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Thema: Presse: Von wegen kleine Klitsche - Onkologie Franz-Hospital Dülmen

Presse: Von wegen kleine Klitsche - Onkologie Franz-Hospital Dülmen
Katja[a]
04.05.2005 13:49:14
Von wegen "kleine Klitsche"

Die Onkologie des Franz-Hospitals mit Dr. Gregor Dresemann an der Spitze
forscht erfolgreich

Von Reimund Menninghaus

Dülmen. "Bei uns geht momentan echt die Post ab", sagt Dr. Gregor Dresemann. Der Inneren-Chefarzt des Franz-Hospitals und Leiter der Onkologischen Abteilung kann sich nicht über Arbeitsmangel beklagen, aber man merkt ihm und seinen Kollegen an, dass ihnen die Arbeit Freude macht. "Wir hatten im vergangenen Jahr 3 500 Fälle im stationären Bereich -so viele hatten wir bisher noch nie", so der Mediziner, der seit ein paar Wochen mit Dr. Irmgard Greving gemeinsam die Inneren-Abteilung des Franz-Hospitals leitet. "Wir haben im vergangenen Jahr richtig Gas gegeben."
Freude macht ihm - zusätzlich zu dem großen Vertrauen, das die
Krebs-Patienten in die Abteilung im Franz-Hospital setzen - vor allem der
Erfolg der Forschungsarbeit in der Onkologie. Hier ist der 38-Jährige
zusätzlich zum normalen Klinikalltag tätig und prüft experimentell
Überlegungen ab. Mit im Boot sind da die Mitglieder der Schüler- Arbeitsgemeinschaft des Clemens-Brentano-Gymnasiums, die seit Jahren
Krebszellen-Kulturen ansetzen, pflegen und in parallelen Versuchssträngen
die Hypothesen Dresemanns abzuchecken helfen, nachdem sie vorher inhaltlich durchgesprochen worden sind.

Neue Darmkrebs-Therapie in Entwicklung

"Wir sind beispielsweise dabei, eine neue Darmkrebs-Therapie zu entwickeln, die eine Chemo-Therapie und eine zeitlich versetzte Antikörper-Therapie umfasst. Dabei erfolgt die Antikörper-Therapie etwa zehn bis 14 Tage nach der Chemotherapie."

In nationalen und internationalen Fachkreisen werden Antikörpertherapien ebenfalls mit Hochdruck erforscht. "Dr. Dresemann hat als erster ausprobiert, das Medikament Glivec mit einem anderen Medikament zu kombinieren. Bei Hirntumoren führte dies erstmals zu relativem Erfolg", nennt Dr. Christian Hosius, Studienleiter bei der Pharma-Firma Novartis, einen weiteren innovativen Ansatz in der Onkologie des Franz-Hospitals. "Die Ergebnisse, die hier erzielt wurden, sind
bahnbrechend."

Erfolge bei sehr aggressiven Hirntumoren

Angewendet wird besagtes Therapie-Konzept bei so genannten Glioblastoma
multiforme - sehr aggressiven Hirntumoren, deren Träger so gut wie keine
Behandlungsalternative haben. "Es gibt bei Hirntumoren sehr viele -
Dutzende - unterschiedliche Erscheinungsformen. Aber 30 Prozent aller
Hirntumor-Erkrankungen gehören zur Gruppe der Glioblastoma multiforme. Sechs von 100 000 Menschen erkranken pro Jahr neu an diesem Krebs.
Nach einem Jahr ist die Hälfte dieser Neuerkrankten verstorben", erläutert Hosius. Mit der neuen Therapieweise habe man es geschafft, dass einige Patienten über zwei Jahre mit diesem Krebs überleben, "einer sogar mehr als drei Jahre. Insgesamt ist eine deutlich längere Überlebenszeit festzustellen", so der Studienleiter für diesen Bereich der Tumorforschung bei Novartis.

Ausgehend von den Studien, die im Dülmener Franz-Hospital gemacht wurden, wird dieses Therapieergebnis jetzt quasi weltweit in Form über weitere Studien gegengeprüft. "Arbeitsgruppen in Kiel beteiligen sich an der von Dr. Dresemann initiierten Studie, ebenso auch weitere Kliniken, so etwa die drei australischen Uni-Kliniken in Adelaide, Perth und Melbourne", so Christian Hosius. Dadurch, dass die Studien an mehreren Standorten geführt werden, ergibt sich auf Dauer eine aussagekräftige Zahl Ergebnisse.
"Bei einem erfolgreichen Verlauf von etlichen Therapien könnte die
offizielle behördliche Zulassung dieser Therapie erfolgen", erläutert der
Mitarbeiter der Pharmafirma Novartis, die im Bereich der Onkologie in
Deutschland an Platz zwei steht, wie Dr. Hosius sagt.

Inzwischen haben sogar Mediziner-Treffen stattgefunden wegen des Erfolgs der in Dülmen entwickelten Therapie-Variante, und Dr. Gregor Dresemann ist
häufiger unterwegs, um darüber zu berichten. Im Mai viertes Mal bei Krebskongress in Amerika So beispielsweise Anfang März noch im schwedischen Stockholm in der Uni-Klinik. Und dann etwa beim jüngsten Jahreskongress der European Society for Medical Onkology (ESMO) in Wien, wo Dresemann über die Dülmener Behandlungsergebnisse referierte. Schon bald, vom 3. bis 9. Mai, ist Dresemann dann bei einer Tagung der European Association for Neuro Onkology (EANO) im schottischen Edingburgh, und vom 13. bis 19. Mai geht es dann jenseits des Großen Teichs weiter: "Beim Amerikanischen Krebskongress in Orlando wird es ein Symposium geben, bei dem die bei uns in Dülmen entwickelte Therapie im Mittelpunkt steht", freut sich Dresemann über den Erfolg der Dülmener Anstrengungen auf onkologischem Gebiet. "Für die Neuro-Onkologie ist das wirklich das Thema des Jahres." Zum vierten Mal in Folge ist Dresemann nun schon bei diesem Kongress, und vergangenes Jahr erhielt er dort die Einladungen nach Stockholm und auch Toronto. "Wenn man in Amerika eine Idee transparent macht und nachvollziehbar darstellt, findet
man Gehör", so die Erfahrung von Gregor Dresemann, der angesichts der
Aufmerksamkeit, die man ihm in den USA schenkt, auch in Europa bekannt
wurde. Diesmal trifft er in Orlando auch Vertreter der australischen
Uni-Kliniken, die an der Studie zum Dülmener Behandlungskonzept beteiligt
sind.

Da stört es den Arzt gar nicht, dass er wegen Anrufe immer wieder aus seinem Klinikalltag herausgerissen wird. "Wohl zehn Mal die Woche rufen Kollegen von Uni-Kliniken an, um zu fragen, wie unsere Hirntumor-Therapie
funktioniert", ist Dresemann auch stolz über das Interesse, das aus
Fachkreisen kommt.

Verdienst auch der Hilfe der Dülmener

Gregor Dresemann sind Dankesworte an das ganze Team aus Ärzten, Krankenpflegekräften und Arzthelferinnen wichtig. "Sie machen es möglich, dass ich so etwas Spannendes machen kann", sagt Dr. Dresemann. Und mit einem Schmunzeln: "Wir sind hier in Dülmen keine kleine Klitsche mehr."

Dülmener Streiflichter - 28.04.2005
Katja[a]
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