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Thema: Presse: Krebs-Mittel aus Kuba

Presse: Krebs-Mittel aus Kuba
Sandra[a]
15.10.2005 17:13:05
Hamburger Abendblatt

Wedeler Pharma-Firma vertreibt Arznei aus Kuba

Krebs-Mittel: Besuch vom Botschafter

Eine europaweit einzigartige Zusammenarbeit hat sich zwischen einem Wedeler Unternehmen und Medizin-Wissenschaftlern aus Kuba entwickelt. Die Pharma-Firma wird Krebs-Medikamente vertreiben, die von kubanischen Forschern erfunden wurden und dort auch produziert werden sollen. Klinische Studien zeigen nach Angaben des Unternehmens sehr gute Erfolge. Geschäftsführer Bach rechnet fürs Jahr 2007 mit der Markteinführung. Auch die kubanische Seite mißt dieser Kooperation hohe Bedeutung zu. Gestern war Gerardo Penalver, der Botschafter der Republik Kuba, in Wedel zu Gast.

Wie Bach erklärte, haben die Biotechnologen den Wirkstoff Nimotuzumab entwickelt. Seine Wirkungsweise basiert darauf, daß ein sogenannter Antikörper auf der Krebszelle andockt und damit deren Wachstum verhindert. Das Medikament wurde Kindern verabreicht, denen wegen ihres Hirntumors von Ärzten nur noch eine Lebenszeit von vier Wochen gegeben wurde. Bach berichtete davon, daß sich Tumore von 4,4 Zentimetern Durchmesser nach dem Einsatz des Wirkstoffes auf 2,2 Zentimeter zurückgebildet haben und daß ein schon aufgegebenes Kind seit Beginn des Versuchs vor 15 Monaten lebt. Am Wochenende wird Bach die Ergebnisse auf dem bedeutendsten Kinderkrebskongreß vorstellen.

Eine weitere Versuchsreihe läuft mit Patienten, die an Bauchspeicheldrüsen-Krebs leiden. Nach Angaben von Bach könnte das Medikament jedoch auch bei vielen weiteren Krebsarten zum Einsatz kommen und eine Ergänzung oder sogar Alternative zu Operation, Chemo- oder Immuntherapie bilden. Doch dafür muß es erst einmal zugelassen werden und deshalb beschäftigt sich eine europäische Behörde damit, die für diese gentechnisch erzeugten Pharmaka zuständig ist. "Gemeinsam mit den kubanischen Entwicklern haben wir mit der Behörde die genauen Anforderungen besprochen, die wir jetzt abarbeiten", so Bach, der das Zusammenspiel mit den Kubanern in den höchsten Tönen lobt: "Wenn wir Nachfragen haben, werden sie sofort beantwortet. Kann das so nicht geschehen, werden umgehend entsprechende Versuchsreihen eingeleitet."

Die Perspektiven dieses Medikamentes erscheinen überwältigend - warum soll da ausgerechnet ein kleines Unternehmen aus Wedel zum Zuge kommen und nicht die Pharma-Riesen dieses Erdballs? Ferdinand Bach nennt die Gründe: "Der Stoff wurde zunächst für Hirntumore von Kindern entwickelt. Da gibt es pro Jahr in Deutschland etwa 350 Fälle. Für große Pharmafirmen ist das kein Markt, weil die Entwicklungskosten genauso hoch sind wie für Medikamente, die von Zehntausenden von Kranken benötigt werden."

Außerdem kommt noch eine politische Komponente zum Tragen. Kuba ist nach wie vor US-amerikanischen Handelsbeschränkungen ausgesetzt. Sie verbieten nicht allein US-Unternehmen den Kontakt zum karibischen Inselstaat, sondern auch nicht-amerikanische Firmen haben Nachteile auf dem US-Markt in Kauf zu nehmen, sobald sie mit Kuba kooperieren.

Das führt konkret zu gravierenden Folgen. So hat es laut Bach große Probleme gegeben, Fermenter-Anlagen zu kaufen, die in dem 40 Millionen Dollar teuren Pharmafabrikneubau eingesetzt werden sollen, um den Wirkstoff herzustellen. Viele Technik-Produzenten befürchteten, es sich mit "Uncle Sam" zu verscherzen, falls sie das Castro-Land belieferten.

Die Anlage ist dafür ausgelegt, jährlich 85 Kilogramm Wirkstoff zu produzieren. Im Schnitt benötigt jeder Patient etwa 200 Milligramm der Substanz pro Infusion, rund 1,5 Gramm pro Jahr. Damit würde die Kapazität ausreichen, um Zehntausenden von Patienten zu helfen.

erschienen am 15. September 2005
Sandra[a]
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