
Katja[a]
Bieler Tagblatt vom 01.11.2003, Ressort Schweiz-BE
Was sind Hirntumore?
Hirntumore sind nicht jene Krebsart, die am häufigsten auftritt. Doch ihre Behandlung ist sehr schwierig.
mm. Hirntumore sind Wucherungen von Zellen im Gehirn und im Rückenmark. Unterschieden werden dabei die primären Hirntumore, die im Gehirn entstehen, von Ablegern anderer Tumore im Gehirn (Metastasen).
Die Hirntumore werden in verschiedene Typen klassiert. Primäre Hirntumore umfassen eine grosse Zahl verschiedener Typen. Die Gliome machen rund die Hälfte der primären Hirntumore aus. Sie werden aufgrund ihrer Bösartigkeit in vier verschiedene Grade unterteilt, wobei das Glioblastoma multiforme als der bösartigste Hirntumor gilt.
Die verbreitetste Hirntumoreinteilung wurde ursprünglich von der Weltgesundheitsorganisation (WHO-Klassifikation) vorgeschlagen. Sie sieht die Tumorgrade wie folgt vor: Grad I (gutartig), Grad II (noch gutartig), Grad III (bereits bösartig) und Grad IV (bösartig). Diese Unterscheidung ist wichtig hinsichtlich der einzuleitenden Therapie. Männer sind etwas häufiger von dieser Krankheit betroffen als Frauen. Jede sechste Erkrankung tritt bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen unter 30 Jahren auf, jede dritte bei 30- bis 60-jährigen und jede zweite bei Menschen über 60 Jahren. Hirntumore sind die häufigsten soliden Tumore bei Kindern (Quelle: Vereinigung Schweizerischer Krebsregister).
Wie bei allen Tumoren vermehren sich die Krebszellen auch beim Hirntumor, schreibt die Schweizer Krebsliga (Swisscancer). Aufgrund der Bedeutung des Gehirns für den Menschen hat die Ausdehnung grosse Konsequenzen. Der Tumor erhöht den Druck im Schädel und verdrängt die Gehirnzellen. Dadurch können lebenswichtige Hirnstrukturen zerstört werden.
Je nach Lage des Tumors sind unterschiedliche Störungen möglich, wie zum Beispiel eine Beeinträchtigung des Sehens, der Sprache oder der Bewegung. Wird die Hirnrinde vom Tumor befallen, kommt es oft auch zu epileptischen Anfällen. Die Frühsymptome bei Hirntumoren sind uncharakteristisch. Langanhaltende heftige Kopfschmerzen können ein allgemeines Anzeichen sein, aber auch Schwindel, Erbrechen, Krampfanfälle, Persönlichkeitsveränderungen, Sprachprobleme.
Die Heilungschancen sind abhängig vom Tumortyp, vom Stadium der Diagnose und von den Möglichkeiten der Behandlung. Bei langsam wachsenden Hirntumoren und gutartigen Tumoren sind die Behandlungsaussichten gut. Handelt es sich um einen schnell wachsenden, bösartigen Tumor, ist die Diagnose schlecht.
Laut Charly Einstein von der Pressestelle des Inselspitals Bern wurden im letzten Jahr in der Neurochirurgie 281 Patienten mit Hirntumor operiert. Das seien zirka 70 Prozent der Fälle im Einzugsgebiet. In dieser Zahl nicht enthalten sind die inoperablen Fälle. «Im Spitalzentrum Biel werden jährlich zwischen drei bis zehn Patienten und Patientinnen mit einem primären Hirntumor diagnostiziert», schreibt Filippo Donati, Leiter der Neurologie am Spitalzentrum Biel. Diese Patienten würden für die Hirnoperation ans Inselspital verlegt, so Donati weiter.