Beate[a]
PCB-Fall: Stadt lehnt Gutachter ab
Grund: Befangenheit. Rechtsanwalt Pithan lehnt Gesuch ab. "Stern TV" plant Sendung
Von Martin Messy
LÜDENSCHEID . Wieder einmal ist Bewegung in den PCB-Fall gekommen. Es geht aber nicht nach vorn, sondern eher einen Schritt zurück. Nach Auskunft von Rechtsanwalt Detlef Pithan hat die Stadt den vom Landgericht zum Sachverständigen ernannten Lüdenscheider Dr. med. Walter Wortberg aus Gründen der Befangenheit abgelehnt. Dr. Wortberg soll das geforderte onkologische Gutachten erstellen. Es soll - wie berichtet - Auskunft darüber geben, ob die Gehirntumor-Erkrankung des Jungen, der von 1991 bis 1997 die Grundschule Gevelndorf besuchte, ursächlich mit der zu hohen PCB-Belastung in den Räumen der Einrichtung zusammenhängt.
"Hatte die Stadt noch Anfang April ausdrücklich ihr Einverständnis zu Herrn Wortberg als Gutachter gegeben, lässt sie ihn nun durch ihre Anwälte mit der Begründung ablehnen, dieser habe bei einer Podiumsdiskussion 1998 Partei in der Sache des Klägers ergriffen", erklärt Pithan. Auf Aufforderung des Gerichts habe Dr. Wortberg erklärt, er habe zwar an jener Podiumsdiskussion teilgenommen, sich aber ohne jeden Bezug auf den Fall ganz allgemein über das Problem PCB geäußert habe und darüber, dass es europa- und weltweit keine einheitlichen Grenzwert gebe. Außerdem sei er von der Stadt selbst zu der Veranstaltung eingeladen worden. Pithan hält das Befangenheitsgesuch daher für unbegründet und auch für unzulässig, da derartige Anträge unverzüglich gestellt werden müssten.
Der PCB-Fall hat unterdessen weite Kreise gezogen. Nach Angaben Detlef Pithans recherchiert "Stern-TV" seit Monaten zu dem Thema. Am 26. Juni sei ein Beitrag geplant, unter Umständen mit ihm, seinem Mandanten und dessen Mutter.