
Katja[a]
Per Navigationssystem durchs Gehirn
Bergmann-Klinikum macht Angebot für Patienten mit Hirntumoren und -verletzungen: Abteilung Neurochirurgie ins Leben gerufen
Einen 6,2 mal 6,7 Zentimeter großen Hirntumor haben die beiden Neurochirurgen Dr. Uwe Träger und Robert Kühlmann erst am Vortag im Klinikum "Ernst von Bergmann" einem Patienten aus dem Kopf entfernt. Bei einem Tumor dieser Art "geht es ums Ganze", sagte Träger gestern bei der offiziellen Vorstellung der neuen Abteilung für Neurochirurgie. Noch am gestrigen Tag sollte der Patient in die Normalstation verlegt werden, er sei "unauffällig", es gehe ihm gut. Er ist einer von bereits 77 Patienten, die die beiden jungen Oberärzte seit Beginn ihrer Tätigkeit in Potsdam im Oktober vergangenen Jahres im Bergmann-Klinikum operiert haben. Bei allen diesen 77 Patienten seien die Operationen gut verlaufen, erklärte Träger während der Präsentation des mit modernem neurochirurgischen Geräten ausgestatteten Operationssaales - "sogar bei einem Fall, wo andere Ärzte gesagt haben, da kann man nichts mehr machen".
Wie Klinikums-Geschäftsführer Wilhelm Kahle gestern vor Journalisten sagte, schließe das Klinikum mit der Abteilung Neurochirurgie innerhalb des Bereiches Unfall- und Wiederherstellungschirurgie eine medizinische Lücke. Für viele Patienten werde nun eine ganzheitliche Behandlung ohne Verlegungen in auswärtige Krankenhäuser ermöglicht. Traten bei einer Krebsbehandlung Metastasen im Gehirn auf, mussten die Patienten bislang zur Behandlung nach Brandenburg/Havel oder Berlin verlegt werden. "Die Leistungskette wurde unterbrochen, nun ist sie geschlossen", so Kahle und ergänzte: "Je mehr Leistung ich reinhole, um so höher ist das Ertragsvolumen." Der neue Bereich behandelt das gesamte neurochirurgische Spektrum, von Hirntumoren, Schädel-Hirn-Traumata etwa in Folge von Verkehrsunfällen bis hin zur Erkrankung der Wirbelsäule, etwa der Behandlung von Bandscheibenvorfällen. Das Klinikum rechnet mit etwa 300 Patienten, die die Neurochirurgie jährlich in Anspruch nehmen.
Uwe Träger (39), Leiter der Abteilung, und Robert Kühlmann (34), haben ihre Erfahrungen auf diesem Spezialgebiet der Hochtechnologie-Medizin hauptsächlich im Klinikum Neubrandenburg gesammelt. "Es ist ein Glücksfall, dass wir die beiden schnell davon zu überzeugen konnten, zu uns zu kommen", sagte Kahle. Beide seien in der Lage, allein das gesamte neurochirurgische Spektrum abzudecken. Das Klinikum, so Kahle, hat den beiden nun in Potsdam wohnenden Ärzten "das nötige Handwerkszeug" bereit gestellt, wozu eine "Zukunftsinvestition" von "unter 500 000 Euro" nötig war. Dazu gehört etwa ein Navigationssystem, dass den Chirurgen per Infrarotlicht und Magnetinduktion eine millimetergenaue Lokalisation von Tumor und OP-Instrumentarium ermöglicht. Es arbeite wie das Geo-Positions-System (GPS), mit dem viele Navigationssysteme in Autos funktionieren, nur dass eine Infrarotkamera an der OP-Decke die Funktion des Satelliten wahrnimmt. Die Neuronavigation sei nötig, sagte Dr. Träger denn auch, "damit man sich im Gehirn nicht verläuft". Guido Berg
PNN-online 27.01.06