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Thema: Presse: Sinn oder Unsinn alternativer Medizin

Presse: Sinn oder Unsinn alternativer Medizin
Katja[a]
13.04.2004 11:17:41
Eine neue Begrifflichkeit ist nötig

"Alternative Medizin" gehört zum großen Teil zur "Schulmedizin"

Die begriffliche Trennung zwischen "Schul-" und "Alternativ-" medizin ist unglücklich. Eine klare Grenze ist nicht vorhanden und würde auch keinen Sinn machen. Auf dem 2. Onkologischen Forum in Köln diskutierten am 27.03.04 prominente Vertreter von Ärzte- und Patientenschaft über das Thema "Sinn oder Unsinn alternativer Medizin". In seinem einleitenden Vortrag hatte Prof. Dr. Joachim Boos dem Publikum die verschiedensten Ansätze und auch konkrete Beispiele sogenannter alternativer Medizin dargestellt. Boos stellte dar, dass es eine unglaubliche Fülle an sogenannter "Alternativer Medizin" gäbe. "Sucht man im Internet, so findet man fast eine Millionen Anbieter nur zu dem Schlagwort", so Boos. Dabei wollen die meisten dieser Anbieter etwas verkaufen. "Der Prof. Boos verteufelt das Ganze aber nicht - das finde ich gut", sagte eine Dame aus dem Publikum. Tatsächlich machte Boos allen klar, das jeder individuell für sich entscheiden müsse, was ihm persönlich helfe. Auch kuriose Angebote können helfen, obwohl bei keiner der sogenannten alternativen Therapien tatsächlich jemals wissenschaftlich ein Nutzen nachgewiesen worden wäre. Boos ermahnte jedoch, dass man sich eingehend mit dem, was man einnimmt auseinandersetzen sollte und dies in jedem Falle mit dem Arzt besprechen solle. Auch Boos forderte eine neue Begrifflichkeit und sagte, dass es viele gäbe, die bewußt versuchen ein Feindbild der Schulmedizin zur Alternativmedizin zu schaffen, um die eigenen, oft nicht wirksamen, aber teils gefährlichen Produkte zu verkaufen. Auf der einen Seite ständen dann die böse Pharmaindustrie, die giftige und teure Medizin und die bösen Ärzte, die diese "Schulmedizin" verabreichen und auf der anderen die scheinbar sanfte, günstige, pflanzliche "Alternative". Mit diesem auf den ersten Blick durchaus glaubhaftem Bild läßt sich viel Geld verdienen. Bei genauerer Betrachtung läßt sich dieses Bild jedoch keinesfalls aufrecht erhalten. So ist die scheinbar sanfte Alternative oft äußerst gefährlich. Boos schildert konkrete Fälle von Verunreinigungen, Überdosierungen und Wechselwirkungen, die zum aggressiveren Wachsen der Tumoren oder sogar zum Tod führen können. Auch scheinbar harmlose Tees, Spurenelemente oder Extrakte, die z. T. sogar in deutschen Apotheken und Einkaufsläden frei zu kaufen sind, können gerade beim Krebspatienten zu großen Schäden führen, wenn man sich vorher nicht eingehend mit der Wirkung und der evt. Nebenwirkung des Präparates auseinandergesetzt hat.

Prof. Boos rät daher zu folgenden Überlegungen bevor man irgendetwas einnimmt:

- Möchte ich selbst die "alternative" Behandlung oder drängt meine Umgebung?
- Möchte ich etwas zusätzlich tun?
- Möchte ich meinen Therapieweg ganz verlassen?
- Lehne ich meine Diagnose, den Arzt oder mein Therapiekonzept ab?
- Identifiziere ich mich mit dem Weltbild der Therapieform?
- Welche Chancen gebe ich auf?
- Gehe ich zusätzliche Risiken ein?
- Wurde ich zufriedenstellend informiert?
- Sind die Bezugs- und Informationsquellen seriös?
- Habe ich unabhängige, qualifizierte Meinungen gehört?
- Habe ich genügend Alternativen durchdacht?

Sicher sind das viele Fragen, die man sich stellen sollte. Aber es gibt schließlich Millionen von "Alternativen", die angeblich helfen. Ohne eingehende Prüfung und genaue Abwägung müßte man dies alles schlucken. Das Fazit von Prof. Boos ist klar:

Unabhängig von der Therapierichtung gilt:

Es ist falsch, dass alternative Methoden generell harmlos sind
Es ist falsch, dass alternative Methoden generell hilfreich sind
Es ist falsch, dass alternative Methoden unterdrückt werden
Es ist falsch, dass alternative Methoden nicht erforscht werden
Es ist falsch, dass kein Geld zur Erforschung alternativer Methoden zur Verfügung steht
Es ist falsch, dass alternative Methoden immer preiswert sind
Es ist aber auch falsch, dass alternative Methoden immer Blödsinn sind.
Richtig nach Boos ist: Alternative, ergänzende, unkonventionelle, komplementäre Methoden sind sinnvoll, wenn Nutzen und Risiko stimmen und sie individuell zu Patienten passen.

Über den Verlauf der anschließenden Podiumsdiskussion lesen Sie bitte in dem gesonderten Artikel.

Quelle: Onkologisches Forum
Katja[a]
Kurt[a]
18.04.2004 13:07:03
Leider ist es so, dass ein Großteil der Ärzte nicht unbedingt Ahnung von alternativen Möglichkeiten hat. Deswegen ist bei den vorgeschlagenen Fragestellungen guter Rat teuer.

Bei einem Urlaub auf Mauritius im Januar 2000 waren zwei große Tische mit italienischen Ärzten Gäste eines deutschen Pharma-Konzerns. Bei ähnlichem Aufwand - den wir schlussendlich mit den Arzneikosten bezahlen - wäre die Zulassung und Verschreibung von H15 sicher kein Problem.
Kurt[a]
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