Sandra[a]
Schädeltumor bei Frühmenschen entdeckt
Wissenschaftler der Universität Tübingen haben bei einem Frühmenschen, der vor etwa 365.000 Jahren gelebt hat, erstmals Hinweise auf einen Kopftumor gefunden. Bisher war der Tumor lediglich bei einem der frühesten Vertreter des Homo sapiens sapiens bekannt, berichten die Experten in der jüngsten Ausgabe des Wissenschaftsmagazin TheLancet. Wissenschaftler des Instituts für Anthropologie und Humangenetik und der Abteilung für Radiologische Diagnostik der Eberhard Karls Universität Tübingen konnten zum ersten Mal nachweisen, dass das Meningeom, ein Schädeltumor, bereits bei dem frühesten Vorläufer des modernen Menschen, dem Homo sapiens steinheimensis ausgebildet war. Die Forscher haben bei einem gut erhaltenen fossilen Schädel, der in Baden-Württemberg gefunden wurde, einen Hirntumor entdeckt. "Das daran gefundene Meningeom erreichte eine ähnliche Größe wie die meisten heute diagnostizierten Tumoren. Da das Großhirn des Steinheimers mit 1.100 Kubikzentimetern etwas kleiner als das heutiger Menschen war, und die Lebensumstände schwieriger waren, hatte der urzeitliche Patient wahrscheinlich unter ständigen Kopfschmerzen und Halbseitenlähmung gelitten", so Forschungsleiter Alfred Czarnetzki vom Institut für Anthropologie und Humangenetik. Die Wissenschaftler vermuten, dass der Patient letztendlich am Tumor verstorben ist. Etwa zwei bis neun von 100.000 Menschen leiden heute an einem Meningeom. Meist entsteht der Tumor altersbedingt. Da die Populationsgröße der Jäger und Sammler in der Eiszeit aber bei nur etwa 10.000 lag, komme es sehr selten vor, dass ein fossiles Meningeom gefunden werde.
Tübingen (pte)