Anti Ditsche
Hallo der folgende Artikel des Kölner Stadtanzeigers wurde gestern in der Mailingliste gepostet.
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> Modernste Klinik für stereotaktische Operationen
> Eingriffe ins Gehirn mit
> höchster Präzision
>
> Behutsam führt der Arzt die Sonde durch ein Mini-Bohrloch
> ins Gehirn. Ein Tumor muss entfernt werden. Dabei
> unterhält der Mediziner sich mit dem Patienten in
> Lokalanästhesie im Kernspingerät, das gleichzeitig als
> Operationstisch dient.
>
> Auf dem Monitor flackert ein rotes Licht auf: ein Hinweis für
> den Chirurgen, dass ihn nur ein Millimeter vom
> Sprachzentrum trennt, das sich ihm aufgrund des
> Sprechens des Kranken genau im Bild darstellt. Sicher
> führt der Arzt sein Instrument daran vorbei - zur Entfernung
> des Tumors, und dies ohne das hohe Risiko einer unter
> Umständen folgenschweren Beschädigung von
> Hirnarealen.
>
> In wenigen Tagen ist es soweit. "Dann wird in Köln das
> modernste Operations-Zentrum für Stereotaxie der Welt
> eröffnet, rund 17 Millionen Mark teuer", kündigt Klinikchef
> Professor Volker Sturm an, und er erklärt: "Wir können
> dann nicht nur Bilder von Patienten im neuen
> Kernspintomographen empfangen, sondern mit dem
> Krankheitsbild auf dem Bildschirm direkt in der Röhre
> operieren.
>
> Und das mit einer bisher nicht zu verwirklichenden
> Exaktheit." Neurochirurg Sturm und sein Team - Ärzte,
> Physiker und Pflegepersonal - sind gerüstet: "Für den 16.
> Juli ist die erste Operation geplant; dann können auch
> komplizierteste Hirnoperationen mit einem bisher viel zu
> hohen Risiko vorgenommen werden. So beispielsweise die
> Entfernung von besonders tief liegenden Tumoren, ohne die
> oft nur millimeterweit voneinander entfernten Hirnareale wie
> Sprach-, Seh- und Bewegungszentrum zu verletzen."
>
> Freilich ist eine Aufstockung des jetzigen Teams
> notwendig, da mit dem Neubau mehr Kapazität zur
> Verfügung steht. So könne mit der Verkürzung der zurzeit
> noch langen Wartezeit gerechnet werden, sagt Volker
> Sturm. Denn mehr als 160 Patienten aus aller Welt stehen
> auf der Operationsliste der Stereotaxie der Kölner
> Universität.
>
> Unter dem Dach des zweigeschossigen Neubaus
> zwischen Bettenhaus und LFI-Gebäude "schlägt" im
> Erdgeschoss das "Herz" der neuen Klinik. Da gibt es zwei
> große Operationssäle mit Tele-Röntgenanlage - und jenen
> OP mit dem unübersehbaren Warnhinweis an der Türe:
> "Achtung! Starkes Magnetfeld".
>
> Der Saal wird beherrscht von einem gewaltigen
> Kernspintomographie-Gerät. Besonderheit laut Sturm: "Wir
> können 60 Bilder pro Sekunde machen und zielgenau im
> Gehirn operieren. Ob es nun darum geht, einen Hirntumor
> zu vernichten oder bei einem Parkinsonpatienten durch
> einen Eingriff Zittern, Steifheit oder Bewegungsunfähigkeit
> zu beseitigen."
>
> Sturm, keinesfalls von falscher Euphorie beseelt, geht
> davon aus, künftig auch bisher unerreichbar gebliebene
> Hirntumore beseitigen zu können und damit die
> Heilungschance bei Krebs zu verbessern. Eine
> wesentliche Rolle wird dabei dann auch die Entwicklung
> eines Kalt-Laser-Geräts für acht Millionen Mark spielen;
> beteiligt sind Spezialisten aus Heidelberg und Zürich.
> Sturm: "Über ein etwa acht Millimeter großes Bohrloch
> wird der Laser eingeführt, womit wir ohne Erhitzung
> krankes Gewebe in der Tiefe des Gehirns verdampfen
> können."
>
> Weltweit gebe es neben Köln nur in Neapolis (USA) einen
> solchen Kernspin, der Bilder liefert und zugleich OP-Tisch
> ist. "Eine revolutionäres Projekt, das künftig auch von den
> Uni-Professoren Klaus Lackner (Radiologie) und H. Peter
> Müller (Strahlentherapie) genutzt und ebenso in San
> Francisco realisiert werden soll", sagt Sturm.
>
> Nach wie vor müsse aber jede Operation, beispielsweise
> der Weg zum Tumor, genau vorausberechnet werden.
> Zuvor habe man "blind", jedoch über ein
> Navigationssystem, den Eingriff vorgenommen. Jetzt aber
> sei es möglich, die ins Gehirn eingeführte, mit
> Mikroinstrumenten aus Titan ausgestattete Sonde von
> Anfang an bis zum Ort des Übels genau zu verfolgen -
> ohne Verletzung des gesunden Gewebes.
>
> Und noch etwas wird möglich: "Gefühlsregungen wie
> Weinen und Lachen, aber auch Sprechen und Musikhören
> werden für uns durch stärkere Durchblutung im Gehirn
> sichtbar, so dass auch diese Gehirnareale bei einer OP
> unversehrt bleiben. Wir hoffen jedenfalls inständig, künftig
> noch mehr Menschenleben retten zu können."