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Thema: Presse: Hirntumor: schnellere Diagnose möglich

Presse: Hirntumor: schnellere Diagnose möglich
Anne[a]
19.04.2005 17:43:04
Hirntumor: schnellere Diagnose möglich

Jülicher Forscher können Veränderungen besser nachweisen
Von Rüdiger Teutsch


Eine genaue Diagnose von Hirntumoren fällt Medizinern bei der klassischen Behandlungsmethode immer wieder schwer. Jülicher Forscher haben nun bewiesen: Es gibt eine bessere und weniger gefährliche Form der Untersuchung, die bisher wenig genutzt wird.

Paul S. hat Krebs. Einen Hirntumor. Eine Computer-Tomographie hat eindeutig erwiesen, dass Metastasen in seinem Kopf wuchern. Es gibt bei der Behandlung aber ein Problem: Die herkömmlichen Untersuchungen können nicht sagen, an welcher Stelle genau der Tumor in seinem Kopf sitzt. Die Tomographiebilder können nicht zwischen Krebsgeschwür und krebsbedingten Strukturveränderungen in seinem Kopf unterscheiden. Bei einer herkömmlichen Hirntumorbehandlung hätte sich Paul S. nun auf ein großes Risiko einlassen müssen. Um die Krebsart nämlich identifizieren zu können, muss ein Patient Gewebeproben vom Hirn entnehmen lassen, die für ihn lebensgefährlich sein können. Bei Paul S. wären diese Proben aber erfolgt, ohne dass die Ärzte genau erkennen können, ob sie wirklich krankes Gewebe entnehmen. Das hätte möglicherweise mehrere Probeentnahmen nötig gemacht. Doch jetzt haben Jülicher Forscher bewiesen: Bei der Diagnostik von Hirntumoren müssen sich Patienten nicht mehr länger auf diese Zusatzrisiken einlassen.


Diagnostik wurde um fast das Doppelte verbessert

"Wir können eindeutig beweisen, dass es eine Möglichkeit gibt, Hirntumore in mehr als neun von zehn Fällen auf den Punkt genau zu diagnostizieren", sagt Karl-Josef Langen vom Jülicher Institut für Nuklearchemie. In einer fünfjährigen Studie hat er ein Verfahren untersucht, dass Tumore mit radioaktiven Aminosäuren aufspürt. "Dabei wird der Körper einer Strahlung ausgesetzt, die nicht größer als bei einer Röntgenuntersuchung ist", so Langen. Das Verfahren selbst ist denkbar einfach: Der Patient bekommt die Aminosäuren in einer kleinen Dosis gespritzt. Da Tumore die Säuren für ihr Wachstum brauchen, nimmt das Krebsgeschwür die Injektion etwa vier Mal stärker auf als der restliche Körper. Dadurch lässt sich anhand der radioaktiven Strahlung später ganz genau darstellen, wo der Tumor sitzt. Mit dieser Behandlungsmethode konnte laut Karl-Josef Langen die Hirntumor-Diagnose zu 93 Prozent richtig gestellt werden. Bei der herkömmlichen Computertomographie besteht bislang nur eine 50-prozentige Erfolgsquote.

Über 80 Kliniken können helfen

Das Wissenschaftler-Team aus Jülich hat aber nicht nur bewiesen, dass die Tumorsuche mit Aminosäuren besonders genau ist. Die Forscher um Karl-Josef Langen haben das Verfahren auch verbessert: "Früher waren die Aminosäuren nur 20 Minuten haltbar. Damit konnten diese nur in zwei bis drei Kliniken injiziert werden, weil sie dort auch nur herstellbar waren." Das machte die Behandlung aufwendig und teuer. Durch die Jülicher Forschung können die Injektionen der Säuren nun in über 80 Kliniken vorgenommen werden, weil die Haltbarkeit der Aminosäuren nun auf zwei Stunden vergrößert wurde. "Damit können Kliniken im Bereich von 200 bis 300 Kilometern beliefert werden", so Langen.


"Bessere Therapien sind möglich"

Inzwischen haben die Jülicher Forscher eine Möglichkeit entwickelt, die Genauigkeit der Tumordiagnostik sogar auf 97 Prozent zu vergrößern. Dafür arbeiten die Wissenschaftler mit der Neurochirurgischen Klinik des Düsseldorfer Universitätsklinikums zusammen. "Dabei wird zuerst die Aminosäureninjektion verabreicht. Wird hier ein Tumor entdeckt, wird anschließend das verdächtige Gewebe noch einmal nach Substanzen abgesucht, die für Krebs charakteristisch sind." Wird bei beiden Untersuchungen ein vermeintlicher Hirntumor entdeckt, gilt der Befund als gesichert. Karl-Josef Langen: "Mit diesen neuen Verfahren können wir den Patienten großflächige Bestrahlungen ersparen und auch Operationen und Therapien viel besser planen."

wdr.de
Anne[a]
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