Birgit[a]
Neue Verwendung der gesammelten Gelder
Krankenkasse bezahlt Krebs-Therapie für Kathrin
von PETRA SCHIFFER
Kathrin bekommt eine Überlebenschance: Die todkranke 15-Jährige muss nicht länger darum bangen, ob das Geld für ihre Krebstherapie durch Spenden zusammenkommt.
Als Ergebnis von tagelangen Recherchen der Rundschau wird die Ersatzkasse nach Gesprächen mit dem behandelnden Arztteam die Kosten für die Hyperthermie-Behandlung - eine örtliche Bestrahlung des Gehirntumors - übernehmen.
Die Voraussetzung: Kathrin muss für die Zeit der Therapie ins Krankenhaus gehen.
Kathrin hat in den vergangenen Monaten eine Welle der Hilfsbereitschaft erfahren. Zahlreiche Menschen waren von dem Schicksal des krebskranken Mädchens angerührt und spendeten nach einem Aufruf des Erftstädter Feuerwehrclubs Geld für ihre Behandlung.
Sie leidet an einem Gehirntumor und hat bereits mehrere Chemo-Therapien hinter sich. Eine Operation ist nach Ansicht der behandelnden Ärzte nicht möglich.
Die Hyperthermie könnte die letzte Chance für die 15-Jährige sein. Das Problem: Weil die Wirksamkeit dieser Behandlungsform umstritten ist, hieß es zunächst, die Krankenkasse werde die Kosten nicht übernehmen.
Kathrins Vater, Wolfram Kastenholz, ist arbeitsloser Familienvater von drei weiteren Kindern und sah sich nicht in der Lage, das Geld aus eigener Kraft aufzubringen.
Er sprach von rund 20.000 Euro für drei Blöcke mit sechs Behandlungen, Unterkunft, Verpflegung und Medikamente. Nach Auskunft der Ärzte schlagen die Bestrahlungen mit 200 Euro pro Sitzung zu Buche - also ingesamt 3600 Euro - ohne Arzt- und Medikamentenkosten.
Kastenholz wandte sich an seine Kollegen bei der Freiwillige Feuerwehr in Köttingen und bat um Hilfe - die überwältigend war. Fast 17000 Euro sind inzwischen auf dem Spendenkonto des Feuerwehrclubs nach Auskunft von Kay Scepanik eingegangen.
Sonderverträge mit sieben Kliniken
Unterdessen ist der erste Therapieblock mit sechs Bestrahlungen abgeschlossen. Dr. Friedrich Douwes, hat gemeinsam mit seiner Frau eine Privatpraxis, gleichzeitig ist er Chefarzt der Klinik St. Georg.
Bislang verlief die Therapie ambulant. Das bedeutet: Kathrin war in einer Pension untergebracht und ging 14 Tage lang drei Mal in der Woche zur Bestrahlung.
Und genau an diesem Punkt hakt die Finanzierung: Denn die Krankenkasse ist nicht bereit, eine ambulante Behandlung zu bezahlen.
Eine stationäre Therapie, bei der Kathrin zwei Wochen im Krankenhaus bleibt, wird sie jedoch übernehmen, versichert KK-Sprecher Thorsten Jakob auf mehrfache Nachfrage.
Hintergrund: Weil Hyperthermie ein noch recht unbekanntes Verfahren ist, haben mehrere Krankenkassen Sonderverträge mit sieben Kliniken in Deutschland abgeschlossen, die eine Therapie auf Kassen-Kosten möglich machen. Die Ergebnisse sollen dazu beitragen, mehr über den Erfolg der Bestrahlung zu erfahren.
"Kathrin muss mitarbeiten"
"Der behandelnde Arzt kennt als Chefarzt der Klinik diesen Vertrag, mir ist vollkommen unklar, warum er seine Patientin und ihre Familie über diese Vereinbarung und die Möglichkeiten der Finanzierung nicht informiert hat", sagt Jakob.
Kathrin sei außerdem so schwer krank, dass es in den Augen der Krankenkasse sinnvoll sei, sie von Fachkräften rund um die Uhr betreuen zu lassen.
In der Gemeinschaftspraxis nachgefragt erklärt Dr. Ortrun Douwes, es sei der Wunsch der Familie Kastenholz gewesen, Kathrin ambulant zu behandeln.
Man sei zu einer stationären Therapie bereit. Für die nächste Behandlung am 18. November wurde gestern ein Bett für Kathrin reserviert.
Wolfram Kastenholz ist empört über das Verhalten der Krankenkasse. "Bei meinen Beratungsgesprächen hat man mir etwas ganz anderes erzählt", sagt er. "Da scheint eine Abteilung nicht zu wissen, was die andere tut."
Ob Kathrin eine stationäre Behandlung durchstehen könne, stehe außerdem auf einem anderen Blatt. "Diese Therapie funktioniert nur, wenn Kathrin mitarbeitet, und sie hat nach ihren Erfahrungen einen Horror vor Krankenhäusern", berichtet Kastenholz. "Es wäre schlimm, sie abends allein in einem Klinikzimmer lassen zu müssen."
Von der Entwicklung überrascht ist auch Kay Scepanik vom Feuerwehrclub. "Nach diesen Erkenntnissen werden wir uns jetzt selbst mit der Kasse in Verbindung setzen"erklärt er.
Diskutieren wollen die Feuerwehrleute und Wolfram Kastenholz außerdem, was mit dem bislang gespendeten Geld geschehen soll. "Auf jeden Fall wird es in irgendeiner Form kranken Kindern zugute kommen", verspricht Scepanik.
"Niemand hat umsonst gespendet. Wenn Kathrin das Geld nicht mehr braucht, können wir bestimmt einem anderen Kind in einer ähnlichen Situation helfen."