Unterstützen Sie unsere Arbeit für Hirntumorpatienten. Vielen Dank!

Jetzt spenden

Anne[a]

Kleinsten Veränderungen auf der Spur

Prof. Richard Bauer vermittelt Medizin-Senioren Überblick der Anwendungsmöglichkeiten von Szintigraphie

GIESSEN (fod). Sei es nun der Verdacht auf einen Tumor, die Suche nach womöglich schon aufgetretenen Metastasen oder eine vermutete Unterfunktion der Schilddrüse - das bildgebende Verfahren der Szintigraphie kann in der Medizin dem Arzt helfen, den Ursachen unklarer Symptome binnen kürzester Zeit auf die Spur zu kommen. Die hierfür zuvor notwendige orale oder parenterale Gabe kurzlebiger radioaktiver Teilchen, so genannter Nuklide, ist es, die viele Patienten erst einmal erschrecken lässt.
Doch die Sorgen seien unbegründet, wie jetzt Prof. Richard Bauer seinen Zuhörern beim Senioren-Vorlesungsprogramm des Fachbereichs Medizin mitteilte. "Bei uns brauchen sie keine Angst vor irgendwelchen pharmakologischen Nebenwirkungen zu haben", sagte der Direktor der Klinik für Nuklearmedizin am Uniklinikum Gießen. Die im Kontrastmittel enthaltene radioaktive Substanz mache nur eine sehr geringe Menge aus und verbleibe nach Beendigung der Untersuchung nur solange im Körper, bis der Organismus sie wieder abgebaut habe. Sei also keineswegs vergleichbar mit radioaktiven Elementen wie man sie etwa von Tschernobyl her kenne.
Umso weitgesteckter sind die Anwendungsmöglichkeiten. "Man kann mit der Szintigraphie Durchblutungsstörungen in den Organen erkennen, Ursachen einer schlechteren Hirnfunktion oder knöcherne Veränderungen", zählte der Mediziner die wichtigsten Gebiete auf. Bei Organen müsse man solche Kontrastmittel geben, die sich für einige Zeit im Gewebe anreicherten und während der in Sekunden ablaufenden Durchblutung nicht gleich wieder in andere Körperregionen gelangten. Die räumliche Dichte der aus dem Körper austretenden Strahlung kann dann von Detektoren aufgefangen und in Form eines zweidimensionalen, mehrfarbigen Szintigramms wiedergegeben werden. "Auf dem Bild eines Herzmuskels lässt sich so aufgrund geringerer Durchblutung eine Verengung eines Herzkranzgefäßes sehen." Wobei man zusätzlich Aufnahmen unter Belastung und in Ruhe vergleiche. Der Vorteil der Szintigraphie gegenüber dem Verfahren der Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT) liege zudem in der Darstellung erhöhter Stoffwechselaktivität. "Beim MRT geht das nicht."
Somit lasse sich voraussagen, inwieweit etwa bei einem Hirntumor das umgebende Gehirngewebe (MAX) in Mitleidenschaft gezogen sei. "Rote Farbe deutet auf eine starke Intensivierung des Stoffwechsels hin, was wiederum eine pathologische Veränderung bedeutet." Seit einigen Jahren erfolgreich eingesetzt wird auch die Positronen-Emissions-Tomographie (PET). Hierbei wird die dem Zerfall eines Atomkerns folgende Entstehung eines Paares von Gammaquanten über äußere Detektoren in "außerordentlich hochauflösende Bilder" umgesetzt. "Diese Technik erlaubt den Nachweis extrem kleiner Veränderungen. Und das viel früher, als es mit anderen Verfahren bisher möglich ist", sagte Bauer.
Selbst ein winziger alter Tuberkuloseherd könne damit aufgespürt werden. In den häufigsten Fällen werde die PET jedoch zur Diagnose warmer und kalter Knoten in der Schilddrüse genutzt, wobei letzterer einen Malignomverdacht nach sich ziehe. "Ich finde es empörend, dass Krankenkassen derzeit den Patienten diese Untersuchungsmethode vorenthalten", konnte Prof. Bauer hierfür kein Verständnis aufbringen, zumal die Heilungschancen durch eine frühere Erkennung wesentlich günstiger seien.

13.06.05

Antworten nur für eingeloggte Benutzer möglich

Nur angemeldete Nutzer können eine Antwort erstellen. Bitte loggen Sie sich ein oder erstellen Sie einen Account.