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Muriel

Liebe Gruppe,

heute Abend habe ich meinen ersten Psychoonkologietermin. Ich möchte mich gern ein wenig vorbereiten und würde mich freuen, wenn Ihr mir ein wenig Einblick gewähren könntet, welche Themen Ihr bei Euren Terminen besprochen habt.

Meine bisherigen Erfahrungen mit Psycholog:innen, die ich auf das Thema Tumor und Konzentration auf den Tod angesprochen habe, waren wenig ermutigend; alle haben versucht, dem Thema zu entgehen. Ich habe viele interessante Gespräche geführt, bin aber mit meiner Auseinandersetzung mit dem Tod nach wie vor allein. Deshalb setze ich sehr große Hoffnungen darauf, heute eine Fachfrau zu treffen, die keine Angst vor dem Thema hat, und freue mich, wenn Ihr Eure Erfahrungen mit mir teilt.

Liebe Grüße

Muriel

Gan64

Hallo Muriel,


ich wünsche dir für deinen Termin ein Gegenüber, welches sich deiner Fragen, Gedanken und Sorgen annimmt, alles Gute dafür!

Warum wird versucht, dem Thema Tod zu entgehen?
Vielleicht denken die, ein Meningeom per se sei nicht so lebensbedrohend wie z.B. bösartige Tumore und man sich daher nach dem Motto "Kraft des positiven Denkens" auch nicht damit beschäftigen sollte.
Ich teile diese Ansicht nicht.
Wenn sich jemand Gedanken oder Sorgen macht oder gar Angst in diese Richtung hat, dann sollte das meiner Meinung nach auch bearbeitet werden.
Es wegzuschieben, lässt den Patienten alleine, denn es löscht ja nicht diese Gedanken.

Manche Ärzte sind sich selber gerade mit dem Thema Tod nicht im Reinen, können damit nur schwer umgehen.
Und gerade in der Kommunikation mit Sterbenden (okay, das ist jetzt nicht dein Fall) gibt es viele Unsicherheiten und Missverständnise. Offenbar fängt das beim Thema Tod auch schon dann an, wenn es noch längst nicht "soweit" ist.

Alles Gute wünsche ich dir und vielleicht magst du mal erzählen, wie es war.

Liebe Grüße
Gan

Muriel

Hallo Gan,

ich denke, dass die meisten Menschen furchtbare Angst vor der Beschäftigung mit dem Tod und der eigenen Endlichkeit haben- so auch ich. Die OP und die Erkrankung haben tiefgreifende Themen in mir aufgewühlt, auf die ich keine Antwort habe und auf die ich Antworten finden MUSS.

Ich habe in Gesprächen mit Psycholog:innen in der Reha, mit meinem Psychiater zu Hause und bei einem Gespräch mit der Diakonie festgestellt, dass diese professionellen Helfer:innen dem Thema Tod und Hilflosigkeit und Abhängigkeit von anderen ebenfalls ausweichen und versuchen, mich an andere weiterzugeben. Große Erleichterung, wenn das funktioniert!

Ich beginne mittlerweile jedes Gespräch über Tumor und Krankheit und Angst vor Rezidiv mit "Und wenn noch einmal jemand das Bild von dem halb vollen Glas bemüht, dann fange ich an zu schreien." Das wirkt immer.

Vielen Dank für Deine guten Wünsche, und ich melde mich, wenn ich zu den Wissenden gehöre.

Liebe Grüße

Muriel

Gan64

Hallo Muriel,

es macht mich sehr traurig zu lesen, dass man erleichtert ist, dich mit deinen Ängsten und Sorgen weiterreichen zu können.

Wenn du offenen Fragen hast, ja, dann MUSST du Antworten finden, nur so kannst du auch einen Weg im Weiterleben finden. Sind diese Frage einmal auf dem Tapet, MÜSSEN sie nachhaltig beantwortet werden, denn sie lassen dich sonst nie wieder los.

Deine Fragen... wäre es eventuell eine Möglichkeit, dass du die Antworten in der Literatur finden könntest?
Mit tiefgreifenden Themen haben sich manche dort auseinandergesetzt.

Ich schreibe dir gleich auch noch eine PN.

Liebe Grüße
Gan

Mego13

Liebe Muriel,

da ich beruflich viele Psychologen in meinem Bereich gecoacht habe und andersherum in meiner "Trainerausbildung" von vielen unterrichtet wurde, kann ich Dir nur sagen, dass es sehr viele Unterschiede innerhalb der angewandten Methoden gibt. Zudem ist es so, dass es aus meiner Warte einen großen Unterschied zwischen Psychotherapeuten gibt, die nur selten mit Tumorpatienten arbeiten und denjenigen, die eine Zusatzausbildung in Psychoonkologie besitzen.

Meine Psychoonkologin vertritt als ein bevorzugtes Werkzeug die sogenannte "radikale Akzeptanz", was einige Menschen allerdings als sehr hart empfinden. Viele Freundinnen finden es gruselig, wenn ich es erzähle. Mir hilft es aber sehr. Wir sparen auch die Themen Tod, Trauer, Verlust nicht aus. Dennoch kann es eigentlich noch zentraler sein, den Blick auf die Gegenwart und das "Jetzt" zu legen. Wie kann ich den Moment leben?

Eine Psychoonkologin ist Deine Begleiterin. Das heißt, Du darfst Deine Wünsche äußern, sagen was Dir zentral wichtig ist.
Dennoch wird Deine "Wegbegleiterin" darauf achten, dass sich Deine Lebensqualität durch die Sitzungen verbessert. Dazu kann es auch gehören, den Blick auf das Leben zu richten. Allerdings sollte das Thema Rezidivangst klassischerweise von einer Psychoonkologin behandelt werden. Das gehört auf jeden Fall dazu.

Normalerweise bekommst Du in der ersten Sitzung auch einen Fragebogen zu Deiner Biografie, den füllst Du Zuhause in Ruhe aus und dann wird sich die Psychoonkologin noch besser auf die Folgesitzungen vorbereiten können.

Hast Du eigentlich schon einmal hier im Forum den Thread "Bullshitbingo" gefunden, da gibt es sehr viele "liebreizende" Sprüchlein. Da kann man die Laune verbessern, wenn Menschen mal wieder die Hirnzellen ausschalten um besonders kluge RatSCHLÄGE rausgehauen haben.

LG
Mego

Muriel

Liebe oder lieber Mego,

herzlichen Dank für Deinen herzerfrischenden Post! Er hat mir wirklich gut getan.

Das Konzept der radikalen Akzeptanz ist mir sehr vertraut; mein früherer Psychiater hat nach diesem Konzept mit mir gearbeitet, wenn ich definitiv nicht mehr weiter wusste und nicht mehr weiter konnte. Ich finde dieses Konzept unendlich tröstlich, weil es für mich immer das Ende der Angst und das Ende des Leids war- gerade durch seine Brutalität. Und ich hoffe sooo sehr, dass die Psychoonkologin in dem Krankenhaus, in dem ich operiert bin, so arbeitet. Denn das ist es, was ich brauche. Schonungslose, brutale Offenheit, Tacheles reden, dann mal gucken.

Den Thread "Bullshitbingo" habe ich schon gesehen, aber noch nicht reingeschaut. Aber ich glaube, ich trage mein Lieblingszitat gleich dazu bei. Es geht so:

"Ja, ich hatte eine Hirn-OP, ich hatte einen gutartigen Tumor, der komplett entfernt worden ist."
"Hmhm....bei meiner Nachbarin / meiner Freundin / ...ist auch ein gutartiger Tumor entfernt worden, die hatte das gleiche wie Sie; der Tumor ist aber mehrmals wiedergekommen, und nach der vierten OP ist sie dann in der Narkose geblieben."
Und die Leute halten sich für sensibel, empathisch und hilfreich....

Liebe Grüße

Muriel

Lissie 38

Psychoonkologe?

Ein Meningeom ist kein Krebs soweit ich weiss.Onkologen sind für Krebspatienten

Lissie 38

Über den Tod solltest du auf keinen fall nachdenken warum auch? Geniesse liebe4r das Leben und hole dir Hilfe vom Psychologen
falls du über den Tod nachdenkst.

An einem Meningeom stirbst du nicht --man muss immer positiv denken

Mirli

Hallo Muriel,

um den Faden "Behinderten Bullshit Bingo" aufzunehmen, habe ich hier mal eine schöne Antwort, auf die Frage (eines Kindes), warum man denn so einen Verband am Kopf hätte - worauf die Antwort kam: "Ich hatte einen sehr großen Gedanken."

Ich selbst habe keinerlei Erfahrungen mit Psychologen, Psychiatern oder Psychoonkologen bisher gemacht, da ich eher der Typ bin, der alles mit sich selbst ausmacht.
Aufgefallen ist mir in deiner Fragestellung schon, dass es dich interessiert, welche Themen denn andere Leute besprochen haben. Ich glaube, du bist besser beraten, deinen Kompass auf dich selbst auszurichten, weil jeder Mensch anders programmiert ist. Lege den Fokus auf deine eigenen Fragen, momentane Probleme, Ängste oder Sorgen.
Beim Thema "Tumor und Konzentration auf den Tod" sehe ich es ähnlich wie Mego. Konzentriere dich auf's Leben, sei dem Leben zugewandt. Denke immer daran, was alles gut tut, und nicht daran, was nicht. Mego hatte den Vorschlag beim Führen des "Schmerztagebuches" was "Schmerz-los-tagebuch" dann heißen müsste, bereits gemacht, Positives statt Negatives zu notieren.

Zitat: "Ich beginne mittlerweile jedes Gespräch über Tumor und Krankheit und Angst vor Rezidiv mit "Und wenn noch einmal jemand das Bild von dem halb vollen Glas bemüht, dann fange ich an zu schreien." Das wirkt immer.

Ich finde auch einige oft verwendete Phrasen fürchterlich, nicht nur das halbvolle/halbleere Wasserglas, sondern z.B. auch: Die Hoffnung stirbt zuletzt. & Der Glaube versetzt Berge.
Es kommt nämlich nur darauf an, ob das Wasserglas zuvor leer war - erst dann kann es danach wieder halbvoll sein oder ob es zuvor gefüllt war, erst dann ist es wieder halbleer. Alles eine Frage der Perspektive.

Alles Gute!
Gruß Mirli

Lissie 38

Man muss immer polsitiv denken und das Beste aus einer Situation machen

Wegen einem harmlolsen Menigeom muss man nicht grübeln- da gibt es schlimmere Diagnosen..

Das Glas ist immer halb voll nichtg halb leer finde ich

Ja und die Hoffnuhng stirbt zuletzt ist ein super Spruch und trifft zu 99 Prozent zu

Lissie 38

Kopf hoch Mädchen

das Glas ist immer halbvoll nicht halbleer...einer meiner Besten Sprüche die mich enorm hochziehen

und denke immer positiv - die Hoffnung stirbt zuletzt...
der Glaube versetzt be3rge..ikch glaube enorm an Gott und es hilft usn sehr

alles liebe

ein meningeom ist übrigenbs völlig harmlos ;) sorry wen ich dich hier enttüuchenh muss

Gan64

Also, ich sehe das anders...

"Man muss immer polsitivdenken und das Beste aus einer Situation machen"

= Man muss gar nichts ;-)
Und hier ist die Situation so, dass jemand tiefgreifende Fragen hatte und solche Fragen lassen sich nicht einfach "wegdenken". Diese Fragen müssen erst beantwortet werden, daraus schöpft sich dann positives Denken.

"Wegen einem harmlolsen Menigeom muss man nicht grübeln- da gibt es schlimmere Diagnosen.."

= Sorry, aber das empfinde ich als wenig wertschätzend.
Wie "harmlos" für jemand anderen die Diagnose Meningeom ist oder nicht, sollte sich niemand anmaßen zu beurteilen. Natürlich gibt es schlimmere Diagnosen, aber das ist ja hier kein Wettbewerb. Wenn mir jemand seine Sorgen und Ängste kundtut, dann finde ich, sollte man auch bei dieser Person bleiben und nicht mit anderen Fällen herunterspielen.

Muriel

Guten Abend,

der Termin bei der Psychoonkologin war sehr aufbauend und für mich wichtig. Da ich nicht wusste, was für Fragen in einem psychoonkologischen Treffen gestellt werden, möchte ich sie Euch weitergeben:

- Wie möchten Sie sterben?

- Wir haben viel über die Formulierung der Patientenverfügung, die Konsequenzen dieser Formulierungen und über die Art der Bestattung gesprochen.

- Woran erkennen Sie in der Stunde Ihres Todes, dass Sie mit Ihrem Leben zufrieden waren?

- Wie möchten Sie leben?

- Was können Sie tun, um sich die Erlebnisse, die Sie noch haben wollen, tatsächlich zu ermöglichen?

Wir haben ein intensives Gespräch geführt; natürlich läuft jedes Gespräch anders ab, aber das waren die Themen, die mir wichtig sind.

Übrigens ist die Psychoonkologie für Meningeom-Patient:innen zuständig. Ich war in der psychoonkologischen Abteilung der Klinik, in der ich operiert worden bin.

Gan64

Liebe Muriel,

wie schön, dass du eine Psychoonkologin gefunden hast, mit der du solch ein Gespräch führen konntest, wie du es dir doch so gewünscht hattest.
Wenn deine Fragen beantwortet, wenigstens aber thematisiert wurden, dann mag es dir möglicherweise soviel Kraft geben, dass du dich gestärkt wieder dem Leben zuwenden kannst.

Patientenverfügung, sich gedanklich mit dem eigenen Tod auseinandersetzen, dies alles wäre auch für meiner Meinung nach alle Menschen hilfreich, damit man nicht "überrollt" wird, wenn es eines Tages soweit ist. Wenn wir Sterben als einen Teil des Lebens begreifen, werden wir bewusster und klarer leben ;-)

Viele Grüße
Gan

Muriel

Liebe Gan,

ja, das war ein für mich sehr guter Termin. Natürlich setzt jede:r andere Schwerpunkte, aber der Grund für mich, zu einer Psychoonkologin zu gehen, war eben, dass ich nur noch auf den Tod fixiert war. Ich bin mittlerweile mit Patientenverfügung und Bestattungsvorsorge schon sehr weit vorgedrungen -heute habe ich einen Termin bei einem Bestatter, damit meine Familie später nur noch eine Telefonnummer wählen muss, und die Sache läuft in meinem Sinne und ist bezahlt.

Bei den nächsten Terminen geht es darum, wie ich mein Leben sinnvoll nutzen kann. Ich habe auch Hausaufgaben bekommen, die mir viel zu denken geben.

Ich bin sehr zufrieden und kann die psychoonkologische Betreuung nur empfehlen. Ich bin ja in der psychoonkologischen Abteilung der Klinik, in der ich operiert worden bin, und konnte deshalb sicher sein, auf einen Menschen zu treffen, der wirklich schon mal mit Krebskranken zu tun gehabt hat. Die anderen Menschen, die ich auf meiner Suche nach Psychoonkologie getroffen habe, hatten vor dem Thema Angst und wimmelten es ab.

Liebe Grüße

Muriel

Mego13

Liebe Muriel,

Es freut mich sehr, dass Du Deinen Termin als so bereichernd empfunden hast. Es ist allein schon hilfreich, wenn man das Gefühl hat, da ist jemand, der begleiten und verstehen möchte.
Der auch den eigenen individuellen Weg mit Dir sucht und trotzdem sozusagen "gesunde Leitplanken" setzt.
Hausaufgaben sind normal, manchmal zu erwarten, aber auch einige Male überraschend.

LG
Mego

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