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Glioblastom-Behandlung mit vielen Fragezeichen
01.02.2018

In der Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Neurologie [1] vom
1. Februar 2018 wird der Nutzen der Behandlung von Glioblastompatienten mit sogenannten Tumortherapiefeldern ( TTF , Handelsbezeichnung: Optune [ der Firma Novocure ] ) bezweifelt.

Eine Studie, bei der bösartige Hirntumoren vom Typ Glioblastom mit „Wechselstromhauben“ behandelt wurden, hat durch die Ergebnisse der Vergleichsgruppe mit TTF bei schwer kranken Patienten mit Glioblastom zwar etwas Hoffnung geweckt, aber: „Bei der Anwendung der Tumortherapiefelder gibt es noch sehr viele offene Fragen“, sagt Professor Wolfgang Wick von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie und Sprecher der Neuroonkologischen Arbeitsgemeinschaft (NOA) einer AG der Sektion B der Deutschen Krebsgesellschaft.

„Sämtliche betroffenen medizinischen Disziplinen in Deutschland arbeiten derzeit an einer gemeinsamen Strategie, um Wissenslücken zu schließen. Dabei gilt es auch unrealistische Hoffnungen zu vermeiden“, so Professor Wick weiter, der auch ärztlicher Direktor der Neurologischen Klinik am Universitätsklinikum Heidelberg ist.

Patienten mit einem neu diagnostizierten Glioblastom hatten an der besagten Studie mit der Bezeichnung EF-14 teilgenommen, deren Ergebnisse vor Kurzem in der Fachzeitschrifgt JAMA [2] veröffentlicht wurden. Zwei Drittel der Patienten bekamen zur Standardtherapie die Behandlung mit der Wechselstromhauben, die mindestens 18 Stunden am Tag getragen werden mussten.

Die "Elektro-Haube" erzeugt elektrische Wechselfelder, sogenannten Tumortherapiefelder, welche durch die Schädeldecke mit dem Ziel abgegeben werden, die Teilung von Krebszellen zu verhindern. Patienten, die in der Erstlinienbehandlung eine solche Haube trugen, überlebten im Durchschnitt fünf Monate länger.

Als zusätzliche Nebenwirkungen gab es Hautreizungen bei etwa der Hälfte der Patienten die TTF erhielten. Noch nicht untersucht wurde jedoch die psychische Belastung und Einschränkung der Lebensqualität, die durch Stigmatisierung und dadurch entstehen kann, dass die Patienten, die mit einem Kabelstrang versorgte Wechselstromhaube dauerhaft auf dem Kopf tragen müssen.

„Möglicherweise sind die TTF eine Behandlungsergänzung“, sagt Professor Schlegel, Neurologe in Bochum, und Mitglied im Beirat der Neuroonkologischen Arbeitsgemeinschaft. „Für eine abschließende Bewertung ist jedoch eine vom Hersteller der Geräte unabhängige Studie unabdingbar“, so Schlegel. Für das TTF-System wird nämlich auch ein intensives Marketing betrieben.

Während der Anwendung kommen die Patienten zudem, wie auch bei der aktuell veröffentlichten EF-14 Studie, in häufigem Kontakt mit medizinisch-technischen Firmenvertretern. „Darum ist nicht auszuschließen, dass diese intensive Betreuung Einfluss auf die Ergebnisse der EF-14 Studie hatte, denn es gab weder in früheren Untersuchungen noch in der aktuellen Studie eine echte Kontrollgruppe“, so Professor Wick.

Natürlich hat sich die Nachricht von dem möglicherweise lebensverlängernden Effekt unter Glioblastom-Patienten herumgesprochen, obwohl bei der Vorgängerstudie EF-11 für die Rezidivsituation kein Vorteil im Vergleich zum Standard gesehen werden konnte. Eine Empfehlung zur Durchführung der Therapie in den nationalen und europäischen Leitlinien existiert nicht, sie ist in den europäischen wie auch US-amerikanischen Leitlinien lediglich als Möglichkeit erwähnt.

„Vor dem Hintergrund eines nicht belegten Nutzens verwundert das intensive Marketing der TTF-Herstellerfirma ebenso wie der Wunsch, eine kommerzielle Anwendungsbeobachtungsstudie durchzuführen. Die im Sommer letzten Jahres publizierten Protokolle aus den Diskussionen beim, für die Kostenerstattung zuständigen, Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) legen nahe, dass für Deutschland eine kontrollierte Studie durchgeführt werden soll, bevor über eine allgemeine Kostenerstattung gesprochen werden kann“, so Wick. „Stattdessen erfahren wir von Patienten, dass ihnen sogar zugeraten wird, die Hauben auch dann noch zu tragen, wenn die Krankheit wieder fortschreitet, obwohl ein Nutzen in dieser Phase ebenfalls nicht nachgewiesen ist.“

„Viele Kollegen sehen die Anwendung der Wechselstromhaube sehr kritisch, haben Zweifel an der Auswahl der Patienten in der jüngst veröffentlichten EF-14 Studie und halten es für möglich, dass nicht die Methode selbst, sondern die zusätzliche intensive Betreuung der Patienten im TTF-Arm den Unterschied in der Überlebensdauer erklären könnte“, sagt Neurologe Schlegel. Die meisten Patienten sind zurückhaltend, insbesondere Frauen, denn nur wenige wollen sich ihren Kopf dauerhaft kahl rasieren. Die Zurückhaltung steigt, wenn den Patienten klar wird, dass die Behandlung mit TTF nur einen in sehr wenigen Monaten zu bemessenden Aufschub der Erkrankung bedeutet und nicht etwa Heilung.

„Einmal begonnen, stellt die Behandlung mit Tumortherapiefeldern bei der lebensbedrohlichen Erkrankung einen Strohhalm dar“, so Wick. Neurologen und Krebsärzte bieten in dieser Situation eine ausführliche und offene Beratung an, und sie akzeptieren und unterstützen die Entscheidung der Patienten. „Eine Empfehlung für den Einsatz der Tumortherapiefelder können wir jedoch nicht abgeben, bevor die Resultate aus der aktuellen, vom Hersteller finanzierten Untersuchung von einer weiteren, unabhängigen Arbeitsgruppe bestätigt werden“, so Professor Wick weiter.

01.02.2018 ukd


Quellen:

[1] https://www.dgn.org/presse/pressemitteilungen/56-pressemitteilung-2018/3538-neue-glioblastom-therapie-mit-einigen-fragezeichen?

[2] Stupp R et al.: Effect of Tumor-Treating Fields Plus Maintenance Temozolomide vs Maintenance Temozolomide Alone on Survival in Patients With Glioblastoma: A Randomized Clinical Trial. JAMA. 2017 Dec 19;318(23):2306–2316. doi: 10.1001/jama.2017.18718.


Kommentar:

Leider keinen Vorteil für die Tumortherapiefelder bei Glioblastompatienten mit positiven MGMT-Status, wenn NOA-09-Daten und EF-14-Daten verglichen werden. Unvorstellbar, dass TTF überhaupt eingesetzt wird, denn die Einschränkungen der Lebensqualität von Patienten während der Behandlung soll nicht unerheblich sein.


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Heilbringende Hauben?

(01.03.2018) Eine US-Firma entwickelt eine “spektakuläre” Technologie gegen Hirntumore. Deutsche Neurologen sind skeptisch.

(01.03.2018) Glioblastoma multiforme – zwei Wörter, die einem Todesurteil gleichkommen. Jährlich werden in Deutschland etwa 2000 Menschen mit der Diagnose Hirntumor konfrontiert. In den allermeisten Fällen ist die Prognose schlecht. Nur 5 bis 10% der Patienten überleben die nächsten 5 Jahre. Selbst mit der geballten Zerstörungskraft von Operationen, Chemo- und Strahlentherapie ist dem Tumor nur schlecht beizukommen.
Neue Ideen sind also gefragt und so entwickelte die US-Firma Novocure eine Behandlungsmethode, die auf Wechselstromfelder setzt. Die Theorie dahinter? Wechselstromfelder oder wie es bei Novocure heißt Tumor-Treating Fields wirken anti-mitotisch und stören somit die Zellteilung der Krebszellen sowie den korrekten Zusammenbau von Organellen. Appliziert werden die elektrischen Felder über eine Haube, ähnlich einer Badekappe, die die Patienten bis zu 18 Stunden am Tag tragen müssen.

Spektakuläre Ergebnisse

Erst Ende Dezember letzten Jahres veröffentlichte JAMA die Details einer klinischen Studie, an der knapp 700 Patienten, auch in Deutschland, teilnahmen. Die Ergebnisse sind „spektakulär“, um es mit den Worten von Hauptstudienleiter Roger Stupp vom Universitätsspital der Universität Zürich (seit Januar 2017 an der Northwestern University, USA) zu sagen. „Sie belegen, dass TTFields als neue Standardtherapie für Patienten mit Glioblastomen geeignet ist. Diese Ergebnisse etablieren einen Grundsatznachweis einer völlig neuen Krebsbehandlungsmodalität,“ wird er von Business-Wire zitiert.

Eine Revolution in der Glioblastom-Behandlung also? Na ja, es gibt (wie so oft) einen Haken. Die JAMA-Studie wurde vom Hauben-Hersteller gesponsert. Nicht nur das, Novocure war auch bei der Studienplanung, -ausführung, beim Daten sammeln und analysieren direkt beteiligt. Die Firma entschied auch, ob das Manuskript schlussendlich veröffentlicht wird oder nicht. Hinzu kommt, dass fast alle Studien-Autoren Verbindung zum Hersteller haben, sei es durch Honorare, Reisekostenerstattung, als Mitglieder des „strategic advisory boards“ oder als Chief Science Officer und Anteilseigner der Firma. Selbst der „unabhängige Statistiker“ der Studie ist offensichtlich schon öfter für Novocure tätig gewesen. Die Aufzählung der Conflicts of Interest ist fast länger als der Artikel selbst.

Noch ein Haken

Und, es gibt noch einen Haken. Die Studie war nicht mal verblindet. Grund dafür: Novocure konnte es seinen Patienten „ethisch nicht zumuten“, ein Schein-Gerät zu tragen. Außerdem wäre es für sie auch noch unpraktisch gewesen.

Wie viel kann man also auf eine solche Studie überhaupt geben?

„Spektakulär“ ist wohl nicht das Wort, das einem sofort einfällt. Eher „irgendwie vorhersehbar“: eine Hersteller-verhätschelte Studie produziert durchweg positive Ergebnisse, oh Wunder! Zu Recht fällt der Kommentar einiger deutscher Neurologen-Kollegen eher verhalten aus. „[Die Konflikte sind] sicher ein Problem, aber auch ein Grund für die Skepsis in der ‚Fachwelt‘. Transparenz ist wichtig und wie transparent diese potentiellen Konflikte bei der nicht verblindeten Studie gehandhabt wurden, vermag ich nicht zu beurteilen“, schreibt uns Wolfgang Wick, Ärztlicher Direktor in der Abteilung Neuroonkologie am Universitätsklinikum Heidelberg. Wick nahm als Principal Investigator an der Vorläuferstudie (EF-14) teil.
„200 kHz Wechselstrom kann in vitro die Spindelbildung für die Zellteilung recht spezifisch und mit einer Korrelation zwischen Frequenz und Zellgröße unterbinden. Dies soll auch in vivo über die Oberflächenelektroden relevant sein, wenngleich es hier sicher weniger klar ist“, fügt er hinzu. Genauere Untersuchungen, auch an Tiermodellen, sind also eminent wichtig. Jedoch verwehrte Novocure Wick eine in-vivo-Studie an Mäusen mit „Verweis auf die Komplexität der Anwendung“ am Nager-Modell.

Marketing vor Forschung

Ist Novocure also gar nicht daran interessiert, die exakte Wirkungsweise der Hauben zu ergründen? Dazu passt, dass laut des Geschäftsberichts für 2017, die US-Firma fast doppelt so viel Ausgaben unter dem Posten „Marketing/Sales“ verbucht hat (63,5 Millionen US-Dollar) als für den Kostenpunkt „Klinische Studien, Forschung und Entwicklung“ (38,1 Millionen US-Dollar). Allein im vierten Quartal 2017 erwirtschaftete die Firma einen Nettoumsatz von 53 Millionen US-Dollar. In Deutschland kostet eine Hauben-Behandlung rund 23.000 Euro und wird in den meisten Fällen von den Krankenkassen genehmigt.

„Der Gemeinsame Bundesausschuss fordert eine unabhängige Studie. Fachgesellschaften halten auch eine kontrollierte/verblindete Studie mit einer Scheintherapie für wichtig, da die Zuwendung für die Patienten mit dem Gerät erheblich von der für die Kontrollpatienten differierte und wir über die Jahre eine Verbesserung der Studiendaten sehen, die offenbar unabhängig von der Therapie und sehr stark abhängig von der besseren allgemeinen Betreuung ist“, sagt Wick.

Unabhängig untersucht?

Und was sagt Novocure zu den Forderungen nach einer unabhängigen Studie? In einer Mail an Laborjournal teilt der Senior Manager, Brand Public Relations, mit: „In der EF-14-Studie ist Optune die erste Behandlungsmöglichkeit in mehr als 10 Jahren, die die mittlere Überlebenszeit bei neu diagnostiziertem Glioblastoma multiforme erhöht. Novocure hat auch eine zweite Phase-3-Studie beendet (EF-11) mit 237 Patienten, in der Optune als Monotherapie bei Erwachsenen mit Glioblastoma multiforme untersucht wurde, deren Tumor nach einer Chemotherapie wieder auftauchte. Hinzu kommen 19 Investigator-Sponsored Trials (IST), die Optune in unterschiedlichen Szenarien testen“.
Klingt erst mal nicht schlecht. Allerdings übernimmt bei diesen ISTs der Principal Investigator nur die „Verantwortung für die Initiierung, das Management und/oder die Finanzierung einer klinischen Prüfung“. Das heißt, er sorgt dafür, dass die Studie stattfinden kann und finanziert ist. Woher dann zum Beispiel das Geld für die Studie kommt, steht auf einem anderen Blatt.

Kathleen Gransalke

https://www.laborjournal.de/editorials/1456.php

cs66

Der Artikel deckt sich mit unseren Erfahrung. Vor einem halben Jahr war der Neurochirug noch recht euphorisch und hat meiner Frau TTF empfohlen. Show-Stopper war, daß alle Haare weg müssen.
Inzwischen äußerst er sich deutlich zurückhaltender. Die Ergebnisse im Feld sind wohl deutlich von den Erwartungen entfernt.
Ich habe damals mal überschlagen, daß zwei bis vier Monate progressionsfreies Überleben innerhalb der statistischen Relevanz (1-sigma) von Studien liegen, die 100 Teilnehmer umfassen. Ich habe daraufhin auf Überzeugungsarbeit verzichtet - so verzweifelt ich war.
Interessanter finde ich den erwähnten möglichen Zusammenhang zwischen Betreuungsdichte und Überleben.

Grüße,
cs66

Schnupfel

Unverständlich weshalb man sich hier am TTF "abarbeitet".
Es kann wohl keiner die Frage beantworten, WELCHE Therapie überhaupt
wirksam ist - mir ist keine bekannt, trotz intensiver Beschäftigung damit.

Und wenn man sich die "Nebenwirkungen" anschaut, dürfte man gar keine Chemo machen!
Was sind "Hautirritationen" gegen absolutes "runterfahren" des Immunsystems durch Chemotherapeutika und Schädigung anderer Organe dadurch?

Wer das probieren möchte, soll es tun - es ist immer noch besser als gar nichts zu machen und wer sich wegen temporärer Haarlosigkeit Gedanken macht, hat offensichtlich kein Problem?

Man sollte sich vielleicht fragen was nun plötzlich solche "Presseartikel" sollen? Hat nicht Herr Stupp- das ist doch der, nach dem die Stupp-Therapie benannt ist, TTF in den höchsten Tönen gelobt?
Dieser nun genannte Neurologe ist ein TTF-Experte? Ein Glioblastom-Experte - so wie die "vielen" medizinischen Experten, die Methadon verteufeln wegen Verstopfung als Nebenwirkung ohne jemals mit dem Medikament gearbeitet zu haben?

Man sollte auf dem Teppich bleiben und nicht gleich losbellen nur weil es gerade in ist , sich aufzuregen ohne tatsächliches Wissen zu haben....

Schnupfel

Viel bedenklicher ist eher die Aussage, dass eine "intensivere Betreuung" der Patienten zum längeren Überleben beitragen könnte - das könnte für die "Experten" auch ein Eigentor werden?!

suace

Wir sind uns ja alle einig, daß es beim Glioblastom keine Heilung gibt.
Es gibt tragisch kurze und ziemlich lange Verläufe. Bei manchen Menschen schlägt die Behandlung sehr gut an, bei anderen gar nicht.
Ich habe für uns daraus gemacht, daß man seinem Bauchgefühl folgen soll..... denn ob eine Behandlung sinnvoll ist/war, kann man vielleicht im Nachhinein feststellen, keinesfalls aber vorher. Macht das, bei dem Ihr unanhängig vom Ergebnis ein gutes Gefühl habt !

hitachiman

Hallo,
ich muss Schnupfel und suace völlig Recht geben, wir alle wissen, es gibt keine Heilung, egal mit welchen Mittel oder Therapien. Es ist nur lebensverlängernt. Es gibt Patienten, die noch genug andere Medikamente nehmen müssen zusätzlich zur Chemo. Für diese Patienten ist es Hoffnung länger zu Leben. Es wurde schon viel über TTF diskutiert, es ist jeden seine persöhnliche Entscheidung, diese Therapie zu machen.

Ich spreche aus Erfahrung. Durch den Tumor bekam ich Epilepsie, muss dadurch 2 verschiedene Medikamente einnehmen, dazu noch Medikamente für die Schilddrüse, natürlich auch Temozolomid, Magenschoner- Übelkeitsmittel.

In Gesprächen mit NC und Onkologen wurde mir abgeraten noch andere Chemopräparate zu nehmen. Weil Blutwerte gut sind und MRT zur Zeit stabil mit TTF ist. Dies hat mich dazu bewegt, die TTF-Therapie zu machen und das schon seit 10/16.

suace

*Ergänzung*
Ich habe eben gedacht, daß mein post mißverstanden werden könnte.....
Natürlich meine ich mit "dem Bauchgefühl folgen" NICHT, daß man irgendwelche Zaubermedizin machen soll.....das bezieht sich auf allgemein annerkannte Therapien und auf jeden Fall in Absprache mit dem behandelnden Arzt (zu dem man in jedem Fall Vertrauen haben muß)

Grünes Haus

Es ist wirklich so,dass jeder Mensch anders ist, jeder Tumor somit auch, genau wie das Ansprechen der unterschiedlichen Patienten auf Therapien. Erkenntnisse einer Studie mit vielen Leuten mit unterschiedlichen Vorraussetzungen sollten deswegen nicht zu verallgemeinert werden, sondern als grobe Richtlinien gesehen werden. Und wer gut zurecht kommt mit der TTF Therapie und dem parallelen Temozolomid, warum sollte derjenige das nicht weiter machen? Weil es nicht bei allen gleich wirkt? Das wäre Unfug! Ich denke, dass da hitachiman schon gut Motivierendes geschrieben hat, auch über die Zeit hinaus, in der Stupp läuft. Und damit sind wir beim ,,in sich hinein und aufs Bauchgefühl hören", was wiederum suace genannt hat. Immer bei dieser Krankheit (egal welcher Hirntumor es ist) machen, wobei man sich wohl fühlt, was man sich zutraut und wobei man ein gutes Gefühl hat. Worauf will man warten?

Logossos

Ich stimme theo zu: Ich bin nicht der Meinung, dass es keine Heilung für das Glioblastom gibt. Dann dürfte kein Patient mit GBM überleben und ich kenne mindestens zwei Patienten, die überlebt haben und zwar nicht, weil man nach dem Ende von Stupp nichts weiter gemacht und gehofft hat, es wird schon gut gehen,sondern weil man additiv oder alternativ eine andere Therapie als Stupp gewählt hat. Richtig, das ist selten, aber es geschieht.

Schnupfel

Ob TTF einen Effekt hat oder nicht - würde ich mir nicht trauen zu beurteilen.

Ich sehe aber DEN Fakt, dass man zumindest versucht hat, eine Therapieform zu finden, die sehr geringe Nebenwirkungen hat! Schon der Ansatz dafür, ist definitiv lobenswert.
Wie oft wird der Krebs mit Chemo bekämpft und angeblich manchmal auch "besiegt" aber dafür haben diese Patienten dann andere schwerwiegende Erkrankungen und/oder schwer geschädigte Organe?

Ich erinnere mich da an Mirka D. - und ehrlich - ich würde das keinem Menschen wünschen......auch wenn sie es für sich anders gesehen haben mag.....

tomtom0674

Der Effekt von TTF ist bisher aufgrund der dünnen Studienlage und der wenigen Erfahrung nicht sicher abzuschätzen, gefühlt und beobachtet aber im Moment eher als gering zu bewerten.

Dass intensive Zuwendung und Betreuung von Patienten einen Bias erzeugt und das Überleben verlängern kann ist auch bekannt und sollte im Design einer Studie entsprechend berücksichtigt werden.

Fraglich ist auch ein statistischer Effekt - wie oben beschrieben - dass bei 100 Patienten die längere Überlebenszeit von 2-4 Monaten im 1-Sigma-Intervall liegt und damit auch ein statistischer Effekt sein kann.

Wenn man die TTF doppelt-verblindet unabhängig untersuchen könnte, würde man sicher weiter kommen hinsichtlich einer Bewertung über Nutzen und Aufwand dieser Therapieform.

Nichtsdestotrotz informieren wir unsere Patienten hier auf Station über diese Therapieform und unterstützen die Patienten bei bestehendem Therapiewunsch auch als Alternative falls es keine Möglichkeit zur Operation/Chemotherapie gibt.

Man sollte nicht vergessen, dass die Idee für diese Therapieform auch nicht neu ist und schon in den 90er Jahren Versuche unternommen wurden mit elektrischen Wechselfeldern etwas zu erreichen - leider ohne Erfolg.

Fati

Hallo zusammen,

bei meiner Schwester wird das auch im Anschluss an Bestrahlung empfohlen. Aber ich bin da auch skeptisch, die Ergebnisse überzeugen mich nicht ...

Bin traurig, dass das alles ist, was das Krankenhaus machen kann...

Grüße

Fati

Racingbine

Hallo zusammen,
mein Mann hat ein Glioblastom - Diagnose in 11/2017, OP mit 100% Resektion, danach Chemo-Strahlentherapie. Anschließend wurde uns diese Behandlung auch angeboten und wir haben es ausprobiert - 2 Tage lang...

Mein Mann hatte Vormittags den Befund von seinem PET-CT bekommen (NICHTS zu sehen) und war absolut super gelaunt. Dann kamen die Mitarbeiter von Novocure und klebten die Pflaster... und man konnte ihm ansehen, wie die Mundwinkel nach unten gingen...

Dann – JEDER Akku-Wechsel war mit Problemen behaftet. Das Gerät piepste ständig, bei jedem Akkuwechsel dauerte es ca. eine halbe Stunde, bis das Gerät wieder funktionierte.

Die Nacht war so la la, gleichzeitig mit adjuvanter Chemotherapie angefangen, daher mehrmals übergeben – dabei sind die Kabel auch nicht wirklich hilfreich.

Der Samstag war ein schlimmer Tag, wieder jeder Akkuwechsel mit Problemen, zwischendurch war das Gerät 1h ohne Funktion, da ich es einfach nicht ans Laufen gebracht habe (ich bin übrigens Ingeneurin!!!).
Mehrfach hatten wir das Problem, dass das Gerät einen Fehler meldete, da mein Mann auf der Couch lag, mit dem Kopf auf einem Kissen. An dieser Stelle wurden offenbar die Pflaster zu heiß und das Gerät meldete einen Fehler, mit sehr nervigem Piepston. Kopf drehen, 15min warten, dann ging es wieder.

Sonntagmorgen beim Aufwachen war die Hälfte der Pflaster lose. Als mein Mann den Kopf hob, bekam er sogar einen kleinen Schlag. Kurzentschlossen habe ich alle Pflaster abgemacht. Darunter konnte man bereits Reizungen der Kopfhaut sehen. Während des Tages wurde die Stimmung meines Mannes besser und besser – ich hab’s nicht über’s Herz gebracht, ihm die Pflaster nochmal zu kleben.

Der Mitarbeiter der Firma war am Montag bei uns, ich hab die Lage erklärt. Er hat das Gerät ausgetauscht und erklärt, dass manche Geräte beim Akkuwechsel Schwierigkeiten machen und wir hätten leider so eins erwischt.

Mein Mann kann sich noch nicht final entscheiden, das Gerät abzugeben – der Mitarbeiter kommt nächste Woche Dienstag wieder. Aber ich denke, seine Lebensqualität wird durch das Tragen des Gerätes derart eingeschränkt – das kann einfach nicht richtig sein.

Während der OP hatte mein Mann einen kleinen Schlaganfall und er kämpft noch mit der Bewegungseinschränkung – zusätzliche Einschränkung durch die TTFields verkraftet er einfach nicht.

Außerdem habe ich ehrlich gesagt die TTF-Broschüre gelesen und die ganze Zeit lachen müssen – glaube keiner Statistik, die Du nicht selber gefälscht hast… Da werden 2 Gruppen miteinander verglichen, die unterschiedlich groß sind – die Chemo/TTFields-Gruppe ist doppelt so groß wie die Nur Chemo-Gruppe. Außerdem steht beiläufig, dass die Chemo/TTFields-Gruppe 2 Monate länger Chemotherapie erhält… da vergleicht man doch Äpfel mit Birnen und das alles für einen minimalen Unterschied. Da entstand bei mir der Eindruck, dass die ehrlichen Ergebnisse einfach nicht gut genug sind und man deshalb etwas schönen musste. Aber das ist meine ganz persönliche Meinung.

Uns hat diese Therapie nicht überzeugt - sie schränkt die Lebensqualität einfach zu sehr ein und die Daten überzeugen zu wenig.
Da setze ich lieber weiter auf Methadon, autogenes Training, Ernährungsumstellung, etc.

Maulwurf71

also nur mal kurz vorweg, zu den beiden Beiträgen von Loggoso und theo, ich bin auch der Meinung, dass es eine Heilung bei einem Glioblastom geben kann. Nicht bei allen, das ist mir schon klar, aber meine Meinung ist dass man alle Tumorzellen besiegen kann. Meiner Meinung nach sollte man sich dabei nicht nur auf die Schulmedizin verlassen, obwohl das auch schon funktioniert hat. Ich habe eine Internetseite erstellt, mit 40 Langzeitüberlebenden es Glioblastoms. Das zeigt also, das wohl doch eine Heilung möglich sein kann.

Ich hatte die erste Diagnose im Oktober 2016 und seit Mai 2017 ist mein Glioblastom auf den MRT Bildern komplett verschwunden. Ich weiß, auf den MRT ist nur ein Tumor ab einer Größe von ca 0,4 cm zu sehen und es könnte immer noch was da sein. Dessen bin ich mir absolut bewusst, aber wenn nach über einem Jahr ohne schulmedizinische Behandlung nichts mehr kommt, dann gibt es mir langsam ein kleines bisschen Sicherheit, dass er vielleicht wirklich komplett verschwunden ist.

Zum anderen habe ich auch TTF getragen. Aber auch in Anführungsstrichen nur für 5 Monate, umso länger ich es getragen habe, um so belastender wurde es für mich. Man wird 24 Stunden durch das Kabel an seine Diagnose und seine Prognose erinnert. Auch war das ständige piepsen irgendwann nervig, sobald es draußen wärmer geworden ist. Wenn man mir versichert hätte, dass durch das Gerät eine komplette Heilung stattfindet, dann hätte ich es weiter getragen, aber so überlegt man schon, ob die Lebensqualität nicht zu sehr darunter leidet.

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