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Kontrollaufnahme während der OP

Uniklinik Erlangen ist in der Neurochirurgie einen Schritt voraus
Von Ulrike Nikola

Die Heilungschancen bei Gehirntumoren steigen, je exakter die Operationsmethoden werden: Dabei dürfte die Uniklinik Erlangen eine Spitzenposition einnehmen. Sie verweist auf ihren modernsten neurochirurgischen Operationssaal weltweit - mit einem Hochfeld-Magnetresonanztomographen. Hier kann der Neurochirurg noch während der Operation den Patienten in die Röhre schieben und eine Kontrollaufnahme machen.

Danach entfernt der Chirurg einen möglichen letzten Rest des Gehirntumors, was immerhin bei jeder dritten OP der Fall ist. Das rettet Leben und erspart vielen Patienten eine spätere Korrektur-Operation und damit den Krankenkassen auch Kosten. Technisch ist die Ausstattung eine Herausforderung, weil metallische Gegenstände wie beispielsweise das OP-Besteck nicht in das Magnetfeld des MRT geraten dürfen.

Diagnose: Gehirntumor. Auf dem OP-Tisch liegt der Patient, abgedeckt mit grünen Tüchern. Nur sein Kopf ist zu sehen. Der Neurochirurg setzt den Bohrer an die Schädeldecke. Knochenmehl rieselt herunter. Dann nimmt er die Fräse, schneidet ein Stück vom Schädelknochen heraus und legt die darunter liegenden Hirnhäute frei.

Der Kopf ist eingespannt in einen Metallrahmen, der darf sich nicht verschieben, sonst stimmt die Navigation nicht mehr. Sie sehen einen Sternenkranz neben dem Kopf, das wäre der Satellit und das der Empfänger wie in einem Autoreifen genau wie ein Global Positioning System, das geht auf Millimeter Genauigkeit.

Prof. Rudolf Fahlbusch hat diesen modernsten neurochirurgischen OP der Welt ausgestattet und es geht hier zu wie in einer Raumfahrtzentrale: Auf die genaue Navigation kommt es an. Vor der Operation haben Informatiker und Physiker im Neuro-Zentrum die Daten des Patienten und die Aufnahmen aus dem Kernspintomographen in den Computer eingegeben. Alle wichtigen Hirnfunktionen, die bei jedem Menschen etwas anders liegen, wurden ebenso gekennzeichnet wie die exakte Position des Tumors. Eine spezielle Software erstellte daraufhin eine dreidimensionale Neuronavigation - eine Art Wegbeschreibung, die der Chirurg sehen kann, wenn er während der OP durch das Mikroskop schaut:

Dieses blaue Fadenkreuz, sehen sie das? Da wo das Fadenkreuz ist - hier virtuell im Bild - da sehen wir, wo wir im Gehirn landen würden, nämlich grün auf dem Tumor.

Wie ein Schneider an einem Schnittbogen präpariert der Chirurg am Tumor: Er schneidet nicht, sondern zupft mit Pinzetten entlang des Krebsgeschwulst und löst sie ab. Gut eine Stunde operiert Prof. Fahlbusch hochkonzentriert. Dann ist der Tumor, groß wie eine Mandarine, entfernt. Und nun kommt das Revolutionäre - das, was es sonst nirgends gibt: Der Patient wird noch mit offenem Kopf zur Kontrolle in den Hochfeld-Magnetresonanztomographen geschoben.

Jetzt passen sie auf: In diesem Fall werden wir vier Minuten messen, um zu sehen, ob Tumor noch vergessen wurde. Das ist der erste Prototyp, den es auf diesem Gebiet gab.

Normalerweise ist eine solche Kontrollaufnahme erst drei Monate nach der Operation möglich, weil Schwellungen und Blutungen bis dahin eine Diagnose unmöglich machen. So lange wissen weder Patient noch Chirurg, ob der Eingriff erfolgreich war. Anders in Erlangen - hier kann der Chirurg das Ergebnis sofort kontrollieren:

Das sieht gut aus, aber da bis zum Mittelspalt ist noch Tumor.

Bei jeder dritten OP sieht der Chirurg erst im Kernspintomographen, dass der Tumor nicht völlig entfernt wurde. Auch bei diesem Patienten holt Prof. Fahlbusch noch einen Rest heraus. Die weltweit einmalige OP-Ausstattung rettet Leben und erspart vielen Patienten eine spätere Korrektur-OP - und damit auch zusätzliche Kosten im Gesundheitssystem. Der fünf Millionen Euro teure OP ist Luxus, denn wenn ein MRT im Operationssaal steht, werden darin täglich maximal drei oder vier Patienten untersucht statt sonst zwanzig. Und für die technisch modernste Gehirntumor-Operation kann die Uniklinik mit den Kassen auch nicht mehr abrechnen als andere Krankenhäuser. Doch Erlangen gilt als Vorbild und Chirurgen aus dem Ausland wollen den Operationssaal nachbauen - so auch Dr. Msaddi von der Neurospinalen Klinik in Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten:

Wir haben die Idee von Prof. Fahlbusch übernommen, aber unsere Erfahrung ist sehr gering im Vergleich zu den überragenden Kenntnissen von Prof. Fahlbusch. Ich denke, die OP-Ausstattung hier in Erlangen ist die Beste der Welt.

In der Zwischenzeit ist das Ergebnis des Pathologen gekommen, der das entnommene Krebsgewebe des Patienten untersucht hat: Es ist ein gutartiger und langsam wachsender Tumor. Nachdem der Neurochirurg ihn ganz entfernt hat, stehen die Heilungschancen für den Patienten gut. Als er aus der Narkose aufwacht und die freudige Nachricht hört, bahnen sich die Anspannung und Angst der vergangenen Wochen ihren Weg: Tränen rollen über sein Gesicht.

Das ist ein schwerer Eingriff, aber wenn man weiß, dass man gut behandelt wird und die besten Ärzten hat... Ich hab die Mutter Gottes von Altötting dabei - ein Abdruck von 1908 und die wird nach meiner Genesung im Garten aufgestellt...

Neben der Mutter Gottes hat Sepp Brunner ein Bild von Frau und Tochter gestellt. Darauf steht: "Wir lieben dich!"

Ich werde mein Leben neu gestalten, zurückschrauben, weniger arbeiten nur 50 Prozent, mehr Freizeit mit meiner Frau und Tochter verbringen und den Menschen helfen. Es gibt noch schlimmere Schicksale, Tumore, die man nicht rausholen kann und die Menschen brauchen Unterstützung.

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