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Thema: Presse: Zwischen Hoffnung und Realität

Presse: Zwischen Hoffnung und Realität
muggel
05.04.2018 16:24:44
Mit Glioblastom zwischen Hoffnung und Realität
Hirntumorpatientin gibt nicht auf

Leipzig/Würzburg, 05.04.2018

Ende 2014 bekam Sabine Kloske die niederschmetternde Diagnose: Bei ihr wurde ein Glioblastom festgestellt. Laut ihrer Ärzte blieb ihr damit nur eine sehr kurze Lebenserwartung von 15 Monaten – wenn überhaupt. Ihre positive Lebenseinstellung wollte sich die damals 36-Jährige aber nicht nehmen lassen. Schon bald war für Sabine klar, den Hirntumor nicht nur mit der sehr begrenzt wirksamen Standardbehandlung zu therapieren. Sie erfuhr bei ihren Recherchen von Laboruntersuchungen des Medikamentes Methadon, welches sie seither außerhalb der Zulassung zusätzlich zur Chemotherapie einsetzt. Zwei Jahre ist sie nun krebsfrei.

Die alles verändernde Diagnose

Das Glioblastom zählt zu den aggressivsten Tumoren und gilt trotz Fortschritten in der Therapie noch immer als extrem schwierig therapierbar. Selbst nach einer intensiven Standardbehandlung, bestehend aus Operation, Strahlen- und Chemotherapie, kommt der Tumor bei vielen Patienten binnen weniger Monate wieder zurück. Die Variationen in der Prognose sind groß und abhängig von genetischen Unterschieden in den Tumoren und patienteneigener Charakteristika, wie Alter, Lokalisation des Tumors, Allgemeinzustand, Zusatzerkrankungen etc.. Für die Patienten und ihre Familien ist die Diagnose ein Schock, der alles verändert.

Zwischen Hoffnung und Realität

In dieser scheinbar ausweglosen Situation werden Betroffene mit Alternativen konfrontiert und klammern sich gegebenenfalls an einen Strohhalm, der ihnen Hoffnung gibt – und sei er noch so vage. Auf der anderen Seite sind wissenschaftliche Daten über den Nutzen der Behandlung, Wahrscheinlichkeiten der Wirksamkeit und Nebenwirkungen noch nicht bekannt oder werden gerade erst in klinischen Studien geprüft. Die Lösung dieses Dilemmas ist keine einfache, ganz sicher auch keine einseitige. Wichtig ist es, die Waage zwischen der Hoffnung und dem unvoreingenommenen Blick auf wissenschaftlich begründbare Tatsachen zu halten.

Methadon gegen Krebs?

Einer dieser Strohhalme, der in den vergangenen Monaten nicht nur die Gemüter der Betroffenen und Ärzte erhitzt, sondern auch die breite Aufmerksamkeit der Medien auf sich gezogen hat, ist das aus Schmerz- und Substitutionstherapie bekannte Methadon.

Bei ihren Laboruntersuchungen und tierexperimentellen Studien entdeckte die Chemikerin Dr. Claudia Friesen vom Universitätsklinikum Ulm, dass durch die zusätzliche Gabe von Methadon zur Chemotherapie Krebszellen besser abgetötet werden können. Seither befasst sie sich intensiv mit dieser Thematik und steht auch in der Öffentlichkeit für eine mögliche Wirksamkeit der Kombination ein, die untersucht werden sollte.

Ihr gegenüber stehen Fachärzte der Onkologie und Hämatologie, die vor den etwaigen Risiken des unkontrollierten Einsatzes von Methadon in der Krebstherapie warnen und auf die fehlenden Daten aus klinischen Studien am Patienten verweisen.

Durch Dr. Friesens Auftritte u.a. bei stern tv und plusminus sowie die medial geführten Diskussionen zwischen Befürwortern und Gegnern dieser zusätzlichen Behandlung rückte der Einsatz von Methadon gegen Krebs im Allgemeinen und Hirntumoren im Besonderen in den Fokus der breiten Öffentlichkeit wie kaum eine andere Off-Label-Anwendung zuvor.

Kenner der Gesundheitsbranche wundert dieser Hype jedoch, handelt es sich bei dem Stoff mit dem wissenschaftlich korrekten Namen D,L-Methadonhydrochlorid nur um ein Beispiel von vielen möglicher Off-Label-Anwendungen in der Medizin, insbesondere der Krebstherapie.

Dabei beschreibt der Begriff Off-Label-Use die Verordnung eines zugelassenen Fertigarzneimittels außerhalb des von den Zulassungsbehörden genehmigten Gebrauchs. Grundsätzlich ist Ärzten eine solche zulassungsüberschreitender Einsatz erlaubt, sie haften jedoch für die medizinische Richtigkeit der Anwendung. Andererseits sind die Mediziner durch Fragen zum Thema Methadon und die zusätzliche Zeit für Aufklärungsgespräche in der Praxis besonders gefordert.

Was bleibt, sind viele offene Fragen zum Off-Label-Einsatz von Methadon und vor allem die Leidtragenden – die Patienten – sind durch die stark gegensätzliche Diskussion verunsichert. Antworten auf diese Fragen will am 21. April 2018 der überregionaler Hirntumor-Informationstag an der Universität Würzburg liefern. Die Ganztagesveranstaltung der Deutschen Hirntumorhilfe bietet für Betroffene und Mediziner eine Plattform des Wissens- und Erfahrungsaustauschs rund ums Thema Hirntumor.

Aufklärung und Information

Wissenschaftliche belegte Informationen zur Erkrankung und möglichen Therapieansätzen sowie die Vermittlung hoffnungsvoller Innovationen in der Behandlung von Hirntumoren sind der Spagat, den die Deutsche Hirntumorhilfe seit zwanzig Jahren mit all ihren Projekten und Angeboten leistet.

Auf dem nunmehr 42. Hirntumor-Informationstag der gemeinnützigen Organisation wird es erstmals eine moderierte Pro-Kontra-Debatte zum Einsatz von Methadon in der Krebstherapie geben, bei der Wissenschaftlicher, Fachärzte und Betroffene gemeinsam versuchen, die drängendsten Fragen zum Thema zu klären.

Wir möchten Klarheit schaffen und über den Stand der klinischen Forschung aufklären. Wir freuen uns, dass wir für unseren Informationstag renommierte Experten gewinnen konnten und hoffen auf eine aufschlussreiche Debatte.“, so der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Hirntumorhilfe. Auf dem Podium mit dabei sein werden neben Frau Dr. Friesen auch der Schmerztherapeut Dr. Hilscher, die Neurochirurgin PD Dr. Renovanz und der Neuroonkologe Prof. Dr. Hau. Auch Sabine Kloske wird über ihre Erfahrungen mit der Methadonbehandlung sprechen.

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