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Thema: Presse: Nanopartikel heizen Hirntumoren ein

Presse: Nanopartikel heizen Hirntumoren ein
Anne[a]
21.03.2004 15:47:38
Nanopartikel heizen Hirntumoren ein

Prof. Dr. med. Klaus Maier-Hauff wird auf dem 14. Hirntumor-Informationstag über einen zukunftsträchtigen Ansatz in der Tumortherapie berichten

Leipzig (tf) - Die Deutsche Hirntumorhilfe e.V. veranstaltet am 24. April 2004 im Großen Hörsaal der Freien Universität Berlin/Dahlem den 14. Informationstag für Hirntumorpatienten und Ärzte "Fortschritte in der Hirntumortherapie". Beginn ist um 10:00 Uhr. Es werden etwa 400 Teilnehmer erwartet. Es ist die größte Veranstaltung dieser Art im deutschsprachigen Raum und eine der wenigen Möglichkeiten für Betroffene, mit anderen Patienten in Kontakt zu treten und Erfahrungen auszutauschen.

Prof. Dr. med. Klaus Maier-Hauff ist Leiter der Neurochirurgischen Abteilung des Bundeswehrkrankenhauses in Berlin und führt erste klinische Anwendungen eines weltweit neuen Therapieansatzes, der Magnetflüssigkeits- Hyperthermie, durch. Gemeinsam mit Wissenschaftlern der Charité forscht man an der Entwicklung einer neuen Krebstherapie mittels Nanopartikeln.

Bei der Magnetflüssigkeits- Hyperthermie werden winzige Eisenoxid- Teilchen direkt in das Tumorgewebe injiziert. Anschließend erhitzt man diese Teilchen mit einem wechselnden Magnetfeld. Das Tumorgewebe wird überwärmt und soll so angreifbarer für eine nachfolgende oder gleichzeitige Therapie werden.

Der Test dieser Behandlungsmethode begann weltweit erstmals im Rahmen einer klinischen Studie im Oktober 2003 in Berlin. Dabei behandelte man Patienten mit einem der bösartigsten Hirntumore - dem Typ Glioblastom. Dieser Patientengruppe stehen mit den herkömmlichen Methoden nur begrenzte Therapieoptionen zur Verfügung.

Prof. Dr. med. Maier-Hauff ist im Rahmen dieses Forschungsprojektes für die medizinische Durchführung verantwortlich und wird das Therapiekonzept und erste Erfahrungen der klinischen Anwendung auf dem 14. Patienten-Informationstag vorstellen. In der Entwicklung und jetzt auch in der klinischen Erprobung der Nanopartikel- Therapie sind die Berliner Wissenschaftler international führend. Dieses Verfahren ist weltweit die erste Thermotherapie, die zwischen Tumorzellen und gesundem Gewebe unterscheiden kann. Es wurde speziell für Glioblastom-Patienten entwickelt.

Stichwort Deutsche Hirntumorhilfe
Die "Deutsche Hirntumorhilfe" mit Sitz in Leipzig ist ein bundesweiter Zusammenschluss von Betroffenen und Wissenschaftlern und leistet seit 1998 als einzige Organisation wichtige Lobbyarbeit für Hirntumorpatienten. Hauptanliegen ist die Förderung von Forschung und Projekten der Neuroonkologie. Die Deutsche Hirntumorhilfe veranstaltet regelmäßig Informationstage über die Therapie von Hirntumoren auf Bundesebene.

Fachmännische Kenntnis wird an medizinische Laien vermittelt und andererseits der Informationsaustausch zwischen Gleichbetroffenen gefördert. Jedem Interessierten soll der schnelle Zugang zu aktuellen Informationen über Standards in Diagnostik, Therapie und Nachsorge sowie über Adressen und Angebote der Selbsthilfe und krebsbezogener Institutionen ermöglicht werden.

Außerdem bietet die Deutsche Hirntumorhilfe ein umfangreiches Internetangebot (www.neurobox.de), eine Informations- und Kontaktstelle auf Bundesebene (Tel. 03437-702 702), die Herausgabe der Zeitschrift ,Brainstorm' und Informationsveranstaltungen sowie Seminare/Workshops an.

Informationstag für Hirntumorpatienten und Ärzte

Renommierte Ärzte und Wissenschaftler werden über aktuelle Standards und hoffnungsvolle Ansätze der Chemo-, Strahlen- und neurochirurgischen Therapie verständlich referieren und stehen im Anschluss für spezielle Anfragen zur Verfügung. Des weiteren werden wissenschaftliche Ergebnisse aus aktuellen klinischen Studien vorgestellt, die Anlass zur Hoffnung geben.


Stichwort Magnet-Flüssigkeits-Hypertermie:

Jahrelange Forschungsarbeiten zum Einsatz von Nanotechnik zur Bekämpfung bislang nur schwer oder gar nicht zu heilender Krebserkrankungen haben jetzt eine neue Stufe erreicht. Im Oktober 2003 wurde die erste auf Nanotechnik basierende klinische Studie in Deutschland gestartet. Mit dem neuen Verfahren, behandelten Ärzte und Wissenschaftler der Charité und des Bundeswehrkrankenhauses in Berlin insgesamt 15 Patienten mit unheilbaren Glioblastomen und Hirnmetastasen. Für die Entwicklung benötigte das Forscherteam der Charité um Dr. Jordan 15 Jahre harte Arbeit. Die mit patentierten Biomolekülen beschichteten Nanopartikel (nanometerkleine, magnetisierbare Eisenoxidpartikel), werden per stereotaktischem Navigationssystem in den Gehirntumor injiziert, wo sie millionenfach in Krebszellen eindringen können. Die Nanopartikel sind weltweit erstmalig in der Lage, mit Hilfe von Biorezeptoren, Krebszellen von gesundem Gewebe zu unterscheiden. Anschließend werden die Nanoteilchen in einem magnetischen Wechselfeld auf bis zu 45 Grad erhitzt. Die so geschädigten Tumorzellen sind für eine weitere Behandlung anfälliger. Bei einer Erwärmung über 47 Grad Celsius bewirkt die sogenannte Magnet-Flüssigkeit-Hyperthermie sogar eine direkte Tumorzerstörung. Das umgebende gesunde Gewebe, das keine Nanopartikel enthält, bleibt dabei von der Wärmeeinwirkung weitgehend unberührt. Die neuentwickelte Magnetflüssigkeitshyperthermie bietet gegenüber herkömmlichen Hyperthermie-Verfahren mehrere Vorteil, z.B. dass auch schlecht zugängliche, tiefliegende Tumore gleichmäßig erwärmt werden können, was für den Erfolg der Behandlung ausschlaggebend ist. Zudem ist dieses Verfahren die weltweit erste Thermotherapie, die zwischen Tumorzellen und gesundem Gewebe unterscheiden kann und mit der man kontaktlos beliebige Temperaturen erzeugen kann. Man hofft außerdem, durch die spezifische Einlagerung der Eisenteilchen in die Krebszellen die Rezidivbildung, die von den bei Operationen oder Bestrahlungen häufig unvollständig erfassten Tumorrandgebieten ausgeht, besser in den Griff zu bekommen.


Stichwort Nanotechnologie:

Die Nanotechnologie gilt als eine der Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts. Auf dem noch jungem Forschungsfeld tummeln sich Physiker, Chemiker, Biologen, Mediziner, Ingenieure, Materialforscher und andere, die sich mit Prozessen und Anwendungen auf kleinstem Niveau beschäftigen, nämlich auf einer Ebene von Millionstel Millimetern - Nanometern eben. Die neue Technik bietet neben der Möglichkeit der Miniaturisierung auch die Erschaffung von Materialien mit völlig neuen Eigenschaften. Denn Nanopartikel, 5000 mal dünner als ein Haar, verhalten sich in vielerlei Hinsicht anderes als ihre großen Geschwister. Speziell die Nanobiotechnologie birgt ein enormes Innovationspotential für medizinische Anwendungen.


Stichwort Wissenschaftsstandort Berlin- Brandenburg:

Die Entwicklung dieses neuen Verfahrens ist ein Musterbeispiel bei der Zusammenarbeit von regionalen Firmen und zeigt das Potenzial der Region im Bereich der Hochtechnologie. So übernimmt die Berliner Firma MagForce die gesamte Produktentwicklung, Produktion und Vermarktung der Nanoteilchen. Seit über einem Jahr kooperiert das Unternehmen mit der Charité und dem Institut für Neue Materialien bei der Entwicklung dieser Teilchen auch für eine kombinierte Thermochemotherapie. Für dieses Verbundprojekt konnte auch die finanzielle Unterstützung durch den Bund im Rahmen des Förderprogramms "Nanobiotechnologie" gesichert werden.
Die aus der Charité ausgegründete MFH Hyperthermiesysteme entwickelte das für die Erhitzung der Eisenteilchen notwendige Gerät zur Erzeugung des Magnetfeldes, das so genannte Magnet-Wechselfeld-Therapiegerät.


DHH 18.03.2004
Anne[a]
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