Katja[a]
Zufallsfund krebsresistente Maus
Forscher in den USA sind durch Zufall auf Mäuse gestoßen, denen gespritzte Tumorzellen überhaupt nichts ausmachen. Jetzt sollen die für diese Eigenschaft zuständigen Gene gesucht werden.
Bei Experimenten, die eigentlich ein ganz anderes Ziel hatten, sind US-Forscher auf eine einzelne Maus gestoßen, der Krebszellen offenbar nichts anhaben konnten. Sie hatten bei einer größeren Anzahl von Tieren versucht, Weichteil-Tumoren, so genannte Sarkome, zu erzeugen. Die Tumorzellen von anderen Mäusen, die den Artgenossen injiziert wurden, lösten bei fast allen auch Krebs aus. Eine einzelne männliche Maus aber blieb unverwüstlich gesund - und starb im alter von mehr als zwei Jahren an Alterschwäche.
Erbliche Resistenz
Die Eigenschaft, so berichten Wissenschaftler von der Wake Forest University School of Medicine in North Carolina jetzt in den «Proceedings of the National Academy of Sciences», war erblich. Inzwischen haben die Forscher um Zheng Cui insgesamt 700 Mäuse gezüchtet, denen die Forscher praktisch unbegrenzt Tumorzellen spritzen können, ohne dass die Tiere krank werden. Sie alle sind Nachkommen der einen Anti-Krebs-Maus.
Nach Angaben der Wissenschaftler dürfte der Grund für die Eigenschaft in einem einzigen oder wenigen nah bei einander liegenden Genen zu finden sein. Nach denen sucht das Team jetzt.
Besonders interessant scheinen die Anti-Krebs-Mäuse, da sie offenbar jeder Art von Tumorzellen, und nicht nur speziellen Varianten, Herr werden können. Das bedeutet, dass das Immunsystem der Tiere auf ein ganz bestimmtes, allen Krebszellen gemeinsames Merkmal reagieren muss. Dieses Merkmal wäre eine Art Heiliger Gral der Krebsforschung. Neben der Suche nach dem Gen oder den Genen, die die Eigenschaft entstehen lassen, werden sich die Wissenschaftler jetzt wohl darauf konzentrieren, jenes Signal ausfindig zu machen, dass die Krebszellen gegenüber dem Immunsystem entlarvt.
Ungewöhnliche Immunreaktion
Was die Forscher bereits wissen, ist, welcher Teil des Immunsystems sich auf die eindringenden Zellen stürzt. Auch hier ist das Ergebnis überraschend. Denn nicht jene Abwehrzellen, die normalerweise die erste Front gegen Eindringlinge bilden, T-Lymphozyten nämlich, nehmen sich der Tumor-Auslöser an. Es sind vielmehr Neutrophile Granulozyten und Makrophagen, die sich über sie hermachen und sie zerstören.
Was der Fund letztlich für die Krebsforschung bedeutet, darüber wollen die beteiligten Wissenschaftler noch nicht allzu offensiv spekulieren. «Sehr vielversprechend» nennen sie ihre Ergebnisse aber immerhin. Gelingt es, dem Mechanismus der Krebs-Resistenz detailliert auf den Grund zu gehen, dürfte allerdings bald auch über Therapien gesprochen werden. Denkbar etwa wären Gen-Therapien, die dem Körper die Resistenz verschaffen könnten. (nz)
29. Apr 2003