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Thema: Presse: Impfstoff verlängert Überleben beim Glioblastom

Presse: Impfstoff verlängert Überleben beim Glioblastom
Torsten[a]
02.05.2006 19:57:09
Impfstoff verlängert Überleben beim Glioblastom - Erfolgreiche Immuntherapie

Dienstag, 2. Mai 2006

Eine erste klinische Studie mit einem neuartigen "Impfstoff" gegen das Glioblastoma multiforme (GBM) hat die Erwartungen übertroffen. Die Patienten überlebten im Durchschnitt 19 Monate und damit länger als nach einer Chemotherapie (14 Monate), wie Onkologen auf der Jahrestagung der American Association of Neurological Surgeons mitteilten.

Unbehandelt beträgt die Überlebenszeit beim GBM nur 4 Monate. Der häufigste maligne Hirntumor ist eine der bösartigsten Krebserkrankungen überhaupt. An der Wirksamkeit der Vakzine dürften deshalb kaum Zweifel bestehen, auch wenn bisher erst 23 Patienten behandelt wurden. Ob die Impfung jedoch besser ist als die Chemotherapie, ist weiter offen, da die Studie keinen Vergleichsarm hatte. Ihre Ergebnisse sind deshalb lediglich als prinzipieller Beweis einer Wirkung ("proof of concept") zu verstehen. Immerhin waren die Ergebnisse so viel versprechend, dass sich eine Pharmafirma bereits die Rechte gesichert hat und der Beginn einer großen randomisierten kontrollierten Studie nur noch eine Frage der Zeit ist.

Entwickelt wurde der Impfstoff von Amy Heimberger, einer Nachwuchsforscherin des M. D. Anderson Cancer Centers in Houston, und Mitarbeitern. Kernstück ist ein Protein namens "epidermal growth factor variant III (EGFRvIII)", das von 31 Prozent aller Gliome (aber auch vom Mammakarzinom oder dem nichtkleinzelligen Bronchialkarzinom) exprimiert wird. Auf dem normalen Gewebe fehlt EGFRvIII, weshalb seine Injektion in den Körper zu einer Immunreaktion führt und eine (eventuell bereits bestehende oder zu schwache) körpereigene Krebsabwehr stärkt.

Die Patienten erhielten zunächst in einem Zeitraum von zwei Wochen drei Injektionen. Danach gab es monatliche Booster-Impfungen. Die Untersuchungen ergaben, dass dadurch beide Arme der Immunabwehr (B-Zellen und T-Zellen) aktiviert wurden. Bei einigen Patienten konnte die Therapie über zwei Jahre erfolgreich durchgeführt werden. Früher oder später kam es allerdings erneut zum Tumorwachstum. Die Impfung ist keine Heilung, weil irgendwann Zellen proliferieren, die kein EGFRvIII mehr exprimierten. Dies war auch in der Studie nachweisbar.

Die mediane Dauer bis zur Tumorprogression (TTP) betrug 12,1 Monate. In einer historischen Vergleichsgruppe von nichtvakzinierten Patienten mit (EGFRvIII-positiven Tumoren waren es 7,1 Monate. Unter der derzeitigen Standardtherapie mit Temozolomid plus Strahlentherapie gefolgt von einer adjuvanten Temozolomid-Behandlung beträgt die mediane TTP nach Angabe der Autoren 6,9 Monate. Dies spricht für eine Überlegenheit der Vakzine gegenüber der derzeitigen Standardtherapie. Der Vergleich von Patienten [MAX] aus unterschiedlichen Studien kann jedoch täuschen. Der Stellenwert der Vakzinierung wird deshalb frühestens in ein bis zwei Jahren feststehen, wenn die Ergebnisse der angekündigten randomisierten kontrollierten Studie vorliegen werden. /rme

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Torsten[a]
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