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Magnetflüssigkeits-Hyperthermie wird erstmals bei Glioblastomen geprüft / Studie in Berlin ist gestartet

Die Charité und das Bundeswehrkrankenhaus (BwK) in Berlin haben eine Studie zur Therapie bei Hirntumoren mit Magnetflüssigkeits-Hyperthermie gestartet. Bei dieser weltweit erstmals klinisch bei Menschen angewandten Methode werden Nanometer-kleinen Eisenpartikel direkt in die Tumoren gespritzt. Dann werden die Partikel durch ein Wechsel-Magnetfeld von außen angeregt, sodaß sie Wärme abgeben und den Tumor auf etwa 45 Grad Celsius erhitzen. Anschließend werden die Patienten bestrahlt.

In die Studie aufgenommen werden Patienten mit Glioblastom oder höchstens zwei Hirnmetastasen eines anderen Karzinom. Die Studie leitet Professor Klaus Maier-Hauff, Chefarzt der Neurochirurgie des BwK.

Studienkoordinator Dr. Andreas Jordan von der Charité und Gründer des Centrums für Biomedizinische Nanotechnologie hat die an der Charité entwickelte Methode im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung" erläutert.

"Die Eisenpartikel sind von einer Molekülschicht umhüllt, die eine Affinität zu neuen Zellmembranen haben. Aufgrund der hohen Teilungsfrequenz von Tumorzellen gibt es in Tumoren viele dieser neuen Membranen. Die Partikel heften sich daran und werden in die Zellen eingeschleust. Pro Zelle sind das Millionen von Partikeln."

Um eine solch hohe Konzentration zu erreichen, werden die Partikel durch ein kleines Bohrloch in der Schädeldecke direkt in den Tumor gespritzt. Stereotaktisch lassen sich auch Tumoren erreichen, die an sensiblen Stellen wie etwa dem Sprachzentrum liegen.

Anschließend werden die Partikel durch ein von außen erzeugtes Wechsel-Magnetfeld angeregt und geben Wärme ab. Über eine dünne Temperatursonde, die durch das Bohrloch in den Tumor geschoben wird, kann die Temperatur kontrolliert werden. Die Partikel erhitzen den Tumor, schädigen die Zellen und machen sie sensibler für die anschließende Bestrahlung, wie Jordan erklärte.

"Die aufgenommenen Eisenpartikel bleiben bis zur völligen Zerstörung im Tumor, die Wärmebehandlung kann also wiederholt werden, ohne daß erneut injiziert werden muß", sagte Jordan. Auch eine Operation nach Tumorverkleinerung ist möglich.

Die für verschiedene Tumorarten spezifischen Molekül-Hüllen der Nanopartikel werden von dem Unternehmen MagForce Applikations hergestellt. Das Unternehmen entwickelt solche spezifische Hüllen auch für weitere Tumoren, etwa Prostatakarzinome. Der Magnetwechselfeld-Applikator MFH 300F stammt vom Unternehmen MFH Hyperthermiesysteme.

Es werden noch Patienten in die Studie aufgenommen. Die Glioblastome oder Hirnmetastasen dürfen nicht größer als 3 cm und die Patienten nicht bestrahlt oder mit Chemotherapie behandelt worden sein.




KOMMENTAR
Neue Hoffnung für Glioblastom-Patienten
Von Gabriele Wagner

Die Charité und das Bundeswehrkrankenhaus in Berlin haben jetzt eine Studie gestartet, in der eine neue Methode zur Therapie bei Glioblastomen und Hirnmetastasen - die Magnetflüssigkeits-Hyperthermie - geprüft wird. Diese minimal-invasive Therapie könnte die Prognose für Patienten mit Glioblastom verbessern.

Bislang ist die Prognose bei Glioblastomen ganz schlecht. Sie gehören zu den bösartigsten Hirntumoren überhaupt, weil sie rasch und invasiv wachsen und schnell Satelliten im Gehirn streuen. Glioblastome werden deshalb auch als systemische Erkrankung des Gehirns angesehen. Ab Diagnosestellung bleibt den Patienten im Mittel noch etwa ein Jahr zum Leben, trotz Operation - falls überhaupt möglich - und Bestrahlung.

Darum ist es so wichtig, neue Therapien zu entwickeln, die die Überlebenszeit verlängern und die gleichzeitig möglichst wenig invasiv sind. Es sind fast immer Erwachsene, die Glioblastome bekommen. Also Menschen, die häufig Familie haben, für die Zukunft ihrer Angehörigen sorgen möchten und die deshalb ihre Angelegenheiten in Ruhe ordnen müssen. Jeder Monat mehr, den sie selbstbestimmt leben könnten, wäre ein wirklicher Gewinn.

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