Liebe Skorpion841,
Ein WHO-Grad-I-Tumor gilt wohl allgemein als gutartig, was tatsächlich nicht stimmt, da kein Tumor im Gehirn als gutartig bezeichnet werden kann und sollte.
Du hattest immerhin (ja, klingt doof) einen hirneigenen Tumor und da könnten die Chancen etwas besser für einen Schwerbehindertenausweis sein (vermutlich ohne Merkzeichen, aber mit mehreren Möglichkeiten des Nachteilsausgleichs wie Steuererleichterung, Zuzahlungen für Medikamente und Klinikaufenthalte nur 1% statt 2% vom Bruttojahresverdienst, 5 Urlaubstage mehr, regelmäßiges verpflichtendes betriebliches Eingliederungsgespräch mit dem Arbeitgeber ...).
Dazu benötigst Du alles, was Du an Befunden über die Hirntumor-OP hast sowie einen fachärztlichen Befund oder Bericht über Deine Einschränkungen, die Du infolge des Tumors und seiner Entfernung jetzt dauerhaft hast. Falls Du einen Neurologen hast, kannst Du ihn darum bitten, ich glaube, Dein Hausarzt könnte das auch tun.
Ich habe selbst zusätzlich ganz persönlich aufgeschrieben, wie sich mein Leben ganz konkret gegenüber dem Leben vor der OP verändert hat. Also in etwa so, wie Du das hier aufgeschrieben hast.
Du kannst Dir im Internet beim Versorgungsamt ein Formular für den Antrag ausdrucken oder direkt ausfüllen. Gib sämtliche Krankheiten an, die Du sonst noch vielleicht hast. Falls Du in einer Rehaklinik warst, ist auch dieser Bericht wichtig. Psychische Belastung zählt unbedingt, falls Du das hast und einen Befund bekommst.
Dieser Antrag wird nicht schnell bearbeitet.
Inzwischen solltest Du mit Deinem Arbeitgeber sprechen, evtl. im Beisein von einem Behindertenbeauftragten, jemandem vom Personalrat oder einer Arbeitskollegin. Du schilderst ihm Deine Sorgen und machst ihm Vorschläge, wie Du vielleicht doch Vollzeit arbeiten könntest.
Vielleicht gibt es die Möglichkeit, eine Pause in einem ruhigen Raum zu machen, in dem Du Dich hinlegen kannst.
Vielleicht gibt es auch die Möglichkeit, eine oder zwei Stunden am Tag weniger zu arbeiten, falls das finanziell möglich ist.
(Die eventuelle Schwerbehinderung verkürzt bei den meisten Berufen die Arbeitszeit nicht.)
Es könnte auch die Erwerbsminderungsrente infrage kommen, aber da kenne ich mich nicht aus.
Vielleicht kann auch ein Wechsel der Tätigkeiten (mit hoher und geringer Konzentration) während der Arbeitszeit sinnvoll für Dich sein.
Der Arbeitgeber und der Personalrat hat möglicherweise auch Ideen.
Ich finde es prima, dass Du voll arbeiten möchtest und Dein Arbeitgeber sollte Dich dabei wirklich unterstützen, natürlich nur ihm Rahmen der Möglichkeiten und ohne, dass Du Vorteile bekommst, Du darfst nur keine Nachteile haben.
Bei einem guten Verhältnis sollte ein wenig auch ohne Schwerbehindertengrad gehen, mit ist es für Dich und den Arbeitgeber (!) einfacher. Dann hat er nämlich eine "Behinderte" als Arbeitnehmerin und das wird (von irgenwoher) gefördert.
Ich wünsche Dir sehr, dass es innerhalb der betrieblichen Möglichkeiten eine Lösung für Dich gibt, Vollzeit zu arbeiten.
KaSy