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Gwen

Liebe Forenmitglieder,

bei meinem Bruder (69) wurde nach der erfolgreichen Behandlung eines Parotistumors im letzten Jahr nun Anfang des Jahres eine Hirnmetastase von ca. 2 cm festgestellt. Er erhielt eine Einmalbestrahlung, bei der die Metastase zwar verkleinert, aber nicht vollständig entfernt wurde (jetzt ist sie ca. 1 cm). Mein Bruder fragt beim Arzt nicht nach, und freut sich nur über jede "positive" Nachricht. Verständlich, aber ich frage mich schon, ob das eine normale Behandlung ist, oder eher ein Zeichen, das die Prognose so schlecht ist, dass man ihm weitere Bestrahlungsrisiken ersparen möchte? Ist es nicht das Ziel der Bestrahlung, das bösartige Gewebe komplett zu entfernen?

Da ich mit ihm und meiner Familie nicht darüber reden kann, würde ich mich sehr freuen, wenn jemand, der die Situation wiedererkennt, die Erfahrungen mit mir teilen mag.

LG

Prof. Mursch

Bei metastasierenden Tumoren kann es durchaus sinnvoll sein, eine "Tumorkontrolle", also kein Wachstum, zu haben.
Wenn die Entfernung schaden würde, sollte man damit eher vorsichtig sein.

Prof. Dr. med. Kay Mursch
Neurochirurg
Zentralklinik Bad Berka

KaSy

Hallo, Gwen,
ich nehme an, dass der Parotistumor (an/in der Ohrspeicheldrüse) im vergangenen Jahr operativ entfernt wurde.

Nun wurde eine Metastase gefunden.

Für die Behandlung von Hirntumoren und auch von Metastasen im Gehirn stehen Operationen und Bestrahlungen zur Verfügung, evtl. auch eine Chemotherapie.

Bei einem Tumor bzw. einer Metastase, die kleiner als 3 cm ist, kommt auch auch eine Einmalbestrahlung (= Radiochirurgie) infrage.

Weitere Möglichkeiten wären eine Operation oder eine 6-wöchige fraktionierte Bestrahlung (bis zu 30 mal eine geringe Strahlendosis) gewesen.

Eine Operation ist belastender als eine Bestrahlung, vor allem, wenn bereits vor nicht so sehr langer Zeit eine Operation am Kopf bei einem etwas älteren Menschen erfolgte.

Eine fraktionierte Bestrahlung wurde möglicherweise erwogen. Die häufigen Fahrten können aber auch anstrengend sein.

Letztendlich wurde die Radiochirurgie angeraten und durchgeführt, da sich die Ärzte davon einen sehr guten Erfolg bei recht geringer Belastung und wenigen Nebenwirkungen versprachen.

Und sie hatten Recht.

Der Tumor ist in etwa 6-7 Monaten von 2 cm auf 1 cm geschrumpft.

Keine Bestrahlung entfernt einen Tumor sofort vollständig. Die Strahlen bewirken eine Zerstörung der DNS in den Zellkernen der Tumorzellen und stören damit deren Fähigkeit, sich weiterhin zu teilen. Der Tumor bleibt im Körper. Die bestrahlten Zellen werden vom körpereigenen Immunsystem als Fremdkörper erkannt und "naaach und naaach abtransportiert". Das kann viele Monate bis zu einigen Jahren dauern, bis diese Metastase im MRT nicht mehr sichtbar ist und aus dem Gehirn völlig verschwunden ist. Aber die Metastase ist sozusagen tot, sie wächst nicht mehr und ihre Zellen werden abtransportiert oder einige verbleiben als totes Gewebe (Nekrose) vor Ort. Schaden richten sie nicht mehr an.

Es ist also die beste Methode für Deinen Bruder gewählt worden.

Hätte er unter der Bestrahlung Probleme gehabt oder würde unter langfristigen Folgen leiden, hättest Du es geschrieben, also geht es ihm wohl gut.

Dass die Einmalbestrahlung als Therapie gewählt wurde, hat also überhaupt nichts mit einer schlechten Prognose zu tun!

Im Gegenteil, sie war die bestmögliche Methode, eine gute Lebensqualität während und nach dieser erfolgreichen Therapie zu erhalten.

Mach Dir also bitte keine Sorgen wegen dieses im MRT sichtbaren Metastasen-Restes.
KaSy

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