Jörg[a]
Netzpresse, Dienstag, 26. Juni 2001
Martin Herter starb heute Morgen nach langer Krankheit
Beat Alder
Basel - Martin Herter, ehemaliger Journalist bei der Basler AZ, einst Chefredaktor beim "dopppelstab" und zuletzt Kommunikationsleiter der ÖKK ist tot. Er starb heute Morgen im Alter von nur 47 Jahren.
Mit Martin Herter ist ein Kollege von uns gegangen. Wir wussten um seine Krankheit. Dreimal wurde er operiert. Eine schreckliche Krankheit hatte ihn ergriffen. Martin Herter litt an einem Hirntumor. Und jetzt ist er tot. Bis zuletzt behielt er seine Würde. Über seine Krankheit sprach er wenig bis gar nichts. Typisch Martin. Er behielt selbst im Angesicht des Todes seinen stets leicht ironischen Humor. "Es wird schon gehen.." Bis es nicht mehr ging in diesem Leben.
Ich erinnere mich gut an unsere ersten Begegnungen. Er war ein Linker, Journalist bei der AZ. Ich war BLICK-Reporter, ein Neuling aus Zürich in Basel. Das war Anfang der 80er-Jahre. Die Jugendunruhen von damals trieben uns immer wieder an die selben Schauplätze. Die so genannten Chaoten und die Faschos lieferten sich legendäre Schlachten. Wir stets in der Nähe und manchmal sogar bedrohlich dazwischen. Martin Herter, der Linke und ich der Sensationsreporter, der nichts anderes sein konnte als ein Rechter. So waren die Rollen verteilt.
1986 trafen wir uns nach Jahren wieder. Martin war Chefredaktor des "doppelstab" geworden, ich sein Vize. Er noch immer der Linke mit der Attiüde eines Bohems, der mir lustvoll das Mäntelchen des Populistenb umhängte. Damals hatte die Öffentlichkeit noch immer den Glauben, der mittlerweile eingestellte "doppelstab" gehöre dem unbhängigen Kirschgarten-Drucker und einstigen FCB-Präsidenten Harry Thommen. Martin und ich wussten, dass wir das Brot der BaZ assen und das Volk belogen. Es war eine aufregende, eine bewegte Zeit.
Weil ich auswärts wohnte und die Nächte in Basel nicht selten lang waren, schlief ich oft auf der Matraze in Martins Wohnung an der Feldbergstrasse. Auch wenn wir politisch nicht miteinander konnten. Es verband uns die Lust am Zeitungmachen, die Lust auch am Debattieren und Streiten.
Später trennte sich unser Weg. Zuletzt hatten wir noch beruflich miteinander zu tun. Martin, der Berufs-Kleinbasler hatte Ruhe gefunden bei der ÖKK. Er war längst desillusioniert. Von der veränderenden Kraft des Journalismus hielt er nichts mehr. Dennoch war er stets für einen Tip gut. Netzpress interessierte ihn, auch wenn ihn der rasante Technologiefortschritt schreckte. So blieb er für uns bis zuletzt "die Stimme der ÖKK".
Jetzt ist diese Stimme verstummt. Eine Stimme, die oft unbequem war und die noch vor nicht allzu langer Zeit zu seinem Ausschluss aus den Drei-E geführt hat.
Ich bin aber sicher, dass alle, die mit ihm ins Gehege gekommen sind, erstaunt feststellen, wie sehr sie mit Martin Herter verbunden waren.
An dieser Stelle möchte ich - auch im Namen unserer Mitarbeiter - den Angehörigen und Freunden von Martin Herter mein tief empfundenes Beileid aussprechen