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Thema: Presse: Leuchtende Hirntumoren

Presse: Leuchtende Hirntumoren
Katharina[a]
20.01.2005 10:55:01
ARD-Sendung vom 19.01.2005

Leuchtende Tumoren

Viele lebensbedrohende Krankheiten lassen sich bis heute nur anhand unscharfer Röntgenaufnahmen oder schmerzhafter Gewebeentnahmen diagnostizieren. Eine viel schnellere und sichere Diagnose ist mit molekularen Markern möglich, die zum Beispiel einen Tumor im Röntgenbild zum Leuchten bringen.

Für Wolfgang Großmann hat die Zukunft der Medizin schon begonnen. Im Sommer 2001 fanden die Ärzte bei ihm einen Tumor im Hirn. Für seine ehemaligen Kollegen ist er heute wieder ganz der Alte. Er hatte kein neues Wundermittel erhalten. Doch bei der Operation und den anschließenden, bis heute andauernden Chemotherapien half ihm ein neues Verfahren. Denn sein behandelnder Arzt gehört zu den Forschern, die die ersten Schritte hin zu einer neuen Medizin gehen.

Der Kölner Oberarzt am Neurologischen Institut der Universität zu Köln, Dr. Andreas Jacobs, leitet dafür eine eigene Gruppe am Max-Planck-Institut für Neurologische Forschung in Köln. Das Zauberwort heißt "Molekulare Bildgebung". Sie ist nur möglich, weil drei verschiedene Forschergruppen aufeinander zugehen und sich eng miteinander verzahnt haben: Mediziner, Biochemiker und Physiker. Köln nimmt in der Molekularen Bildgebung - deutsch für Molecular Imaging (MI) - eine internationale Spitzenstellung ein - neben Forschungsgruppen in den USA.


Molekulare Bildgebung ruht auf drei Säulen...

Mediziner wie Andreas Jacobs sind keine Einzelkämpfer. Sie brauchen hochspezialisierte Physiker, denn die können mit ihren modernen Tomographen einem Neurologen wie ihm die modernsten und besten Bilder aus dem Innern seiner Patienten liefern. Sodann brauchen die Mediziner Biochemiker, um die kranken Zellen - und nur die kranken - tief im Körper sichtbar zu machen.

Aus normalen Körpersichten werden mit der Molekularen Bildgebung jetzt Sofortbilder von den Krankheiten selbst. Spreu trennt sich vom Weizen. Bisher konnten die Mediziner auf den Bildern aus dem Innern der Patienten gesundes und krankes Gewebe nicht unterscheiden. So wie nachts alle Katzen grau sind, waren etwa auf den Röntgenaufnahmen oder den Einblicken in die Gewebestrukturen die gesunden und die kranken Zellen unterschiedslos grau. Ob wuchernde Zellen zum Beispiel gutartig oder bösartig waren, konnten erst weitere Untersuchungen wie etwa eine Gewebeentnahme klären, eine sogenannte Biopsie.


.und so funktioniert sie

Um den Krankheiten auf den Grund zu gehen, sie gleichsam bei der Wurzeln sichtbar zu machen, brauchen Forscher wie Andreas Jacobs einen Träger, ein trojanisches Pferd, mit dem sie dann in den bildgebenden Verfahren den Krankheitsherd direkt anschauen können.

Auf diese Träger verfrachten die Mediziner ganz besondere Substanzen. Sie steuern den Träger zielgerichtet zu den kranken Zellen im Körper. Nur dorthin. Einmal im Körper eingebracht, verraten sie sofort, wo und wie sich genau die Krankheit im Körper ausbreitet.

Die Kunst der Molekularen Bildgebung besteht also darin, Substanzen zu finden, die kranke Zellen im Körper erkennen können. Der Schlüssel dazu ist: Jede kranke Zelle hat ihren besonderen biochemischen Fingerabdruck. So verraten sich unkontrolliert wachsende Tumorzellen unter anderem durch ihre höhere Stoffwechseltätigkeit. Mitarbeiter von Andreas Jacobs entwickeln solche Signal-Moleküle oder Marker für Krankheiten wie den Hirntumor von Wolfgang Großmann.


Signal-Moleküle auf trojanischem Pferd

Im Radiochemischen Labor wandern diese Signal-Moleküle auf ihr trojanisches Pferd, ihren Träger. In Köln verwendet man für die PET-Untersuchungen eine schwach radioaktive Substanz. Die Ärzte mixen sie wenige Minuten vor der Untersuchung.

Auf diese Weise entstehen Darstellungen des Gehirns. Der kranke (rote) Tumor trennt sich wie von Geisterhand vom gesunden (blau bis grün) Gewebe. So konnten die Hirnchirurgen damals bei der Operation Wolfgang Großmanns wesentlich zielgerichteter arbeiten. Die gesunden Hirnregionen blieben weitgehend unangetastet.

So ist es nun mit der Molekularen Bildgebung möglich, etwa eine Krebsbehandlung laufend zu kontrollieren. Heute kann in der Regel erst nach drei Wochen überprüft werden, ob die Therapie angesprochen hat oder nicht. Jetzt können die Mediziner die Therapie feiner und genauer dosieren und auf den einzelnen Patienten individuell abstimmen.
Aber Hirntumore sind nur ein Beispiel, was Molekulare Bildgebung alles kann.


Das Potenzial der Molekularen Bildgebung

So können Hirnforscher jetzt schon unterscheiden, ob Patienten an Alzheimer oder einem anderen Gedächtnisverlust leiden, auch wenn die Ausfälle der Patienten, ihre Symptome, noch ziemlich ununterscheidbar sind. "Früher teilten wir die Krankheiten nach ihren Symptomen ein, danach, woran die Patienten litten. Heute versucht man, Veränderungen schon im molekularen Bereich zu erkennen," so Andreas Jacobs.

Deutsche Forscher sind also mit an vorderster Front in dieser neuen Technologie.

(Autor: Heinz Greuling)


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