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Georg[a]

Reformen treffen arbeitslose Behinderte

LANDESBLINDENGELD Ankündigung führt zu Verunsicherung - Betroffener sucht vergeblich Arbeit

Mit zwölf Jahren erblindete Wladimir Bogdanov fast völlig. Seit zwei Jahren sucht er nun bereits vergeblich eine behindertengerechte Arbeitsstelle.


von manfred mietzon

"Ich fühle mich wie ein Stück Papier". So beschreibt der 26-Jährige Wladimir Bogdanow seine Situation. Mit zwölf Jahren erblindete er, als er an einem Gehirntumor erkrankte, auf dem rechten Auge völlig. Auf dem linken Auge ist die Sehkraft nur noch minimal vorhanden. Zwei Mal, zuletzt 1992, wurde Wladimir als Jugendlicher in Moskau operiert. Danach flogen seine Eltern alle drei Monate mit ihm von Kasachstan, wo die Familie bis zu ihrer Übersiedlung nach Deutschland 1994 lebte, in die russische Hauptstadt zu Nachsorgeuntersuchungen. In Deutschland wurde er auch schon zwei Mal operiert.

Wladimir machte seinen Hauptschulabschluss in Oldenburg und besuchte zwei Jahre die Fachschule für Wirtschaft, wo er seinen Realschulabschluss nachholte Auch eine Ausbildung zum Blindentelefonisten hat er 2002 erfolgreich absolviert. Unzählige Bewerbungen hat der junge Mann bisher verschickt, doch von den meisten angeschriebenen Betrieben kamen nicht mal Rückmeldungen. Zwei Monate hat Wladimir in einem Call-Center eines Wildeshauser Unternehmens gearbeitet. Da der Arbeitsplatz aber nicht blindengerecht war, musste der schwer sehbehinderte junge Mann schweren Herzens das Arbeitsverhältnis beenden.

Zurzeit bekommt der 26-jährige, der aufgrund seiner Behinderung bei seinen Eltern lebt, noch eine geringe Arbeitslosenhilfe und 409 Euro monatlich plus Landesblindengeld. Dieses soll nach den Sparbeschlüssen der niedersächsischen Landesregierung zum 1. Januar 2005 wegfallen. Wladimirs Eltern Alexander und Alla Bogdanov befürchten, dass ihr Sohn ab dem 1. Januar mit der Umsetzung von Hartz IV auch kein Arbeitslosengeld II bekommen wird. In dieser Situation wandte sich die Familie an den hiesigen CDU-Landtagsabgeordneten Karl-Heinz Bley. Dieser war vom Schicksal der Familie tief berührt und sagte seine Unterstützung zu. Zwar müsse die Regierung in Hannover sparen, er halte aber die Streichung des Landesblindengeldes nicht für richtig. Er wolle in der CDU-Fraktion des Niedersächsischen Landtags diesen Fall als Beispiel nehmen und alles versuchen, um das Landesblindengeld von der Streichliste des Finanzministers herunter zu bekommen.

Karl-Heinz Bley und die Integrationsbeauftragte des Landkreises Oldenburg, Rita Rockel, appellieren in diesem Zusammenhang auch an Betriebe im Landkreis, zu prüfen, ob sie nicht mehr behindertengerechte Arbeitsplätze, wie für Wladimir Bogdanov, bereit stellen können. Dafür stünden auch Mittel beim Integrationsamt beim Niedersächsischen Landesamt für soziale Dienste zu Verfügung, so Rockel und Bley.


nwz-online

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