NCE.

Finanzierung: National Institutes of Health, the Loglio Collective, Stanley D. Lewis and Virginia S. Lewis Endowed Chair in Brain Tumor Research, the Robert Magnin Newman Endowed Chair in Neuro-Oncology und Spenden von Privatpersonen.

Referenzen

Molinaro AM, Hervey-Jumper S, Morshed RA, et al. Association of Maximal Extent of Resection of Contrast-Enhanced and Non-Contrast-Enhanced Tumor With Survival Within Molecular Subgroups of Patients With Newly Diagnosed Glioblastoma. JAMA Oncol. 2020;10.1001/jamaoncol.2019.6143. doi:10.1001/jamaoncol.2019.6143.

Quelle: https://www.univadis.de

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