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Thema: Presse: Patienten wollen über Therapie mitbestimmen

Presse: Patienten wollen über Therapie mitbestimmen
Anne[a]
04.06.2004 15:40:12
Patienten wollen über Therapie mitbestimmen

Umfrage der Universität Jena / Hausärzte unterstützen den Wunsch nach einer gemeinsamen Entscheidung

JENA (dür). Jeder zweite Tumorpatient möchte an der Entscheidung, welche Therapie für ihn die geeignete ist, beteiligt werden. Das zeigt eine gemeinsame Studie von Medizinern und Sozialwissenschaftlern der Universität Jena. Dieser Wunsch der Patienten findet bei Hausärzten großes Verständnis. 57 Prozent der Hausärzte, die sich an der Studie beteiligt haben, sprechen sich für eine gemeinsame Entscheidung über die Therapie aus. Die Jenaer Wissenschaftler haben 272 Tumorpatienten des örtlichen Uniklinikums und ihre Hausärzte befragt.

Von den befragten Patienten wünschten sich 51 Prozent eine gemeinsame Entscheidung über den Therapieverlauf, wenn sie zuvor ausführliche Informationen über Therapiemöglichkeiten erhalten. Nur 17 Prozent hatten den Wunsch, selbst über ihre weitere Behandlung entscheiden zu wollen. Ein Drittel der Patienten hingegen wollte die letzte Entscheidung dem Arzt überlassen.

"Für die Thüringer Krebspatienten bedeutet partnerschaftliche Entscheidungsfindung nicht, daß sie die Entscheidung selbst treffen, sondern daß sie Gespräche und eine offene und ehrliche Kommunikation mit einem Arzt wünschen, dem sie vertrauen ", wertet Dr. Birgitt van Oorschot, Leiterin des Projekts "Patienten als Partner", das Ergebnis.

In der parallel vorgenommenen Befragung der Hausärzte sprachen sich 57 Prozent der Mediziner ebenfalls für eine gemeinsame Entscheidung aus. Doch die Verantwortung für die Therapieentscheidung möchten die Ärzte weit weniger allein auf sich nehmen, als es die Patienten offenbar von ihnen erwarten. So sprachen sich 27 Prozent der Hausärzte dafür aus, daß die Patienten die Entscheidung über die Therapie treffen sollten. Nur elf Prozent waren der Auffassung, daß der Arzt alleine über die Behandlung entscheiden muß.

Wird sonst oft gefordert, die Patienten in Therapieentscheidungen miteinzubeziehen, werten die Jenaer Wissenschaftler den Wunsch der befragten Ärzte nach mehr Patientenbeteiligung kurioserweise als Versuch der Mediziner, "die unangenehme Aufgabe, sich mit schwierigen Fragen auseinanderzusetzen, auf Patienten zu delegieren".

Ihr Fazit lautet deshalb: Nicht Patienten müßten als kompetenter Partner im Gesundheitswesen fit gemacht werden, sondern Ärzte. "Als Konsequenz arbeiten wir jetzt an praxistauglichen Empfehlungen für den Klinikalltag. Die sollen den Wunsch der Patienten nach Gesprächen aufgreifen. Außerdem wird ein Kommunikationstraining für Ärzte konzipiert, das gezielt den partnerschaftlichen Umgang mit Patienten fördern soll", erläutert Oorschot. Die Befragung am Jenaer Uniklinikum gehört zu den bundesweit zehn Projekten "Patient als Partner", die vom Bundesgesundheitsministerium gefördert werden.

Ärzte Zeitung, 01.06.2004

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