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mare

Hallo zusammen! Ich bin neu hier im Forum.Mein Mann ist vor drei Jahren an einem Glioblastom erkrankt.Er wurde inzwischen dreimal operiert und bestrahlt,zusätzlich Chemo mit Temodal und Avastin und Mistelinjektionen.Nun hat er wieder Rezidive,die inoperabel sind.Er bekommt wieder temodal und soll bestrahlt werden.Die Situation ist für uns alle sehr schwierig(wir haben drei Kinder),aber mein Mann befindet sich seit Wochen in so einem Negativloch,aus dem ihn nichts herausholen kann.Er ist dazu auch sehr aggressiv und tobt wegen den kleinsten Kleinigkeiten herum.Ich weiss, dass ich nicht ermessen kann,wie es für ihn ist,denn ich bin nicht krank,trotzdem würde ich mir wünschen, dass er versucht,seine Einstellung zu ändern und dass er uns nicht als Prellbock benutzt.Versteht Ihr?Geht es jemandem ähnlich?

Ich würde mich sehr freuen,von Euren Erfahrungen zu hören,denn im Moment bin ich sehr rat-und hilflos!

Liebe Grüße
mare

alma

Hallo mare,

erstmal herzlich willkommen hier im Forum.
Angehörige sind in einer sehr schweren Situation. Sie müssen bzw. wollen dem Erkrankten beistehen, stehen aber oft nur hilflos daneben, gerade was die Symptome und seinen Umgang mit der Krankheit angeht.
Über Aggressivität wurde hier schon öfter geredet. Das Problem tritt hin und wieder auf und ist für die Angehörigen sehr quälend.
Es ist ja verständlich, dass es einem mit der Diagnose psychisch schlecht geht, aber daraus folgt nicht die Berechtigung, es an anderen abzulassen.
Was kann man tun? Ich zähle nur die Möglichkeiten auf, die mir einfallen, ohne sie im Einzelnen zu bewerten.
- Vielleicht mit Hilfe von Freunden deinen Mann in einem Gespräch
dazu zu bringen, dass er sein Verhalten besser wahrnehmen und
sich in euch hineinversetzen kann.
- Einen Arzt (Neurologen) zu Rate ziehen, der ihm ein Antidepressivum
oder etwas zur Beruhigung verschreibt.
- In eine Angehörigenselbsthilfegruppe gehen, um regelmäßig mal
rauszukommen und Rat und Unterstützung zu finden.
Er wird unter der Behandlung ja eingeschränkt sein, sonst wäre eine Tagesklinik vielleicht auch eine vorläufige Lösung. Vorausgesetzt, es macht ihn zufrieden.
Mehr fällt mir jetzt auch nicht ein, aber es melden sich bestimmt noch andere Teilnehmer, auch solche mit eigener Erfahrung mit diesem Problem.

LG, Alma.

mare

Liebe Alma,

danke für die Anregungen.Vorallem das mit den Freunden und das mit der Tagesklinik ist eine gute Idee.Antidepressiva nimmt er schon,allerdings scheinbar ohne Wirkung.Er will sich aber auch nichts anderes verschreiben lassen.

Herzlichen Dank also und alles Gute für Dich!

mare

gramyo

Liebe Mare und Mann und eure Kinder,

auch ich möchte euch herzlich hier im Forum willkommen heißen und hoffe für dich, dass der Austausch mit "uns hier", dir eine gewisse Erleichterung und auch Kraft und Unterstützung gibt. Du bist auf zwar andere Weise, aber dennoch auch stark belastet.

Dass dein Mann aggressiv wird, kann ich auf der einen Seite durch seine jetzige Situation, die ja definitiv die Lebenszeit verkürzt, verstehen, aber es wäre wirklich gut, wenn es eine Tageseinrichtung in eurer Nähe gebe,die er besuchen könnte.

Oder soll die Bestrahlung stationär erfolgen? In der Regel ist das ja nicht der Fall, aber es kommt ja auf den allgemeinen körperlichen Zustand an.Hat er schon einmal eine Therapie bei einem Psychoonkologen gemacht?

Auch mit inoperablen Rezidiven kann man durchaus noch bessere und qualitätsmäßig gute Zeiten miteinander verbringen. Bei uns war von Anfang an die Situation, dass die beiden Glioblastome inoperabel waren, oder es wäre zu einer wirklich nicht lebenswerten Situation gekommen.

Wir hatten nur einmal eine verbale Aggression von seiner Seite. Die ging aber tatsächlich sehr schnell vorbei, da ich ihm ruhig sagen konnte, dass das nicht seine Wesensart ist, sondern eben halt von den Tumoren kommt.

Ich denke, dass dein Mann ja auch durch drei Operationen und all die anstrengenden Behandlungen, eigentlich fast nicht anders kann, als zur Zeit aggressiv/depressiv zu sein.

Deswegen wäre eine Therapie , die auch gestalterisch (malen, mit Ton arbeiten) sehr wichtig für ihn, damit er wieder ein bisschen Lebensfreude bekommt.Da er ja auch eine Misteltherapie gemacht hat, seid ihr ja wohl aufgeschlossen für eine ganzheitliche Therapie.

Dir kann ich nur ans Herz legen, immer wieder zu schreiben, weil es dir Erleichterung bringen wird. Oder gehe mal in den chat. Das kann durchaus auch gut für dich sein.

Liebe Grüße und sehr viel Kraft wünsche ich dir und gebe dir gedanklich ein bisschen Ruhe und Energie.

Herzlichst
Gramyo mit Burkard im Herzen und Leben .. für immer und dennoch auch im Hier und Jetzt...

supii

Liebe Mare,
bin auch erst seit ein paar Tagen angemeldet, mein Mann kämpft seit 2008. Inzwischen hat er die 4.OP im März hinter sich, zwei Bestrahlungen , Chemos (temodal) und fängt am Montag mit einer erhaltenen Chemo an. 2012 war er bei der Bestrahlung sehr aggressiv - empfand ich als schlimme, fast unerträgliche Zeit. Wir haben zwei Kinder 12 und 15.

Er macht inzwischen eine psychoonkologische Therapie, die ihm hilft, wie auch andere Therapien (Ernährung, Hyperthermie, Mistel - bisher geht es ihm stimmungsmäßig nach der Mistelspritze immer besser) und auch ich bin in psychotherapeutischer Begleitung. Manchmal hab ich das Gefühl nicht mehr zu können - weiß nicht, wie ich den Wahnsinn noch aushalten soll. Dann gehts wieder.

Wie alt sind deine Kinder? Mir /uns hat der Hospizverein sehr geholfen. Hat mich zwar Überwindung gekostet, mich dahin zu wenden - aber die machen so tolle Arbeit - sehr unterstützend. Ich wusste lange nicht, wie ich mit den Kindern reden soll, wie viel ich ihnen zumuten kann. Inwzischen sind wir komplett offen. (Mein Mann hatte anfangs noch einen gutartigen Tumor und er war nach den ersten beiden OPs für andere relativ schnell wieder der "Alte")

Seit der letzten OP ist er halbseitengelähmt, war 10 Wochen z ur REHA - hatte wohl einen Infarkt bei der OP. Inzwischen kann er zum Glück sich wieder im Haus ohne Rollstuhl bewegen und auch Treppen steigen.
Mir tut das Forum gut - merke ich, zu lesen, - so traurig es ist, dass man nicht alleine ist. Im Alltag hat man ja doch eher das Gefühl, dass man eher "alleine mit so einer Situation" da steht. Andererseits hab ich so viel Hilfsbereitschaft erfahren.
Versuchen sein "normales" Leben wenigstens ein Stück weit zu leben.
Ich war in den Ferien mit den Kindern eine Woche im Urlaub am Meer, das war für uns wichtig, auftanken und tat so gut, - auch meinem Mann, er hat erlebt, dass er auch mal ein paar Tage ohne unsere Anwesenheit zurechtkommt. (dafür waren seine Eltern und Freunde im Einsatz)
Vielleicht wär ja das auch eine Möglichkeit für dich - mit den Kindern wenigstens ein paar Tage mal weg zu fahren.

Ich denk an dich
supii

mare

Liebe gramyo und liebe supii!

Danke für Eure lieben Worte und Eure Ratschläge.Im Moment ist es so,dass mein Mann alles ablehnt(Psychoonkologie=Gelaber,Gestalttherapie= ist nichts für mich).Ich habe wirklich versucht,ihm alles Mögliche schmackhaft zu machen,aber selbst Freundschaften pflegt er nicht,sondern stützt sich komplett auf mich.Ich sage ihm, dass das nicht geht, dass er mich überfordert,er gibt mir auch Recht,tut aber trotzdem nichts.Ich bin in psychoonkologischer Behandlung,was mir sehr hilft,und ich habe auch ganz verwegen überlegt,mit meinen "Kindern"(16,18,20) alleine in den Urlaub zu fahren,auch wenn ich weiss, dass ich Schuldgefühle haben werde.Leider spricht er mit unseren Kindern auch nicht offen,das hab ich irgendwann getan,weil ich keine Kraft hatte,eine Schau zu spielen.Das mit dem Hospizverein werde ich auf jeden Fall versuchen,und auch das mit dem Chat.
Es tut mir sehr,sehr leid, dass Dein Mann nicht mehr bei uns ist,Gramyo.Wie geht das Leben weiter?

Und Dir,supii,viel Kraft,auch für Deine Kinder!

Ich denke sehr feste an Euch!

mare

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