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Thema: Presse: Immer häufiger ersetzt die Strahlentherapie die Op.

Presse: Immer häufiger ersetzt die Strahlentherapie die Op.
Anja[a]
28.03.2004 18:18:06
Wissenschaft

Immer häufiger ersetzt die Strahlentherapie die Operation

Radiotherapie: Neue Methoden nehmen den Tumor gezielt ins Visier und schonen gesundes Gewebe

Von Angela Grosse

Mit den Methoden der modernen Strahlentherapie können wir manche Operation ersetzen", sagt Prof. Winfried Alberti, der die Abteilung für Strahlentherapie und Radioonkologie am Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) leitet. Beispiel Kehlkopfkrebs. Bei größeren Tumoren muss der Kehlkopf oft entfernt werden. Die Patienten können dann aber nicht mehr normal sprechen und schmecken, ziehen sich oft zurück. "Doch bei der Mehrheit der Patienten können wir mit der Radio-Chemo-Therapie den Kehlkopf erhalten. Sie leben genauso lange, als wenn wir sie operieren würden", sagt Prof. Volker Rudat, der die Therapie aus Heidelberg nach Hamburg brachte. Gemeinsam mit den Hals-Nasen-Ohren-(HNO)-Ärzten betreuen die Strahlenmediziner jeden Patienten. Zunächst erhalten diese zwei Monate lang eine spezielle Chemotherapie. Wird der Tumor kleiner, wird der Patient sechs Wochen lang bestrahlt. "Bewirkt die Chemo-Therapie nichts, dann operieren wir", sagt Prof. Rudat, der jetzt eine bundesweite Studie, an der 400 Patienten fünf Jahre lang beteiligt sind..

Fortschritte gibt es auch in der Behandlung von Hirntumoren. "Man kann schon von Radiochirurgie sprechen, wenn wir mit der stereotaktischen Strahlentherapie bis zu vier Zentimeter große Metastasen im Kopf bestrahlen", sagt Prof. Winfried Alberti. Seit gut eineinhalb Jahren dämmen die Mediziner mit dieser Hochpräzisionsbestrahlung bösartige Tumore im Gehirn ein. Der Patient wird einmal mit einer hochenergetischen Röntgenstrahlung behandelt. Sie wird von einem Linearbeschleuniger erzeugt und mit Lasern so präzise eingestellt, dass der Strahl sein Ziel mit einer Genauigkeit von 0,5 Millimeter trifft. "Bei gutartigen Tumoren, die aber beispielsweise zur Erblindung führen können, gibt es zu dieser Therapie keine vernünftige Alternative", sagt Alberti. Die Patienten werden sechs Wochen lang täglich mit einer geringen Dosis bestrahlt.

Immer häufiger ersetzt die Strahlentherapie auch bei Prostatakrebs die Operation. Für jeden Patienten erarbeiten UKE-Urologen und Strahlenmediziner einen Therapievorschlag. "Inzwischen ist sowohl die Strahlentherapie über die Haut von außen, die perkutane Bestrahlung, wie die Bestrahlung von innen, die Brachytherapie, als alternative Therapie anerkannt", sagt Prof. Alberti. Bei beiden Therapien werden unter Vollnarkose kleine Nadeln eingesetzt, die kurzfristig mit radioaktivem Material bestückt und dann wieder entfernt werden. Teilweise wird zudem von außen noch bestrahlt. "Mit diesen Therapien können wir das Risiko einer Inkontinenz und Impotenz senken", ergänzt Prof. Rudat und fügt hinzu, um die Schäden im gesunden Gewebe weiter zu vermindern, haben die Ärzte zusammen mit einer US-Firma ein spezielles Ultraschallgerät entwickelt. Mit diesem Gerät wird die Lage der Prostata vor jeder Bestrahlung genauer als bislang möglich kontrolliert.

Als einige der wenigen Kliniken bundesweit behandeln die UKE-Strahlenmediziner und HNO-Ärzte Tumore im Kopf-Hals-Bereich mit der "Intensitätsmodulierten Strahlentherapie"(IMRT). Mit dieser neuen Technik wird die Strahlendosis der Form des Tumors so angepasst, dass beispielsweise die Ohrspeicheldrüse nicht bestrahlt wird. "Können wir deren Funktion erhalten, vermeiden wir weitgehend die Mundtrockenheit, als deren Folge dann Paradontose und Zahnverlust auftreten kann", erläutert Prof. Rudat den Vorteil dieses Verfahrens, das ohne die Entwicklung der Computertechnik undenkbar wäre. Denn ein Computer errechnet die Verteilung der Strahlung aus 120 einzelnen Informationen. Der Aufwand für dieses äußerst schonende Verfahren ist drei- bis viermal so hoch wie bei konventioneller Bestrahlung. Wie groß die Überlegenheit gegenüber anderen Verfahren ist, wird eine Studie zeigen, die demnächst startet.

Um die Behandlung weiter zu optimieren, beteiligen sich die UKE-Strahlenmediziner an mehreren (internationalen) Studien. Allein vier davon werden von der amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA kontrolliert - eine Auszeichnung für Arbeit der Mediziner.

erschienen am 27. März 2004 in Wissenschaft
Hamburger Abendblatt
Anja[a]
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