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Verlängerung des Überlebens bei selektierten Glioblastom-Patienten um mehr als 16 Monate

Michael Simm, 26.02.2019, univadis


Kernbotschaften

Eine Kombinationstherapie aus Temozolomid plus Lomustin verlängert offenbar das Überleben von Glioblastom-Patienten, die die häufigste Ergbutveränderung bei diesem Tumor tragen, einen methylierten Promotor des MGMT-Gens.

Hintergrund

Die Zahl der jährlich in Deutschland mit einem Glioblastom diagnostizierten Patienten wird auf 2400 geschätzt. Meist erhalten sie nach einer Strahlentherapie Temozolomid (TMZ) – ein Wirkstoff, der eine besonders hohe Ansprechrate zeigt, wenn die Patienten in ihrer Erbsubstanz eine spezifische Veränderung haben (eine Methylierung in der Promoter-Region des MGMT-Gens). Ein Team um den Prof. Ulrich Herrlinger, Leiter der Sektion Neuroonkologie am Universitätsklinikum Bonn, ist nun dem Hinweis aus einer Pilotstudie nachgegangen, dass TMZ in Kombination mit Lomustin die Prognose von Patienten mit methyliertem MGMT-Promoter gegenüber der Monotherapie nochmals verbessern kann.

Design

Offene, randomisierte Studie der Phase 3 mit ursprünglich 141 Patienten mit neu diagnostiziertem Glioblastom und methyliertem MGMT-Promotor, von denen jene 129 in die modifizierte „Intention-to-treat (ITT)“-Analyse einbezogen wurden, die die Strahlentherapie begonnen hatten. Das Therapieregime der einen Gruppe bestand aus einer Chemoradiotherapie mit 59-60 Gy und TMZ 75 mg/m2, gefolgt von 4 wochenlangen Zyklen, an denen TMZ jeweils in den ersten 5 Tagen in einer Konzentration von 150 – 200 mg/m2 verabreicht wurde. In der anderen Gruppe wurden zusätzlich zur Strahlentherapie bis zu 6 Zyklen verabreicht mit 100 mg/m2 Lomustin an Tag 1 und 100 – 200 mg/m2 TMZ an den Tagen 2 bis 6.

Hauptergebnisse

Beim primären Endpunkt der Studie, dem Gesamtüberleben in der modifizierten ITT-Analyse, erreichten die Patienten unter TMZ mediane 31,4 Monate, mit der Kombination aus Lomustin und TMZ waren es 48,1 Monate. Dies entspricht einem Chancenverhältnis HR von 0,60 (p= 0,0492).

In einer sekundären Analyse der (nicht modifizierten) ITT-Population waren HR und p-Wert fast identisch (0,60 bzw. 0,0432).

Nebenwirkungen des Schweregrades 3 oder schlimmer wurden mit TMZ alleine bei 51 % der Patienten registriert, unter der Kombination waren es 59 %. Es gab keine Todesfälle im Zusammenhang mit der Behandlung.


Klinische Bedeutung

Von einem „bedeutenden Erfolg“ spricht Studienleiter Herrlinger in einer Pressemitteilung und verweist darauf, dass die Chemotherapie des Glioblastoms seit 2005 kaum Fortschritte gemacht habe. Sollten sich die aktuellen Ergebnisse in einer größeren Studie bestätigen, hätte die Kombinationstherapie das Potenzial zur Standardbehandlung zu werden, jedenfalls für jene etwa 35 -45 % der Patienten mit maligenen Gliomen und methyliertem MGMT-Promotor..

Finanzierung der Untersuchung: Bundesministerium für Erziehung und Wissenschaft


Referenz:

Herrlinger U et al.: Lomustine-temozolomide combination therapy versus standard temozolomide therapy in patients with newly diagnosed glioblastoma with methylated MGMT promoter (CeTeG/NOA-09): a randomised, open-label, phase 3 trial. Lancet. 2019 Feb 16;393(10172):678-688. doi: 10.1016/S0140-6736(18)31791-4.


Quelle: https://www.univadis.de/viewarticle/verlaengerung-des-ueberlebens-bei-selektierten-glioblastom-patienten-um-mehr-als-16-monate-657849?u=g7Nnk16ewgt9FQhygF27aAaNbsWklxgqiSrWwrtUen1LUNqQw6XkDWk%2F5FKa0HSJ&utm_source=automated&utm_medium=email&utm_campaign=medical%20updates%20-%20daily%202.5%20onco&utm_content=3112545&utm_term=

muggel

NOA-09-Studie: Intensivierte Gliomtherapie ohne Einbußen bei Lebensqualität und Kognition möglich

Lancet Oncology

von Michael Simm Studien – kurz & knapp 25.09.2019


Kernbotschaften

Die Kombination aus Lomustin und Temozolomid verlängert bei Patienten mit einem Glioblastom, bei dem der MGMT-Promotor methyliert ist, das Leben. Die Lebensqualität und die Kognition werden dabei nicht spürbar stärker beeinträchtigt, als mit Temozolomid alleine.

Hintergrund

Patienten mit einem Glioblastom, bei dem der MGMT-Promotor methyliert ist (das sind ca. 35–50%), überleben signifikant länger, wenn sie mit einer Kombination aus Lomustin und Temozolomid behandelt werden, als mit Temozolomid allein. Neben dem Wirksamkeitsvergleich sollten in der Studie CeTeG/NOA-09 auch die Lebensqualität und die kognitiven Funktionen der Patienten erfasst werden, über die hier berichtet wird. Das mediane Gesamtüberleben hatte unter der Kombination 48,1 Monate betragen gegenüber 31,4 Monaten mit der Temozolomid-Standardtherapie.

Design

Aus der randomisierten Phase 3-Studie CeTeG/NOA-09 konnten 129 Patienten mit neu diagnostizierten MGMT-methylierten Glioblastomen im Alter zwischen 18 und 70 Jahren mit einem Karnofsky-Wert von mindestens 70% eingeschlossen werden, die man an 17 deutschen Universitätskliniken rekrutiert hatte. Die Patienten hatten bis dahin weder eine Chemo- noch eine Strahlentherapie erhalten. Nun erhielten sie 60 Gy, sowie entweder 6 Mal eine 6-wöchige Chemotherapie mit jeweils 100 mg/m2 Lomustin am ersten Wochentag plus 100-200 mg/m2 an Tag 2–6, oder während der Strahlentherapie täglich 75 mg/m2 Temozolomid, plus 6 vierwöchige Zyklen im Abstand von 4 Wochen mit 150–200 mg/m2 Temozolomid jeweils an Tag 1–5.

Ergebnisse

Bei einer medianen Nachverfolgungszeit von 19,4 Monaten für die Messung der Lebensqualität gemäß dem 30 Punkte umfassenden Fragebogen der EORTC (European Organisation for Research and Treatment of Cancer) gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen (p = 0,26).

Wurde die Kognition mit der Mini Mental State Examination (MMSE) erfasst, so ergab sich bei einer medianen Nachbeobachtung von 15,3 Monaten ein signifikanter Vorteil von 0,11 Punkten für die Standardtherapie mit Temozolomid (p = 0,0058). Mit einer Differenz von 1,76 Punkten über 4 Jahre war dieser Unterschied aber klinisch nicht relevant.

Bei einer Gruppe von neurokognitiven Tests (NOA-07) gab es wiederum keine signifikanten Unterschiede. Die Differenz im Wortfindungstest (COWA), die über median 11 Monate ermittelt wurde, betrug 0,04 (p = 0,14)

Klinische Bedeutung

Eine Kombinationstherapie aus Lomustin und Temozolomid verlängert bei neu diagnostizierten Gliom-Patienten mit methyliertem MGMT-Promoter das Gesamtüberleben deutlich. Im Vergleich zur bisherigen Standardtherapie mit Temozolomid allein kommt es dabei weder zu einer klinisch relevanten Verschlechterung der Lebensqualität noch der Kognition.

Finanzierung: Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Referenzen

Weller J et al.: Health-related quality of life and neurocognitive functioning with lomustine-temozolomide versus temozolomide in patients with newly diagnosed, MGMT-methylated glioblastoma (CeTeG/NOA-09): a randomised, multicentre, open-label, phase 3 trial. Lancet Oncol. 2019 Sep 2. pii: S1470-2045(19)30502-9. doi: 10.1016/S1470-2045(19)30502-9.

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