Thema: Presse: Neuer Ansatz im Kampf gegen den Hirntumor
Presse: Neuer Ansatz im Kampf gegen den Hirntumor
Jürgen[a]
31.10.2003 21:07:05
Neuer Ansatz im Kampf gegen den bösartigsten Hirntumor
Tübingen. AP/BaZ. Eine Stammzelltherapie könnte in einigen Jahren die Überlebenschancen von Patienten mit inoperablen Hirntumoren drastisch verbessern. Tübinger Wissenschaftler wollen dazu Blut bildende Stammzellen als eine Art Taxi benutzen, das Krebs zerstörende Substanzen zu den Tumorzellen bringt. Profitieren sollen davon besonders Menschen mit dem häufigsten und bösartigsten Hirntumor, dem Glioblastom.
In Deutschland erkranken jährlich rund 3.000 bis 4.000 Menschen an diesem Krebs. Im Durchschnitt überleben sie von der Diagnose an nur 12 bis 14 Monate. Eine bislang sehr trostlose Lage, wie Krebsforscher Wolfgang Wick sagt: Zum einen «wachsen die entarteten Zellen unglaublich aggressiv», zum anderen blieben die üblichen Waffen der Medizin im Kampf gegen Krebs weitgehend stumm.
Operieren ist, wenn überhaupt, laut Wick nur unvollständig möglich: Denn die Tumorzellen wanderten weit in das Gehirn hinein und durchsetzten auch gesundes Hirngebiet. So entstünden regelrechte Inseln aus gesundem und krankem Gewebe, die sich dem Eingriff mit dem Skalpell entzögen. Auch die Chemotherapie wirke nur begrenzt, und die Behandlung mit Strahlen verheisse ebenfalls keine grossen Hoffnungen, weil sie das Fortschreiten der Erkrankung lediglich um einige Monate verzögere.
Künftige Therapien müssten also diesem ausgeprägten Bewegungsdrang der Glioblastom-Zellen Rechnung tragen, betont der Tübinger Wissenschaftler, der für seine Arbeiten ein Stipendium der Novartis-Stiftung für therapeutische Forschung erhielt. Die Zellen wanderten aus ihrem Ursprungsherd entlang von Adern oder Nervenbahnen in andere Hirnregionen. Mehrere Studien haben nun gezeigt, dass sich embryonale Stammzellen, aber auch so genannte adulte Stammzellen aus dem Knochenmark ähnlich verhalten. Wick spricht von «auffälligen Parallelen».
In Tierversuchen werden diese Stammzellen bereits für die Behandlung von Nervenerkrankungen und Hirntumoren getestet. Direkt in krankes oder gesundes Hirngewebe von Mäusen gespritzt, verteilten sie sich binnen Tagen im gesamten Tumor, berichtet der Mediziner. Offenkundig «nutzen sie die Bahnen, denen auch die Tumorzellen gefolgt sind». Auf diese Weise könnten sie die Gliomzellen möglicherweise aufspüren. Zugleich mehren sich nach Angaben des Experten die Hinweise, dass man die Stammzellen in eine Vene spritzen kann und sie durch den Kreislauf ihren Weg zu kranken Gewebegebieten im Gehirn finden. «Das würde eine zukünftige Therapie erheblich erleichtern», sagt Wick.
Der Wissenschaftler will nun testen, ob sich die Stammzellen mit bestimmten Substanzen beladen lassen, die den Krebs zerstören. In Frage kämen zum einen körpereigene Proteine, die Tumorzellen zum Selbstmord anstifteten. Zum anderen denkt Wicke an Moleküle, die das Immunsystem vor Ort im Gehirn gegen die Krebszellen scharf machen. Allerdings sei es bis zu einer Therapie noch ein weiter Weg, betont der Mediziner. Mit Versuchen am Menschen sei frühestens in einigen Jahren zu rechnen.
Basler Zeitung 31.10.03
Tübingen. AP/BaZ. Eine Stammzelltherapie könnte in einigen Jahren die Überlebenschancen von Patienten mit inoperablen Hirntumoren drastisch verbessern. Tübinger Wissenschaftler wollen dazu Blut bildende Stammzellen als eine Art Taxi benutzen, das Krebs zerstörende Substanzen zu den Tumorzellen bringt. Profitieren sollen davon besonders Menschen mit dem häufigsten und bösartigsten Hirntumor, dem Glioblastom.
In Deutschland erkranken jährlich rund 3.000 bis 4.000 Menschen an diesem Krebs. Im Durchschnitt überleben sie von der Diagnose an nur 12 bis 14 Monate. Eine bislang sehr trostlose Lage, wie Krebsforscher Wolfgang Wick sagt: Zum einen «wachsen die entarteten Zellen unglaublich aggressiv», zum anderen blieben die üblichen Waffen der Medizin im Kampf gegen Krebs weitgehend stumm.
Operieren ist, wenn überhaupt, laut Wick nur unvollständig möglich: Denn die Tumorzellen wanderten weit in das Gehirn hinein und durchsetzten auch gesundes Hirngebiet. So entstünden regelrechte Inseln aus gesundem und krankem Gewebe, die sich dem Eingriff mit dem Skalpell entzögen. Auch die Chemotherapie wirke nur begrenzt, und die Behandlung mit Strahlen verheisse ebenfalls keine grossen Hoffnungen, weil sie das Fortschreiten der Erkrankung lediglich um einige Monate verzögere.
Künftige Therapien müssten also diesem ausgeprägten Bewegungsdrang der Glioblastom-Zellen Rechnung tragen, betont der Tübinger Wissenschaftler, der für seine Arbeiten ein Stipendium der Novartis-Stiftung für therapeutische Forschung erhielt. Die Zellen wanderten aus ihrem Ursprungsherd entlang von Adern oder Nervenbahnen in andere Hirnregionen. Mehrere Studien haben nun gezeigt, dass sich embryonale Stammzellen, aber auch so genannte adulte Stammzellen aus dem Knochenmark ähnlich verhalten. Wick spricht von «auffälligen Parallelen».
In Tierversuchen werden diese Stammzellen bereits für die Behandlung von Nervenerkrankungen und Hirntumoren getestet. Direkt in krankes oder gesundes Hirngewebe von Mäusen gespritzt, verteilten sie sich binnen Tagen im gesamten Tumor, berichtet der Mediziner. Offenkundig «nutzen sie die Bahnen, denen auch die Tumorzellen gefolgt sind». Auf diese Weise könnten sie die Gliomzellen möglicherweise aufspüren. Zugleich mehren sich nach Angaben des Experten die Hinweise, dass man die Stammzellen in eine Vene spritzen kann und sie durch den Kreislauf ihren Weg zu kranken Gewebegebieten im Gehirn finden. «Das würde eine zukünftige Therapie erheblich erleichtern», sagt Wick.
Der Wissenschaftler will nun testen, ob sich die Stammzellen mit bestimmten Substanzen beladen lassen, die den Krebs zerstören. In Frage kämen zum einen körpereigene Proteine, die Tumorzellen zum Selbstmord anstifteten. Zum anderen denkt Wicke an Moleküle, die das Immunsystem vor Ort im Gehirn gegen die Krebszellen scharf machen. Allerdings sei es bis zu einer Therapie noch ein weiter Weg, betont der Mediziner. Mit Versuchen am Menschen sei frühestens in einigen Jahren zu rechnen.
Basler Zeitung 31.10.03
Jürgen[a]
