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Thema: Presse: Medizin-Nobelpreis - Revolution durch die Röhre

Presse: Medizin-Nobelpreis - Revolution durch die Röhre
Jörg[a]
07.10.2003 23:28:13
Revolution durch die Röhre - 07.10. 2003

Medizin-Nobelpreis an Paul C. Lauterbur und Sir Peter Mansfield für Entwicklung der Kernspintomografie

Hamburg (dpa). Die Kernspintomografie hat völlig neue Einblicke in den Körper eröffnet. Dabei ist die Diagnosemethode nach derzeitiger Erkenntnis völlig unschädlich, weil sie anders als beim Röntgen keine ionisierenden Strahlen verwendet. Der US-Amerikaner Paul C. Lauterbur (74) und der Brite Peter Mansfield (69) revolutionierten mit ihrer Entwicklung die medizinische Forschung und Therapie und werden dafür in diesem Jahr mit dem Medizin-Nobelpreis geehrt.
Lauterbur, Direktor des Biomedical Magnetic Resonance Laboratory an der Universität von Illinois in Urbana-Champaign, erzeugte aus den Signalen durch Hinzuschalten weiterer Magnetfelder zweidimensionale Bilder. Sir Peter Mansfield, Professor für Physik an der Universität von Nottingham, zeigte, wie mittels Computeranalyse aus dieser Technik sehr rasch medizinisch nutzbare Bilder entstehen können. Die höchste Auszeichnung für Mediziner ist mit umgerechnet 1,1 Millionen Euro dotiert. Es ist der vierte Nobelpreis für die Entwicklung und Nutzung der Kernspintomografie.

Wird ein Mensch in die Röhre eines Kernspin-Geräts geschoben, so kann der Arzt die Größe von Hirntumoren erkennen oder die Ursache von Rückenschmerzen. Das einzigartige Werkzeug hilft aber auch bei der Diagnose von Multipler Sklerose und Herzfehlern.

Ärzte nutzen das Verfahren weltweit für mehr als 60 Millionen Untersuchungen pro Jahr. In wenigen Minuten bis zu einer Stunde können sie Gehirn oder Körperteile in der "Röhre" analysieren und exakt dreidimensional abbilden.

Dabei musste Lauterbur zunächst viele Widerstände durchbrechen. Als er sein Verfahren zum Patent anmelden wollte, habe er nicht einmal Unterstützung von seiner Universität bekommen, bemerkt Jens Frahm vom Max-Planck-Institut für Biophysikalische Chemie in Göttingen.

Inzwischen hat die Kernspintomografie die Medizin revolutioniert: Das erste Gerät wurde Anfang der 80er Jahre aufgebaut, im Jahr 2002 gab es nach Angaben des Nobelpreis-Komitees bereits 22.000 Kernspin-Kameras weltweit.

Grundlage der Kernspintomografie ist die Tatsache, dass der menschliche Körper zu zwei Dritteln aus Wasser besteht. Die Wasserstoff-Atome nehmen in einem Magnetfeld Energie auf und senden sie nach Abschalten des Feldes als elektromagnetische Wellen wieder aus. Daher heißt die Technik auch Magnetresonanztomografie (MRT).

Je nach Wassergehalt werden unterschiedliche Gewebestrukturen angezeigt, denn fast alle Gehirnerkrankungen führen zu einem veränderten Wassergehalt. Bei Multipler Sklerose ist zu erkennen, welche Teile des Gehirns und des Nervensystems entzündet sind und wie die Therapie darauf wirkt. Im Fall von Krebspatienten lässt sich feststellen, wie weit ein Tumor gewachsen ist und ob Lymphknoten befallen sind. Ärzte können ebenso erkennen, ob Rückenschmerzen von Muskeln oder eingeklemmten Nerven stammen.

"Das ist die Zukunftsmethode für bildgebende Diagnostik", sagt der Radiologe Christoph Weber vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Große Chancen sieht er in der Untersuchung von Blutgefäßen.

Das kostenintensive Verfahren werde jedoch immer noch am größeren Einsatz gehindert - aus Kostengründen von Ärzteverbänden, aber auch von politischer Seite. Eine Untersuchung kostet laut Weber 150 bis 600 Euro. Zudem darf das Verfahren nicht bei Menschen mit Gelenkersatz aus Metall verwendet werden, da die Strahlen das Metall erhitzen und es zu Verbrennungen kommen kann. Auch Herzschrittmacher werden gestört.
Jörg[a]
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