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Thema: Presse: Neue Methode hilft bei Hirntumoren

Presse: Neue Methode hilft bei Hirntumoren
Katja[a]
19.01.2004 12:52:14
Krebs bekennt Farbe

Neue Methode hilft bei Hirntumoren

Schnell wachsende Geschwulste heben sich kaum von gesundem Hirnbereich ab - Schwerstarbeit für Chirurgen. Jetzt kommt Farbe ins Spiel


Fünf von 100.000 Menschen in Deutschland erkranken an einem bösartigen Hirntumor. Bei dem hirneigenen, malignen Tumor sind die Prognosen schlecht, da es kaum möglich ist, die schnell wachsende Geschwulst komplett zu entfernen. Das Problem liegt dabei im Übergang zwischen Tumor und Hirngewebe, wo eine Abgrenzung nur sehr schwer möglich ist. Bislang bedeutete das, dass man lieber weniger als mehr Gewebe entfernte, um auf keinen Fall das Hirn und damit neurologische Funktionen zu zerstören. Das heißt aber auch, dass unter Umständen relativ viel vom Tumor stehen bleibt und er sehr schnell nachwachsen kann.

Der Neurochirurg Walter Stummer forscht an einer Substanz, die Hirntumore einfärbt. Trinken die Patienten vor der Operation eine Substanz namens 5-ALA, so beginnen die Tumoren zu fluoreszieren. Dem Chirurgen ist es somit möglich, genau zwischen Tumor und Hirn zu unterscheiden. 5-ALA ist eine körpereigene Substanz, die bevorzugt im Gewebe maligner Gliome zu einem stark fluoreszierenden Farbstoff umgewandelt wird, dem Protoporphyrin IX. Dieser, unter blau-biolettem Licht stark leuchtende Farbstoff, erlaubt nun die bessere Abgrenzung von Tumorgewebe, wodurch die Operationen sicherer und vollständiger werden.

Die Anwendung von 5-ALA erfolgt bislang im Rahmen von Studien, rund 380 Patienten sind bislang auf diese Weise behandelt worden.

idw


15.01.2004
Katja[a]
Katja[a]
22.01.2004 20:13:18
20.1.2004

Möglicher Durchbruch in der Hirnchirurgie
Ein neues Verfahren verspricht die sichere und vollständige Entfernung von bösartigen Hirntumoren

Von Hannelore Becker-Willhart


Das menschliche Gehirn

Im Gehirn entstehende Tumoren, auch maligne Gliome genannt, treffen im Durchschnitt jeden 20.000. Menschen. Erste Anzeichen sind: Kopfschmerzen, Verschlechterung der Sehfähigkeit, Lähmungserscheinungen, Erbrechen. Die Ursachen für diese hirneigenen Tumore sind bislang unbekannt und selten erfolgreich war bislang auch die operative Entfernung der bösartigen Geschwulst. Neurochirurgen an den Düsseldorfer Universitätskliniken testen nun eine Substanz, mit der diese Tumore sichtbar gemacht und damit besser entfernt werden können. Sie sprechen bereits von "einem Durchbruch in der Hirnchirurgie".

"Bösartiger Hirntumor": die Diagnose ist zwar selten - aber schrecklich. Denn obwohl dieser hirneigene Tumor kein Krebs ist und auch keine Metastasen entwickelt, sind die Chancen, ihn zu überleben, bislang nur gering. Der Grund: Dieser Tumor, auch malignes Gliom genannt, wächst sehr schnell und entwickelt viele Ausläufer in die benachbarten Hirnregionen hinein. Die Folge: Es gibt keine klare Abgrenzung zwischen dem Tumor und dem umliegenden, gesunde Hirngewebe. Um die Funktionen des Gehirns möglichst zu erhalten, haben die Chirurgen bislang im Randbereich des Tumors kranke Gewebereste oft nicht völlständig weggeschnitten. Und die sind dann - trotz anschließender Bestrahlungs-Therapie - weiterhin aktiv.

Es ist so, dass dieser Tumor doch stark dazu neigt, wiederzukehren, trotz aller Maßnahmen. Wir wissen, dass so genauer der Tumor operiert wird, desto länger braucht er, um wiederzukehren. Normalerweise überleben 5 - 10 Prozent der Patienten längerfristig diesen Tumor.

Versuche, die Grenzen des Tumors deutlich zu markieren, brachten lange Zeit keine zuverlässigen Ergebnisse.

Nun haben wir eine Substanz entdeckt, die sich im Tumorgewebe selber anreichert und dort umgewandelt wird in einen Farbstoff, den man mit einem bestimmten Licht sichtbar machen kann, so dass der Tumor nun Rot leuchtet. Das hat nun den Vorteil, dass wir den Tumor genauer sehen und auch genauer entfernen können.

Diese Substanz heißt 5-AminoLävolin-Säure, sie ist im Körper selbst vorhanden und ist dort für den Blutstoffwechsel wichtig. Für die Operation wird sie synthetisch hergestellt. Einen Teelöffel davon in Wasser aufgelöst bekommen die Patienten vor dem Eingriff zu trinken. Die Lösung schmeckt leicht säuerlich wird gut vertragen. Nach drei Stunden kann die Operation dann beginnen. Dabei arbeiten die Neuro-Chirurgen mit einem Mikroskop, das für dieses neue Verfahren eigens hergestellten worden ist. Das funktioniert mit normalem weißen Licht - und es kann während der Operation bei Bedarf auf blau-violettes Licht umgestellt werden, um den Farbstoff im Tumor kräftig Rot aufleuchten zu lassen. Auf diese Weise können die Chirurgen zu Beginn des Eingriffs den Sitz des Tumors im geöffneten Schädel genau ausmachen.

Wir lokalisieren zunächst den Tumor und da ist es manchmal schon hilfreich, weil man da an den Grenzen der Tumore nicht immer sofort erkennen kann, dass es ein Tumor ist. Und dann können wird die Methode schon einsetzen und sehen, ob das Gewebe Rot leuchtet oder nicht - und wir wissen, wir sind in der Nähe vom Tumor.

Dann kann die Lampe im Mikroskop wieder auf normales Licht umgestellt werden.

Wenn wir den Tumor gefunden haben, werden die Anteile des Tumors entfernt, die gut erkennbar sind als solcher. Wenn die entfernt sind, würde man normaler Weise die Operation beenden, im Glauben, diesen ganzen Tumor entfernt zu haben.

Nun aber leuchten die Neurochirurgen die Operationsfläche mit dem blauvioletten Licht erneut aus und suchen sie nach rot leuchtenden Geweberesten ab.

Und dann setzen wir die neue Methode ein und können sehr genau sehen, wo noch Tumorreste im Gehirn belassen sind. Und die werden dann entfernt.

Mit guten Ergebnissen: Konnten das Tumorgewebe bisher nur bei etwa 20 Prozent der Operationen vollständig entfernt werden, so ist es mit dieser neuen Methode in 70-80 Prozent der Fälle möglich. Das zeigt eine bereits ausgewertete kleine Studie mit 50 Patienten. Gravierende Nebenwirkungen durch die einzunehmende Substanz sind nicht bekannt.

Wir wissen, dass sich die Substanz auch in der Haut einlagert, aber maximal für 24 Stunden und dazu führt, dass die Patienten gegenüber Licht etwas empfindlicher sind. Das ist die Operation kein Problem und bis zum nächsten Tag kein Problem, weil die Patienten in etwas abgedunkelter Umgebung gehalten werden. Da hat es noch keine Probleme gegeben.

Seit drei Jahren läuft deutschlandweit eine weitere Studie, an der rund 380 Patienten teilnehmen. Und bislang steht fest, dass sich deren Überlebenschancen durch das neue Operationsverfahren verbessert haben.

Die Substanz gelangt über das Blut ins Gehirn und ins Gehirntumorgewebe, wo sie speziell von den Tumorzellen aufgenommen wird und dort umgewandelt wird - durch den Stoffwechsel der Tumorzellen - in den Farbstoff.

Deutschlandfunk
Katja[a]
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