Hallo, Teo,
Es geht um das Ersetzen eines eigenen Schädelknochenteils, das bei der Operation herausgenommen und im Anschluss wieder eingesetzt worden war, das sich nun entzündet hat und keinesfalls wieder eingesetzt werden sollte.
Es kommt nicht selten vor, dass Knochenersatz direkt während der Operation angefertigt wird, wenn festgestellt wird, dass das eigene Knochenteil nicht mehr eingesetzt werden kann. Gerade bei Meningeomen ist es häufig so, dass mit den Hirnhäuten auch Knochen befallen sind, die ersetzt werden müssen. Das haben viele Meningeom-Operierte hinter sich und leben mit den Ersatzteilen sehr gut.
Bei Deiner Frau hat sich das eigene Knochenteil entzündet und wurde richtigerweise entnommen, um die Wundheilung zu ermöglichen.
Man kann auch ohne dieses Knochenteil gut leben, Ich habe vor Jahren Operierte kennengelernt, die ohne lebten, weil sie eine weitere Operation scheuten. Mir war das unheimlich.
Bis ich selbst in eine ähnliche Situation kam wie Deine Frau. Nach meiner (5.) Meningeom-OP gab es eine Wundheilungsstörung, die auf eine Entzündung des Knochenersatzes zurückgeführt wurde, das jedoch bereits während der 2. Meningeom-OP (17 Jahre zuvor) eingesetzt worden war. Festgestellt wurde es auch erst etwa vier Wochen später, als eigentlich die Wunden verheilt sein sollten, aber nicht waren. Sechs Wochen später wurde (im Rahmen einer plastischen OP) diese Knochenplastik entfernt und etwa fünf Monate lebte ich ohne, was für mich überraschend problemlos war.
Stabiler ist es natürlich mit einem gut eingepassten Knochenersatz. Dieser wurde für mich nach einem 3D-CT in Jena angefertigt und steril in meine (nicht Uni-)Klinik geschickt und dort von meinem Neurochirurgen eingesetzt.
Es gibt verschiedene Materialien, da alle stabil sind, jedoch in der Langzeitverträglichkeit geringste Unterschiede haben können.
Direkt während der OP kann aus Knochenzement ("Palacos") eine Knochenplasik angefertigt werden. Sie kann so eingesetzt oder mit Titanklammern befestigt werden. Mit dieser Art hatte ich jahrzehntelang keine Probleme und weiß das auch von vielen anderen Betroffenen.
Meine jetzige Plastik ist aus PEEK. Was das genau heißt, weiß ich nicht, aber auch sie habe ich jetzt seit zwei Jahren ohne Probleme.
Andere Neurochirurgen vertrauen vielleicht auf neuere Materialien, z.B. auf gitterartigen Ersatz aus Titan.
Nun sollte man wissen, dass die neuesten Materialien nicht unbedingt besser sind, insbesondere, weil es noch keine Langzeiterfahrungen gibt sowie der Neurochirurg damit auch eigene Erfahrungen (auch in der langjährigen Nachbeobachtung) haben sollte.
Eine Klinik oder einen anderen Operateur werde ich Euch nicht nennen. Ihr solltet überlegen, ob die Schuld für die jetzigen Komplikationen wirklich beim Operateur liegen oder an der Problematik "Meningeom". Vielleicht habe ich zu wenig Informationen.
Aber die Reaktion, das eigene Knochenteil zu entfernen, war richtig.
Die Antibiotikabehandlung war richtig.
Das Abwarten bis zur völligen Wundheilung ist richtig.
Das geplante Einsetzen eines Knochenersatzes ist auch richtig.
Ob Ihr unbedingt die Klinik und den Operateur wechseln solltet, müsst Ihr gut überlegen. Das Anfertigen und Einsetzen eines Knochenersatzes ist im Unterschied zur Meningeom-OP eine relativ einfache Sache. Der Neurochirurg, der die Meningeom-OP durchgeführt und später das Knochenteil herausgenommen hat, kennt die Situation im Kopf Deiner Frau am besten.
(Falls Ihr nicht bereits in einer Uni-Klinik seid, müsstet Ihr Euch beim Wechesel dorthin darauf einstellen, dass das Einsetzen der Plastik nicht vom Chefarzt übernommen wird, denn er hat mit Tumor-Operationen zu tun. Ich werde in meiner Klinik stets vom Chefarzt behandelt und operiert und auch mit einem Meningeom sowie dem Entfernen und Einsetzen von Knochenteilen sehr ernst genommen. Das kann in Uni-Kliniken anders sein.)
Ich würde Euch raten, mit dem Operateur zu sprechen, welche Materialien in Frage kommen und warum er welche bevorzugt. Fragt ihn nach dem Ablauf dieser Operation und auch danach, wie lange er das Abwarten und Leben ohne einen Teil des Schädelknochens für vertretbar hält. (Das können durchaus Monate oder viel mehr sein.)
Wenn Ihr wirklich wechseln wollt (was Euer Recht ist), dann lasst Euch alle Unterlagen geben, auch die, die Ihr noch nicht habt, damit der Operateur in der anderen Klinik die gesamte Vorgeschichte erfährt.
Zu der Problematik mit den Augen kann ich gar nichts sagen, da es mit der Lage des Meningeoms zusammenhängen könnte ...
Hier ist der Rat des Neurochirurgen sowie die Konsultaion eines Augenarztes (evtl. von außerhalb als "Konsil" hinzugerufen) anzuraten.
Ich wünsche Euch sehr viel mehr Optimismus als Ihr jetzt gerade habt und Vertrauen in das medizinische Personal! Es wird besser werden!
KaSy