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Thema: Presse: Hilft Methadon gegen Krebs?

Presse: Hilft Methadon gegen Krebs?
muggel
04.05.2018 09:25:16
Hilft Methadon gegen Krebs?

Von Margrit Braszus

DLF, Medizinische Forschung

Methadon kann Krebszellen abtöten: Das fand die Wissenschaftlerin Claudia Friesen bei rechtsmedizinischen Forschungen an der Uniklinik Ulm heraus. Ob sich das Schmerzmittel deshalb gut für die Behandlung von Tumoren eignet, ist allerdings noch nicht klar.

Vor zwei Jahren erhielt Sabine Kloske eine schockierende Diagnose. Ärzte hatten bei ihr einen Hirntumor entdeckt, ein sogenanntes Glioblastom:

"Ich habe die ersten Wochen auf meiner Couch gelegen und habe nur geheult, mit meinem Mann zusammen und alleine, mit meinen Eltern, das war ganz furchtbar."

Der bösartige Tumor würde schnell und unaufhaltsam wachsen, wurde der 36-Jährigen erklärt. Ihre Überlebenschance sei äußerst gering. Sabine Kloske hat mittlerweile die prognostizierte Lebenszeit um das Doppelte überlebt. Der Tumor wurde entfernt, seither nimmt sie regelmäßig das Schmerzmittel Methadon ein, zweimal täglich 35 Tropfen:

"Durch das Methadon habe ich erst wieder Hoffnung geschöpft. Und habe gedacht: Ok, ich muss jetzt nicht aufgeben, und ich falle jetzt doch nicht innerhalb eines Jahres tot um, sondern ich bleibe noch da, und ich werde vielleicht sogar wieder gesund. Meine große Hoffnung ist, dass ich irgendwann mal gesagt bekomme: Frau Kloske, Sie sind geheilt."
Forschungsergebnisse einer Ulmer Wissenschaftlerin

Dass Methadon Krebszellen abtöten kann, fand die Wissenschaftlerin Claudia Friesen heraus, die in der Rechtsmedizin der Ulmer Universitätsklinik zu Krebs forscht: "Ursprünglich wollten wir im Labor die Mechanismen von Opioiden, Opiaten untersuchen. Und das erste Mal sind mir dann mit Methadon diese Leukämiezellen gestorben. Ich dachte damals, das wäre ein Fehler, ich habe das ein paar Mal wiederholt, und kam immer wieder zum gleichen Schluss, und das war eigentlich so die Geburtsstunde von Methadon im Einsatz in der Onkologie."

Von 24 Patienten mit Hirntumor dokumentierte Claudia Friesen den Krankheitsverlauf. Sie hatten neben der Chemo- und Strahlentherapie zusätzlich Methadon bekommen, wie beispielsweise dieser Patient.

"Das ist ein Hirntumor-Patient, der hatte das Rezidiv entwickelt, dieser Patient wünschte sich die Therapie zusammen mit Methadon. Und der Tumor ist dann so drastisch zurückgegangen, dass er nach einem halben Jahr in Komplettremission war, das heißt, dass dann der Tumor dann weg war."

Über einhundert dokumentierte Fallbeispiele würden inzwischen belegen, dass Tumore zurückgegangen oder komplett verschwunden seien, wenn zusätzlich Methadon gegeben wurde, versichert Claudia Friesen.


Ein Hirntumorspezialist widerspricht

"Mir sind keine Fälle bekannt, bei denen Patienten eine relevante Besserung der Erkrankung, die dann auch belegbar ist, durch Methadon erhalten haben." Sagt Wolfgang Wick, Hirntumorspezialist am Universitätsklinikum Heidelberg, und Sprecher der Neuroonkologischen Arbeitsgemeinschaft: "Also wir verschreiben unseren Patienten systematisch kein Methadon, und wir raten den Patienten ganz explizit davon ab. Wir sind der festen Überzeugung, dass es den Patienten nicht hilft."

Die schmerzstillende Wirkung von Methadon wurde nach dem Zweiten Weltkrieg in den USA entdeckt. Seit 1947 ist es weltweit als Schmerzmittel zugelassen. Vor allem in der Palliativmedizin wird es häufig eingesetzt.


Beobachtungen bei der Schmerzbehandlung im Hospiz

Arzt: "Tag Theo, wie geht's dir denn heute?" Patient: "Tag Herr Doktor, mir geht's gut." Hugo Hilscher, der in Iserlohn ein Hospiz leitet, behandelt seit vielen Jahren seine Krebspatienten zusätzlich mit Methadon: "Da wir hier im Hospiz alle Patienten mit Methadon behandeln gegen ihre Schmerzen, ist uns aufgefallen, dass die Patienten hier deutlich länger leben als ihnen die Diagnose eigentlich zugesteht.

Es gab eine ganze Reihe von Patienten, bei denen das sehr, sehr gut gewesen ist. Es sind auffällig häufige Zusammenhänge zwischen Komplettremission vorher chemoresistenter Tumoren unter Methadon, und das lässt aufhorchen und zumindest glauben, dass der Zusammenhang nicht nur zufällig ist, sondern ursächlich."


Weichen für klinische Studien gestellt

Die Weichen für klinische Studien zu Methadon sind inzwischen gestellt. Dafür hat Forscherin Claudia Friesen gesorgt, indem sie Ärzte und Spezialisten aufgerüttelt hat, sich mit dem "alt bekannten Schmerzmittel" Methadon auseinanderzusetzen. Unermüdlich ist sie bundesweit unterwegs, hält Vorträge zu ihren Forschungsergebnissen vor Fachpublikum.

Arzt: "Ich bin Ärztin, ich habe eine gute Freundin, die mit Methadon eingestellt wurde bei einer Krebserkrankung, und kann dann nur aus Erfahrung sagen, es hat sehr, sehr viel besser gewirkt, als wenn sie mit anderen Sachen eingestellt worden wäre."

Arzt: "Ich bin Arzt und, und ich bin froh über jedem Strohhalm bei Tumorpatienten, die sehr schwierig zu behandeln sind, ja natürlich gebe ich Methadon, ohne Weiteres."

Ärztin: "Von der Verträglichkeit her würde ich sagen 'positiv', also keine irgendwie gearteten negativen Erfahrungen."

Ärztin: "Wenn ich als Ärztin einen Krebs hätte, würde ich mir Methadon geben lassen."

Unter den Besuchern des Fachkongresses ist auch György Irmey von der Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr: "Ich kann dazu sagen, dass Methadon ein stark wirksames Opioid ist, wie wir auch andere Opioide kennen mit ihren Wirkungen und Nebenwirkungen. Nebenwirkungen, wie beispielsweise eine Atemdepression, das ist bei allen schweren Schmerzmitteln eine normale Nebenwirkung. Und deswegen ist es auch wichtig, jetzt Methadon nicht jedem Krebskranken zu empfehlen."

Andererseits hält es der Allgemeinarzt und Arzt für Naturheilkunde für falsch, Methadon zu verteufeln und es Krebspatienten zu verweigern, wie es einige Onkologen offenbar tun:

"Ich bin der Meinung, dass in weit fortgeschrittenen Krankheitssituationen, wo oft die Medizin auch hilflos ist und nichts mehr weiß, dass Methadon durchaus eingesetzt werden kann, weil wir dieses Medikament kennen."


Systematische Methadon-Forschung überfällig

Es ärgere ihn, erklärt der Mediziner, dass Pharmafirmen oft Millionen in die Erforschung neuer Krebsmittel steckten, Krankenkassen dann viele Millionen für neue Mittel ausgeben würden, ohne dass für die Patienten letzten Endes viel dabei heraus käme. Es sei höchste Zeit, findet György Irmey, über Methadon als wirksame Begleitsubstanz bei der Krebsbehandlung systematisch zu forschen:

"Warum sollen Ärzte in fortgeschrittenen Situationen der Erkrankung nicht Methadon einsetzen? Und dann dieses Ergebnis dokumentieren und einer zentralen Institution weitermelden. Wir haben so viele Unikliniken, so viele Institutionen, warum wird jetzt nicht begonnen intensiv zu forschen? Zumal wir die Chance haben, mit einem Mittel das ja toxikologisch erforscht ist."


http://www.deutschlandfunkkultur.de/medizinische-forschung-hilft-methadon-gegen-krebs.976.de.html?dram:article_id=417129
muggel
mpillukat
04.05.2018 21:23:25
Wir waren heute beim Onkologen, wegen der Chemo im Stupp-Schema. Da haben wir Methadon angesprochen. Der Onkolge ist fast explodiert und sagte, dass es ein gefährliches Medikament sei, also richtig lebensgefährlich. Da haben wir Angst bekommen. Also, er hat es richtig schlimm geredet .. LG Gerlinde
mpillukat
struwwelinchen95
04.05.2018 22:11:53
Angst hat nur die Pharmaindustrie, weil sie nix dran verdienen.
struwwelinchen95
mpillukat
04.05.2018 22:45:52
Ja das denken wir auch,aber wenn der Onkologe was von Lebensgefahr redet , dann bekommt man schon Angst ???
mpillukat
Grünes Haus
04.05.2018 23:11:29
Naja es ist auch zunehmend so,dass Onkologen eher ein bestimmtes Schema durchziehen wollen, deshalb verschreiben auch meistens andere Ärzte das Methadon..
Grünes Haus
mpillukat
04.05.2018 23:20:26
Ob man das Methadon einfach mit da zu gibt ,ohne den Onkologen was zu sagen ?? Wenn man es den in Hamburg Verschrieben bekommt ??
mpillukat
Grünes Haus
04.05.2018 23:27:37
Ich bin zu allen Ärzten offen und ehrlich, das haben sie verdient, zumal ja auch eventuelle Fehler vermieden werden können, wenns bekannt ist..Wie Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten zum Beispiel
Grünes Haus
Schnupfel
05.05.2018 05:26:19
Vielleicht wäre es auch eine Variante den Onkologen zu wechseln?
Man darf auch einem Arzt widersprechen. Gute Voraussetzung wäre dann wenn man sich allseitig und umfassend Informationen beschafft und eventuell noch einen Hausarzt des Vertrauens hat.
Schnupfel
Nicks
02.12.2018 00:16:18
Mein Mann hat jetzt seit über einem Jahr Methadon genommen. Er hat trotzdem ein Rezidiv! An einer anderen Stelle im Gehitn. Diez Nebenwirkungen haben ihn sehr belastet. Daher setzt er Methoden jetzt ab! Due Entzugserscheinungen sind gewaltig. Ich würde es wahrscheinlich krin anraten auszuprobieren!
Nicks
LinaK
02.12.2018 14:10:26
Mein Hausarzt ist der Meinung, dass Methadon nicht jedem hilft. So ein Wundermittel gibt es leider immer noch nicht. Aberr manchmal funktioniert es eben doch. In meiner Klinik (Die, in der Dr. Friesen forscht) ist man wohl überhaupt nicht begeistert von Methadon. Grüßle Lina
LinaK
Smarty66
02.12.2018 17:08:30
Liebe Nicks

mein Mann hatte Methadon knapp 3 Jahre genommen.
Und ganz wichtig ist:

es muß unbedingt wieder genauso laaangsam ausgeschlichen werden; bei uns waren es ca. 3 Wochen.
Dann gibt es nicht wirklich die von dir beschriebenen Entzugserscheinun- gen.
Wie Lina schreibt, hilft/wirkt es nicht bei jedem. Leider.

Grüßle


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7/14 Diagnose Glioblastom 7/14 links frontal / inoperabel.
Seit 14.9.17 neue Diagnose: Anaplastisches Oligogendrogliom WHO III.
Smarty66
Aziraphale
03.12.2018 10:07:41
@LinaK

Das liegt vielleicht daran, dass die Ärzte dort sich mit vielen Methadon-Patienten beschäftigen müssen, bei denen halt nicht alles glatt ging. Wechselwirkungen sind nicht zu unterschätzen, Nebenwirkungen auch nicht.

Der NC meines Mannes hat uns das ziemlich genau erklärt: Temodal wird über die Leber verstoffwechselt. Methadon kurbelt die Lebertätigkeit an. Dadurch kann man überhaupt nicht mehr beurteilen, wieviel von der Chemo da ankommt, wo sie hin soll.

Er hat uns auch von den Problemen der Ärzte, die halt leider nicht medienwirksam sind und somit nicht so bekannt werden, erzählt. Auch davon, dass die Dame schon häufiger auf Kongresse von Ärzten eingeladen wurde, aber dort nie erschien.

Ich halte es durchaus für sinnvoll, Methadon zu erforschen im Hinblick auf unterstützende Wirkung bei Krebsbehandlungen. Aber pauschal zu sagen: Nehmen Sie das, und das ohne dass hier etwas erforscht worden ist, ist grob fahrlässig. Ich verstehe jeden Arzt, der das ablehnt.

Als wir eine Woche vor der OP in der Notaufnahme waren, saß dort ein Mann, der hat uns sofort mit: "Ihr Mann soll Methadon nehmen. Ich würde schon gar nicht mehr leben, wenn ich das nicht bekommen hätte.." bombardiert. Ohne auch nur ansatzweise zu wissen, was für einen Krebs mein Mann hat.
Aziraphale
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