Monique[a]
Montag 3. Juni 2002, 17:05 Uhr
Knapp 10 Prozent der Schlaganfälle rechtzeitig erkannt
Halle (dpa) - In Deutschland werden lediglich knapp 10 Prozent der Schlagfälle rechtzeitig erkannt und danach innerhalb von 3 bis 6 Stunden behandelt. Oftmals seien auch die Mediziner vor Ort nicht richtig qualifiziert, um die Symptome zu erkennen, sagte Neurochirurg Winfried Burkert zur Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie am Montag in Halle.
Typische Symptome sind zunächst Seh- und Sprachstörungen, Kopfschmerzen sowie Bewusstlosigkeit. Es kommt aber auch zu Koordinationsstörungen, eine Halbseitenlähmung, die Arme und Gesicht stärker betrifft als das Bein, sowie Schwindel oder Übelkeit. Ist nach einem Schlaganfall zu viel Zeit vergangen, müssen die Betroffenen mit erheblichen Behinderungen rechnen, wie halbseitiger Lähmung. Etwa die Hälfte der Erkrankten stirbt innerhalb des ersten halben Jahres nach dem Anfall.
Der Schlaganfall sei mit 15 Prozent nach den Herz-Kreislauf- und den Krebserkrankungen die dritthäufigste Todesursache in den westlichen Industrieländern, sagte Burkert. In Deutschland gebe es jährlich 200 000 Schlaganfälle. Mittlerweile sind bundesweit flächendeckend so genannte «stroke units» eingerichtet worden. In diesen speziell ausgerüsteten Stationszentren werden die Patienten innerhalb der ersten Stunden fachgerecht versorgt.
Auf der Konferenz in Halle diskutieren rund 1000 Fachleute neue Operations- und Behandlungsmethoden bei Gehirn-Tumoren und bei krankhaften Veränderungen an der Wirbelsäule. Beispielsweise kann der Arzt jetzt mit der Methode des Neuromonitorings Tumore aus den Stellen des Gehirns entfernen, die bislang auf Grund der Verletzungsgefahr für das Sprach-und Bewegungszentrum nicht erreichbar waren, hieß es. Die Jahrestagung dauert bis Mittwoch.
Neurochirurgen beklagen Mängel bei Schlaganfall-Diagnose
Halle (AP) Die Deutsche Gesellschaft für Neurochirurgie (DGNC) hat Mängel in der Diagnose von Schlaganfällen beklagt. «Hier liegt noch vieles im Argen», sagte Winfried Burkert, Präsident der 53. DGNC-Jahrestagung, am Montag in Halle. Zu häufig gebe es noch immer falsche oder mangelhafte Diagnosen durch Haus- oder Notärzte bei Schlaganfallpatienten.
Der Schlaganfall sei nach Herz-Kreislauferkrankungen und Krebs die dritthäufigste Todesursache in den westlichen Industrienationen, sagte Burkert. Um zu Verbesserungen in der Behandlung zu kommen, wollen sich die Neurochirurgen auf ihrer Tagung unter anderem über Möglichkeiten der Frühdiagnostik, der therapeutischen Maßnahmen und mit den «stroke units» genannten Schlaganfalltherapiezentren befassen.
«Die Patienten sollten am besten in den ersten drei, spätestens aber innerhalb der ersten sechs Stunden nach dem Schlaganfall einer qualifizierten Behandlung zugeführt werden», sagte Burkert. Die besten Behandlungsmöglichkeiten gebe es in den «stroke units», in denen alle mit der Therapie befassten Fachrichtungen vertreten seien.
Neben der Verbesserung der Frühdiagnostik ist nach Ansicht der Mediziner auch eine ausreichende Prävention unabdingbar. So sollte regelmäßig der Blutdruck gemessen und auf eine ausgewogene Ernährung geachtet werden, sagte Professor Falk Oppel, Präsident der DGNC. Raucher hätten ein erhöhtes Schlaganfallrisiko.
Auf ihrem Kongress in Halle diskutieren die Wissenschaftler außerdem die Schwerpunktthemen Gehirntumore, degenerative Erkrankungen der Wirbelsäule und das so genannte «Neuro-Monitoring». In allen Bereichen habe die Neurochirurgie in den vergangenen zehn Jahren eine geradezu revolutionäre Entwicklung genommen, betonte Oppel. Durch neue Behandlungsmethoden seien Kosten gesenkt und die Behandlungs- sowie Aufenthaltsdauer in Krankenhäusern deutlich kürzer geworden. So sei beispielsweise durch den Einsatz neuer Techniken eine wesentliche Verbesserung bei Operationen an der Wirbelsäule erzielt worden. Pro Jahr würden etwa 80.000 Bandscheibenoperationen in Deutschland durchgeführt. Insgesamt seien steigende Fallzahlen zu registrieren. «Dies hat aber in erster Linie damit zu tun, dass sich die Leute früher einfach damit abgefunden haben, unter Rückenschmerzen zu leiden», sagte Oppel